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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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einem hohen Wall umgebene quadratische Anlage wirkte auf den ersten Blick wie ein Militärgefängnis. An jeder Ecke erhob sich ein Wachturm, und der mit einem massiven gusseisernen Gittertor versperrte Haupteingang war stark befestigt. Der französische Mönch Nolasque Neant berichtete, dieses Tor sei stets verschlossen und werde »von den maurischen Wachen des Königs streng bewacht«. Im Inneren fanden sich die Gefangenen des Sultans in einer trostlosen Anlage wieder, die aus vier langen Lehmgebäuden bestand, die Ähnlichkeit mit Baracken hatten. »Obwohl diese Häuser sehr groß waren«, schrieb der Spanier San Juan del Puerto, »waren sie aufgrund der wachsenden Zahl von Sklaven stets überfüllt.«
    Kapitän Pellow und seine Kameraden wurden gemeinsam mit den anderen britischen Sklaven in einer Baracke untergebracht. In dem Pferch wurden etwa 125 Briten (ihre Zahl sollte in den folgenden Jahren steigen) sowie geschätzte 3000 Sklaven aus anderen europäischen Ländern gefangen gehalten. Diese ausgezehrten Männer schilderten den Neuankömmlingen das schreckliche Elend, das sie seit ihrer Ankunft in der Hauptstadt ertragen mussten.
    Einer von ihnen, John Willdon, beschrieb Meknes als den »barba rischsten Ort der Welt«. Er und seine Kameraden wurden gezwungen, »an Seilen, die [ihnen] um die Schultern gelegt wurden, Karren voller Blei zu ziehen, so als wären [sie] Pferde«. Sie wurden geschlagen und mit Peitschen traktiert, bis das Fleisch bloßlag, und sie mussten »so große Eisenstangen, wie [sie] gerade noch schleppen konnten, auf den Schultern tragen, wobei [sie] bis zu den Knien im Schlamm versanken,in dem [sie sich] selbst ohne die Last kaum hätten fortbewegen können«.
    John Stocker hatte das Kommando auf der
Sarah
gehabt, die den Korsaren von Salé kurze Zeit vor der
Francis
in die Hände gefallen war. Als Kapitän Pellow und dessen Mannschaft in Meknes ankamen, war Stocker bereits fast verhungert. »Ich bin in einer bedauernswerten Verfassung«, schrieb er an einen Freund in England, »und habe nicht mehr als ein kleines Stück Brot und Wasser, um nach der harten Arbeit die nächsten 24 Stunden zu überstehen.« Er berichtete, dass es in den Unterkünften der Sklaven keinerlei sanitäre Anlagen gab, und beklagte sich darüber, dass es in seinem Haar von Läusen wimmelte. »Ich schlafe auf dem nackten Boden und habe nichts, um mich zu bedecken, und bin in einer elenden Lage.« Wie die anderen britischen Gefangenen im Sklavenpferch war Stocker in tiefe Hoffnungslosigkeit versunken. Er hatte die bedrückenden Leidensberichte der spanischen Sklaven gehört und fürchtete, niemals die Freiheit wiederzugewinnen. Er gestand, fast den Verstand zu verlieren, »wenn [er] an [s]eine arme Frau und [s]eine Kinder und an ihr hartes Los in [s]einer Abwesenheit denke«. Er gab zu, an seine Frau habe er »in einem anderen Stil geschrieben, [da er wisse], dass ihr schwaches Herz nicht ertragen könnte, von dem Leid zu hören, das [er] durchmache«.
    Kapitän Pellow und seine Männer stellten rasch fest, dass sie nun Bestandteile eines gut organisierten, disziplinierten Systems waren, das darauf ausgerichtet war, die Leistungsfähigkeit jedes Sklaven bis zu den Grenzen seiner körperlichen Belastbarkeit auszuschöpfen. Bei ihrer Ankunft im Sklavenpferch erhielten sie eine alte Strohmatte und mussten sich in ihrer Baracke einen Schlafplatz »auf dem kalten Boden« suchen. Der Boden war mit Fliegen und Kakerlaken bedeckt. Die Sklaven aßen und schliefen unter diesen furchtbaren Bedingungen und verbrachten die kurze Nachtruhe damit, von ihren Familien in der Heimat zu träumen.
    Wenn am Morgen die gnadenlose Sonne aufging, erhielt jeweils ein Sklave die Aufgabe, 30 seiner Leidensgenossen für den restlichen Tag zu führen. Auch Kapitän Pellow wurde diese Rolle an manchen Tagen übertragen. An anderen Tagen war dies die Funktion von Briant Clarke oder Lewis Davies. Zu den Pflichten des Aufsehers gehörte es auch, den Schmutzwassereimer zu leeren und die Wasserkrüge zu füllen. Außerdemmusste er das stinkende Gerstenmehl aus dem Lagerhaus holen, den Teig anrühren, das Brot backen und es zu gleichen Teilen an die Männer verteilen.
    Die tägliche Ration für die Sklaven war vollkommen unzureichend – 400 Gramm Brot und 30 Gramm Öl. Das Öl wurde oft gegen etwas Gemüse getauscht, aus dem man sich abends eine Suppe kochen konnte. Manchmal gelang es den Männern, sich bei einem der zahlreichen europäischen Renegaten

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