Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
Vom Netzwerk:
den Fesseln einer grausamen Gefangenschaft wie jener in Meknes sterben oder ihre Seelen verlieren würden«. Doch die Soldaten wollten nicht auf sie hören, so dass dem Gouverneur keine andere Wahl blieb, als die weiße Flagge zu hissen. Noch am selben Tag marschierten die Marokkaner in der Stadt ein, und ihr Befehlshaber wiederholte sein Versprechen, sämtliche Gefangenen freizulassen, sobald das Lösegeld aus Spanien eintreffe.
    Mulai Ismail war entzückt, als er die Nachricht von Kaid Omars Erfolg erhielt. Er belohnte den Boten mit hundert Golddukaten und machte sich an der Spitze seiner Kavallerie auf den Weg nach Mamora. Der spanische Gouverneur musste dem Sultan zu seinem militärischen Erfolg gratulieren und sich erniedrigen, indem er Mulai Ismail die Stiefel küsste. Dann sah er schweigend zu, wie der Sultan triumphierend die Zitadelle in Besitz nahm.
    Mulai Ismail war hingerissen angesichts des erbeuteten Waffenarsenals mit 88 Bronzekanonen, 15 eisernen Kanonen, Brandtöpfen, Musketen und Schießpulver. »Das war mehr, als er in seinem ganzen Königreich besaß«, schreibt Mouette. Der Sultan warf sich zu Boden und dankte Gott für den Sieg. Anschließend schickte er den spanischen Gouverneur ins 60 Meilen nördlich gelegene Larache, um den Spaniern mitzuteilen, dass die dortige Garnison sein nächstes Ziel sei.
    Mulai Ismail war sehr erfreut, als er die gefangenen spanischen Soldaten und Zivilisten sah, unter denen auch »fünfzig arme Mädchen und Frauen« waren. Er sah keinen Grund, sich an die von Omar gegebene Zusage zu halten, und dachte nicht daran, diese 2000 Gefangenen gegen ein Lösegeld ziehen zu lassen. Er brauchte sie für die Errichtung seines Palastes in Meknes und schickte sie sofort in die Königsstadt. Die meisten Gefangenen traten zum Islam über, nachdem sie von den Sklaventreibern brutal misshandelt worden waren. Im Jahr 1716 waren vieledieser Sklaven tot, aber eine Handvoll Überlebende wurden immer noch in den Sklavenpferchen gehalten, als Kapitän Pellow und seine Männer in jenem Herbst in Meknes eintrafen.
    Die Einnahme Mamoras war ein großer Ansporn für Mulai Ismail gewesen, denn sie hatte bewiesen, dass die europäischen Mächte nicht unbesiegbar waren. Die Soldaten des Sultans schwelgten im Siegesrausch und wurden nach Aussage eines englischen Augenzeugen ausgesprochen »übermütig«. Nun begannen sie, Pläne für die Einnahme von Larache zu schmieden.
    Der Feldzug gegen Larache musste wegen eines jahrelangen Bürgerkriegs immer wieder verschoben werden und konnte erst im Jahr 1688 beginnen. In der Hoffnung, die spanische Garnison zur Kapitulation zwingen zu können, entsandte der Sultan eine große Streitmacht unter dem Kommando des fähigen Kaids Achmad ben Haddu al-Rifi. Der Kaid ließ seine Soldaten einen Abschnitt der Befestigungsmauer untergraben und eine gewaltige Menge Schießpulver unter dem Wall platzieren. Als der Sprengstoff gezündet wurde, explodierte das spanische Pulvermagazin in einem riesigen Feuerball. Als sich der Staub legte, drangen Kaid Achmads Truppen durch eine große Bresche in die Festung ein.
    Über die folgenden Geschehnisse gibt es widersprüchliche Berichte. In mehreren Zeugenberichten hieß es, die spanischen Priester in der Stadt hätten die Garnison zur Kapitulation aufgefordert. Der englische Dichter John Braithwaite behauptete, die Mönche hätten besonders nachdrücklich auf eine Kapitulation gedrängt, da ihnen »ein wenig flau im Magen« geworden sei. Andere gaben dem Franziskanermönch Gaspar Gonzales die Schuld, der nach Meknes geschickt worden war, um mit dem Sultan zu verhandeln. Er kehrte mit der Neuigkeit zurück, dass Mulai Ismail versprochen hatte, alle Soldaten und Zivilisten aus Larache ziehen zu lassen, wenn die Zitadelle übergeben werde.
    Die 1734 Spanier kapitulierten bedingungslos, was darauf hindeutet, das sich Larache in einer miserablen Lage befand. »Es ist ein schreckliches Leben«, schrieb Braithwaite, »wenig besser als die Sklaverei, zum Leben in einer derart kleinen Garnison gezwungen zu sein, immerzu im Krieg … und ohne Nachschub über das Meer.« Die Soldaten klammerten sich an die Hoffnung, der Sultan werde sein Wort halten, aber sie mussten rasch erkennen, dass dies ein furchtbarer Irrtum war. Sie wurden »entwaffnet, geschlagen und sehr schlecht behandelt«, bevor man sie alsGefangene nach Meknes schickte. Die maurischen Wachen zwangen ihre Gefangenen, die großen Kanonen von Larache hinter sich her zu

Weitere Kostenlose Bücher