Weisses Gold
in Meknes etwas alten Speck und Knorpel zu beschaffen. Mit den ranzigen Fleischabfällen wurde die abendliche Suppe angereichert, die einzige warme Mahlzeit, in deren Genuss die Sklaven kamen. Wenn sie Glück hatten, konnten sie diese Diät mit essbaren Wurzeln und Gräsern ergänzen, die sie bei der Arbeit fanden.
Aber ihre wichtigste Nahrungsquelle war das Brot, das aus Gerste gebacken wurde, die monatelang in modrigen Lagerhäusern gelegen hatte. Das Getreide war oft so verrottet, das es nicht mehr zu einem Teig geknetet werden konnte. Noch schlimmer war, dass das Brot nicht durchgebacken war, weil die Öfen mit feuchtem Schilf befeuert wurden, das keine ausreichende Hitze erzeugte. John Whitehead schrieb, dass das Brot »oft derart widerwärtig roch, dass ein Mann den Gestank nicht ertragen konnte«. Wenn der Vorrat an Gerste knapp wurde, erhielten Kapitän Pellow und seine Leute überhaupt nichts zu essen. John Willdon beklagte sich in einem Brief darüber, dass sie »acht Tage hintereinander nicht ein Stück Brot erhielten, sondern nur das, was [sie] bekommen konnten, indem [sie] bei anderen christlichen Sklaven bettelten«.
Mulai Ismail wollte unbedingt, dass die Sklaven aßen, um ihre Kraft zu erhalten, und es war bekannt, dass er die Sklavenpferche besuchte, um dafür zu sorgen, dass die Männer ihre erbärmlichen Rationen tatsächlich zu sich nahmen. »An einem Tag«, schrieb Pater Busnot, »fand er ein wenig Brot, das ein Sklave in einem Loch in der Wand versteckt hatte, und rief Fancis le Clerc von St. Brieux [der es versteckt hatte] und zwang ihn, es zu essen, was für le Clerc eine größere Qual war, als wenn er drei Tage hätte fasten müssen.«
Die französischen Sklaven litten besonders unter der Nahrung und beklagten sich bitter über jene, die sie zubereiteten. »Die armen Köche wurden von der ganzen Gruppe beschimpft«, schrieb Germain Mouette, »denn manchmal war der Brei zu salzig oder zu wenig gar, und jedermannhatte etwas zu sagen, um sie zu ärgern, so dass manchmal niemand bereit war, diesen Dienst zu verrichten.«
Die Bewohner des Sklavenpferchs führten ein elendes Leben, insbesondere im Hochsommer, wenn die Hitze unerträglich und die Luft kaum zu atmen war. Über der Anlage lag der ekelhafte Gestank ungewaschener Körper, und die Schmutzwassereimer verpesteten die Luft zusätzlich – vor allem, da viele Sklaven unter Diarrhö und Ruhr litten. Bei ihrer Ankunft im Pferch hatten Kapitän Pellow und seine Männer jeweils ein Dschellaba aus grober Wolle mit einer weiten Kappe erhalten. Die Gefangenen beklagten sich immer wieder über dieses sonderbare und unkomfortable Kleidungsstück, das sie niemals waschen konnten. Die Wolle begann bald zu stinken und rieb an der wund geschundenen Haut, auf der sich Blasen bildeten. »In diesem Gewand«, schrieb Simon Ockley, »sind sie im Sommer der sengenden Hitze und im Winter der Gewalt des Frostes, des Schnees, des übermäßigen Regens und der stürmischen Winde ausgesetzt.«
Gelegentlich gab es eine Abwechslung vom ständigen Durst und vom nagenden Hunger. Mulai Ismail hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sein Mittagessen beim Anblick der an seinen Bauprojekten arbeitenden Sklaven zu genießen. Einmal war der Sultan nicht imstande, seinen reich mit Kuskus und Fleisch gefüllten Teller zu leeren. Er bot die Reste seinen versammelten Kaids an, aber die Gier, mit der sie sich über das Essen hermachten, missfiel ihm. Also befahl er, ihnen das Essen wegzunehmen und »den christlichen Sklaven zu bringen, die in der Nähe arbeiteten«. In dem Glauben, der Sultan mache einen Scherz, begannen die Kaids, den Sklaven Fleischstücke hinzuwerfen, »wobei sie erklärten, die Christen seien unwürdig, aus derselben Schüssel wie der König zu essen«. Aber Mulai Ismail meinte, was er gesagt hatte, und zwang die Kaids, den Sklaven die ganze Schüssel zu überlassen, die »voll von Hühnchen, Täubchen und Safranreis« war. Die Sklaven verzehrten die Mahlzeit »mit zumindest ebenso großem Appetit wie die Kaids«.
Doch solche unerwarteten Festmähler waren selten, und Kapitän Pellow und seine Männer mussten Monat für Monat mit Hungerrationen überleben. Thomas Pellow schreibt, dass der ständige Hunger viele seiner früheren Kameraden zur Verzweiflung brachte: »Der Mangel hat viele dazu getrieben, einen Sprung von einer hohen Mauer zu wagen,nur um an einige wilde Zwiebeln zu gelangen, die auf dem Friedhof der Mauren wachsen.«
Die miserable
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