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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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hatte, das sich vom Baltikum bis zu den Kanarischen Inseln erstreckte. Er verdankte sein Vermögen einem prosaischen Produkt: Er handelte mit Sardinen, die in den nährstoffreichen Gewässern um Penryn in großen Menegen gefangen wurden. Und auch bei dieser Fahrt beförderte die
Francis
getrocknete und gepökelte Sardinen, die für Genua an der Nordwestküste Italiens bestimmt waren.
    Die Besatzung des Schiffs bestand einschließlich des Kapitäns nur aus sieben Mann, die allesamt erfahrene Seeleute waren. Der Kapitän John Pellow war ein rauer Seebär, der den größten Teil seines Lebens auf dem Meer verbracht hatte. Er konnte lesen und schreiben – diese Fähigkeiten sollten ihm in den kommenden Jahren noch unschätzbare Dienste erweisen. Die anderen sechs Besatzungsmitglieder waren bekannte Gesichter in den Hafenkneipen von Falmouth. Sie stammten aus sehr einfachen und ärmlichen Verhältnissen, und außer ihren Namen ist fast nichtsüber sie bekannt: Lewis Davies, George Barnicoat, Thomas Goodman, Briant Clarke, John Crimes und John Dunnal.
    Bei dieser Reise war zudem ein Neuling an Bord der
Francis
: Thomas Pellow war erst elf Jahre alt und fuhr zum ersten Mal zur See. Er lebte mit seinen Eltern und zwei Schwestern im blühenden Fischerhafen Penryn, einem »hübschen, angenehmen Ort«, der nur knapp zwei Meilen von Falmouth entfernt war. Peter Mundy, einer der berühmtesten Söhne von Penryn, bezeichnete seinen Heimatort als Miniatur von Konstantinopel. Wie die Hauptstadt des Osmanischen Reichs war Penryn von zwei Meeresarmen umfangen, und der Punkt, an dem sich die zwei Wasserstraßen trafen, war in beiden Städten ein Ort der Erholung. »Wie in Konstantinopel der Serail oder Ort des Vergügens an dem Punkt steht, der die beiden Meeresarme trennt«, schrieb Mundy, »so haben auch wir einen gefälligen Ort der Erholung … eine schöne Rasenfläche für das Kegelspiel und zwei plätschernde Bäche.«
    Penryn verdankte seinen Wohlstand dem Meer, aber seine Bewohner waren sich auch der Gefahren bewusst, die hinter dem Horizont lauerten. In der Vergangenheit waren immer wieder Korsarenschiffe gesichtet worden, und vielleicht war es eine Anspielung auf die Barbareskenkorsaren, dass sich die Bewohner entschlossen hatten, den Kopf eines Sarazenen in ihr Wappen aufzunehmen.
    Thomas Pellow besuchte die Lateinschule in Penryn. Er war ein aufgeweckter und unternehmenslustiger Junge, der möglicherweise bessere Zukunftsaussichten gehabt hätte, wäre seine Begeisterung für die Schule größer gewesen. Aber er fand keinen Gefallen daran, im Morgengrauen aufzustehen, und konnte sich mit der »strengen Disziplin der Schule« nicht abfinden. Also beschloss er, davonzulaufen und zur See zu fahren – allerdings hatte er den Segen seiner Familie. Er wusste, dass sein Onkel, der Kapitän John Pellow, bald zu einer Reise nach Genua aufbrechen würde. Also besuchte er ihn und flehte ihn an, er möge ihn an diesem aufregenden Abenteuer teilnehmen lassen. »Ich schmeichelte mich derart bei meinem Onkel ein«, schrieb Thomas später, »dass er mir versprach, meine Eltern zu überreden, mich mit ihm reisen zu lassen.«
    Die Eltern sträubten sich anfangs. Sie wollten, dass ihr starrköpfiger Sohn weiter zur Schule ging, und wiesen ihn immer wieder auf die schwere Zeit hin, »die [er] aufgrund [s]einer jungen Jahre wahrscheinlich durchleben würde«. Und sie sagten ihm, dass die Disziplin in derSchule nichts im Vergleich zu der harten Zucht auf einem Schiff sei, und warnten ihn, dass er sich, wenn er erst einmal die Bekanntschaft der neunschwänzigen Katze gemacht habe, wünschen werde, Penryn nie verlassen zu haben. Als sich Thomas nicht von seinem Vorhaben abbringen ließ, erzählten ihm seine Eltern von ihrer »dunklen Befürchtung«, er könne in die Hände der Mauren fallen, die seit langem an der Küste von Cornwall ihr Unwesen trieben.
    Doch schließlich gaben die Eltern ihre Versuche auf, den halsstarrigen Jungen umzustimmen. »Ich erhielt ihre Erlaubnis«, schrieb er später, »und schlüpfte bald in mein Seemannsgewand.« Nach einem »langen, langen Abschied« im elterlichen Haus in Penryn und einer tränenreichen Trennung von seinen beiden jüngeren Schwestern machte sich Thomas auf den Fußweg ins zwei Meilen entfernte Falmouth und ging an Bord der
Francis
. Er hoffte, sechs Monate später als richtiger Seemann heimzukehren. Doch das Abenteuer, das nun begann, sollte 23 Jahre dauern.
    Seine Eltern fürchteten die Piraten

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