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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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einige Juden traf, die ihm »einige Heilmittel für die Wunde, eine gute Mahlzeit und eine sehr anständige Unterkunft für die Nacht gaben«. Einer der Männer versorgte am nächsten Morgen seine Wunde und gab ihm einFrühstück, bevor sich Pellow wieder auf den Weg nach Qualidia machte.
    An diesem Tag kam er gut voran, und in der Nacht hatte er einen sehr schönen Traum: »Mir träumte, ich begegnete dem Kommandanten eines Schiffes, der mir, obwohl ich ihn nie zuvor gesehen hatte, auf die christlichste und höflichste Art anbot, … mich allen Gefahren zum Trotz mit sich zu nehmen.« Als Pellow früh am Morgen erwachte, war er entschlossener denn je, sein Ziel zu erreichen.
    Als er gegen Mittag in Qualidia eintraf, sah er zu seiner großen Freude, dass im Hafen zwei europäische Handelsschiffe vor Anker lagen. Eines dieser Schiffe war aus Genua gekommen und mit Getreide beladen. Anders als die Besatzungen der meisten europäischen Schiffe, die Handel mit Marokko betrieben, waren die Männer an Bord nur zu gerne bereit, Kontakt zu einem Renegaten aufzunehmen, der die Landessprache beherrschte. »Ich ging gleich an Bord und wurde freundlich aufgenommen«, schreibt Pellow. Die Männer sagten ihm, »sie hätten einen Kenner der Sprache … dringend nötig und fragten mich, ob ich schon zu Abend gegessen habe und Meerbarbe möge«.
    Während der Fisch in der Pfanne schmorte, erkundigte sich Pellow nach dem zweiten Schiff, das in der Bucht vor Anker lag. Die Seeleute sagten ihm, es gehöre Kapitän Toobin aus Dublin, »einem sehr fröhlichen, gesprächigen Mann«, der ebenfalls einen Dolmetscher brauche. Schon kurze Zeit später lernte Pellow den irischen Kapitän kennen, und dieser bereitete ihm die größte Überraschung seines Lebens: »Bevor wir [mit dem Abendessen] fertig waren, kam Kapitän Toobin an Bord, und in dem Augenblick, als ich ihn sah, war ich ganz sicher, dass dies derselbe Mann war, den ich in meinem Traum gesehen hatte.« Die beiden Männer verstanden sich auf Anhieb, und Toobin lud Pellow auf sein Schiff ein. »Nachdem wir ein Glas Wein getrunken hatten, fragte er mich, wie lange ich schon in der Berberei lebe.« Pellow erzählte ihm die traurige Geschichte seiner 23 Jahre währenden Gefangenschaft und berichtete über seine Abenteuer im Dienst des Sultans.
    Toobin fragte ihn, warum seine früheren Fluchtversuche gescheitert seien. Pellow erklärte ihm, wie gefährlich es war, aus Marokko zu fliehen. »Ich sagte ihm, dass ich es oft versucht und dabei fast das Leben verloren hätte.« Er erzählte Toobin, dass er mehrfach englischen Kapitänen begegnet sei, die sich jedoch davor gefürchtet hätten, ihn an Bord zunehmen. Toobin war entsetzt darüber, dass Pellows Landsleute so hartherzig hatten sein können, und schwor, ihn mitzunehmen. Er sagte zu Pellow: »Zu Ihrer Beruhigung kann ich Ihnen sagen, dass Sie schließlich doch einem Christen begegnet sind, und hier ist meine Hand darauf.« Pellow konnte kaum glauben, was er da hörte, und fragte Toobin, ob er es wirklich ernst meine. Der irische Kapitän sah ihn unverwandt an und sagte, er solle nicht verzweifeln: Toobin war fest entschlossen, ihn mitzunehmen, selbst wenn er damit sein Leben aufs Spiel setzen würde.
    Pellow wurde von seinen Gefühlen überwältigt und rang mit den Tränen. Kapitän Toobin war gerührt. »Er sprach mit solcher Aufrichtigkeit und solchem Mitgefühl von meinem traurigen Fall«, schreibt Pellow, »dass ich die Tränen nicht länger zurückhalten konnte.« Er war von der Freude überwältigt und »konnte nicht umhin, ihm weiter Gesellschaft zu leisten«.
    Am 10. Juli 1738 ließ Kapitän Toobin den Anker lichten. Da bis zuletzt die Gefahr drohte, dass Thomas Pellow entdeckt wurde, befahl ihm der Kapitän, unter Deck zu bleiben. »Um Gottes Willen, Tom«, sagte er, »achte darauf, dass keiner der Mauren dein Gesicht sieht.« Auf offener See drückte der Wind das Schiff in Richtung des gefährlichen Hafens von Mamora (Mehdia), und die Besatzung verbrachte die ganze Nacht auf Deck, um einen Angriff abwehren zu können. »Wir brachten unsere Waffen an Deck«, schreibt Pellow, »setzten in jede einzelne einen neuen Feuerstein ein und luden sie mit drei Musketenkugeln.« Doch im Lauf der Nacht drehte der Wind, so dass sie das Schiff wieder vom Land wegsteuern konnten. »Vor Sonnenaufgang waren wir etwa fünf Leugen seewärts getragen worden und mussten nicht mehr fürchten, dass ihre Boote uns nachstellen würden.« Kapitän

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