Weisses Gold
bewaffnet war. Pellow wurde plötzlich von Angst ergriffen. In dieser einsamen und trostlosen Gegend durfte er nicht auf Hilfe hoffen. Er geriet in Panik und ging schneller, um seine Verfolger abzuschütteln. Aber als er sich wenig später nach ihnen umsah, entdeckte er, dass sie ihn fast eingeholt hatten.
Ein Stück den Berg hinauf sah er ein kleines steinernes Gebäude. Dieses Haus musste er erreichen. Er beschleunigte seinen Schritt und begann schließlich zu laufen, aber die Banditen kamen rasch näher. Als Pellow den Hang hinauf sah, stellte er entsetzt fest, dass ihn einer der Männer überholt hatte und bereits auf ihn wartete. »Ich wurde rasch von einem sehr schnellen Boten überholt.« Er hatte schreckliche Angst, denn nun saß er in der Falle.
Der Angriff ließ nicht lange auf sich warten. Der Mann, der ihm den Weg abgeschnitten hatte, hob seine Muskete und zielte exakt auf Pellow. Seine Beute war ein leichtes Ziel. In der vollkommen kahlen Umgebung konnte Pellow nirgends Schutz suchen. Aus der Muskete schlug ein Feuerstrahl und der Schuss krachte. »[Die Kugel flog] zwischen meinen Beinen hindurch und riss mir das Fleisch etwa einen halben Zoll tief auf.« Die Wunde blutete heftig und färbte den Stoff seiner Kleidung dunkelrot. In dem verzweifelten Bemühen, seinen Verfolgern zu entkommen, humpelte er weiter, aber die Schusswunde »bremste [s]einen Schritt derart, dass sie [ihn] rasch eingeholt hatten«.
Seine Kräfte schwanden. Die Wunde im Bein war sehr viel tiefer, als er zuerst geglaubt hatte, und er verlor sehr viel Blut. Als er benommen zu Boden fiel, warfen sich die Angreifer auf ihn. Sie schlugen und traten ihn, bis er sich nicht mehr rührte. Dann nahmen sie ihm alles ab, was er bei sich trug, und ließen ihn in seinem Blut liegen.
Es ist unmöglich zu wissen, welche Gedanken Thomas Pellow durch den Kopf gingen, als sein Herzschlag schwächer wurde. Er hatte so viele Jahre von einer Heimkehr nach England geträumt. Als er sterbend auf dem steinigen Boden lag, kehrten vielleicht Bilder aus seiner fernen Kindheit in Cornwall zurück, und er fragte sich, ob er die kleinen Häfen von Falmouth und Penryn jemals wiedersehen würde.
Im Frühjahr 1738, zur selben Zeit, als Pellow von den Straßenräubern überfallen wurde, segelte ein erfahrener irischer Seebär an der marokkanischen Küste entlang. Kapitän Toobin hatte eine wertvolle Ladung an Bord, die er in einem der wohlhabenden Atlantikhäfen zu verkaufen hoffte. Aber sein Vorhaben war schwierig und gefährlich. Er musste ständig vor den Korsaren aus Salé auf der Hut sein, und hatte »großen Ärger mit den maurischen Händlern« gehabt. Doch er wollte seinen Plan nicht aufgeben und steuerte sein Schiff in den kleinen Hafen von Qualidia. Als sein Schiff dort neben einer genuesischen Brigg vor Anker lag, erfuhr er, dass ihm ein unerwarteter Glücksfall genau die Hilfe beschert hatte, die er brauchte. Gerade erst war in Qualidia ein junger Engländer eingetroffen, der verletzt war und humpelte. Er sprach fließend Arabisch und wollte Kapitän Toobin nur zu gerne helfen.
Es ist bemerkenswert, dass Thomas Pellow den Überfall überlebt hatte. Er war dem Tod auf dem el-Hedid sehr nahe gewesen, hatte jedoch das große Glück gehabt, dass seine Peiniger, als sie ihn gerade töten wollten, von einer größeren Gruppe von Banditen überrascht worden waren. In der folgenden Auseinandersetzung hatten sich die beiden Räuberbanden zerstreut und Pellow seinem Schicksal überlassen. Als der Abend hereinbrach und die Temperatur fiel, gerann sein Blut schneller, und seine Wunde schloss sich.
Als er wieder zu Bewusstsein kam, wurde ihm klar, dass seine Peiniger fort waren. Er war schwer verletzt und sehr geschwächt, aber er sah, dass das Gebäude, das er zu erreichen versucht hatte, ganz nah war. Unter großen Schmerzen gelang es ihm, sich zu dieser Hütte zu schleppen, »wo [er] einige Kräuter ausriss und das Blut stillte, nachdem [er] bereits sehr viel Blut verloren hatte«. Kurze Zeit später tauchte der Bewohner der Hütte auf. Er hatte Mitleid mit dem schwer verwundeten Wanderer und brachte ihn ins Haus. Pellow erhielt etwas Kuskus und »schlief trotz der Verletzung sehr gut«.
Als er am Morgen erwachte, hatte er sich tatsächlich so weit erholt, dass er seinen Weg fortsetzen konnte. In der Hoffnung, den Abstieg auf der anderen Seite des Berges bis zum Nachmittag zu schaffen, humpelte er weiter. Es gelang ihm, einen Fluss zu erreichen, wo er auf
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