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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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gewesen, den jährlichen Tribut an den Sultan zu entrichten. Ein solcher Ungehorsam konnte nicht ungestraft bleiben, und der Sultan hatte befohlen, die Erhebung mit Waffengewalt niederzuschlagen. Pellows Kompanie sollte anschließend den Tribut und die gefangenen Anführer der Rebellion nach Meknes bringen.
    Pellow war entsetzt darüber, dass er nach fünfjähriger Gefangenschaft nicht länger nur ein Werkzeug von Mulai Ismails Herrschaft war, sondern diese nun auch durchsetzen sollte. Noch schlimmer war der Gedanke, gegen die Aufständischen kämpfen zu müssen. Mehrere rebellische Stämme lebten im Hohen Atlas und hatten sich in ihren Bergfestungen verschanzt. Ihre Zitadellen waren von steilen Fels- und Eiswänden umgeben, und ihre Krieger waren daran gewöhnt, in diesem unwirtlichen Gelände zu kämpfen. Obwohl viele von Pellows Kameraden vor ihrer Gefangennahme Soldaten gewesen waren, wussten sie wenig über die Beschaffenheit des Kampfgebiets und konnten nur hoffen, dass ihnen ihre überlegenen Waffen – und Pascha Triffoes Führung – den dringend benötigten Vorteil verschaffen würden.
    »In Marrakesch angekommen, konnten wir uns sieben Tage ausruhen«, berichtet Pellow, »und am achten Tag erhielten wir früh am Morgen den Befehl, aufzubrechen und uns der Armee anzuschließen.« Nachdemsie die starke Strömung des Nffîs überwunden hatte, marschierte die Kompanie zu dem ärmlichen Ort Amîsmîs am Fuß des Gebirges, wo eine kleine Schar von Aufständischen vermutet wurde. Deren Anführer nahm bald Kontakt zu Kommandant Triffoe auf, flehte um Gnade und behauptete, »nicht an der Rebellion beteiligt zu sein, wie ohne Grund und verleumderisch behauptet worden sei«. Er bot Triffoe vier edle Pferde, »eine reich mit Gold gefüllte Börse« sowie mehrere exquisite Turbane an. Kommandant Triffoe nahm die Geschenke in Augenschein und war sehr davon angetan. »Er brachte es nicht über sich, das Angebot auszuschlagen.« Nachdem er Proviant für seine Truppen beschafft hatte, befahl der Kommandeur den Männern, das Lager aufzuschlagen und sich in Marsch zu setzen, um den Aufstieg zur Schneegrenze in Angriff zu nehmen.
    »Wir marschierten zu Fuß den Berg hinauf«, erinnert sich Pellow, »… da uns unsere Pferde kaum von Nutzen gewesen wären, denn die Hänge waren dicht bewaldet, steil und felsig.« Die Männer begannen, unter den eisigen Nächten und der feuchten Bergluft zu leiden, und sehnten sich nach dem angenehmen Leben in Kasbah Temsna zurück. »Da wir den Monat Februar schrieben, [war es] nass und sehr kalt, und die Nächte waren lang.« Die Männer drangen bis zur Kasbah von Jahjâ ben Bel’ajd vor, die sich nach einem ebenso erbitterten wie kurzen Gefecht ergab. Die Stimmung der Truppe besserte sich zusätzlich, als gemeldet wurde, dass viele Stämme in den umliegenden Bergen angeboten hatten, sich zu unterwerfen, und dass lediglich vier Festungen hoch oben in den Bergen weiterhin dem Sultan die Stirn boten.
    Die letzen aufständischen Festungen jedoch klammerten sich wie Adlerhorste an die vereisten Felsen und »lagen auf dem Gipfel des Berges oder nicht weit davon entfernt«. Sie verbargen sich in eisigen Nebelschwaden, und das Geröll in der Umgebung war »mit Schnee bedeckt und sehr schwer zu überwinden«. Die Angreifer fragten sich, wie sie diese Hänge erklimmen und dabei genug Kraft für einen Angriff auf die 4000 Kämpfer sparen sollten, die sich auf dem Berg verschanzt hatten. Zwei Wochen lang verhinderte das extrem harsche Wetter eine Offensive. Doch am 16. Tag drehte der Wind und wurde mild und feucht, so dass »eine große Regenflut losbrach … und den Schnee ins Tal spülte«. Die Truppen des Sultans vergeudeten keine Zeit, schlugen rasch ein Lager auf und bestiegen den Berg, wobei sie immer wieder auf dem losenFelsschutt und in den schmutzigen Schneepfützen ausrutschten. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten die erschöpften Angreifer die erste Bergfestung, die sie jedoch verlassen vorfanden, »da sich die Bewohner bereits in den nächsten Ort zurückgezogen hatten, der etwa eine halbe Meile entfernt lag«. Die Angreifer plünderten die Kasbah und setzten sie in Brand. Anschließend zogen sie sich »in eine gewisse Entfernung zurück, wo [sie] in einem offenen Lager übernachteten«.
    Nach unruhigem Schlaf erwachte Kommandant Triffoe am frühen Morgen. Er schickte eine Botschaft an die Aufständischen, in der er sie kategorisch aufforderte, sich unverzüglich dem Sultan zu

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