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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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unterwerfen. Die Antwort, die er erhielt, war unmissverständlich: die Einheimischen würden sich »unter keinen Umständen ergeben, sondern waren entschlossen, bis zum letzten Mann zu kämpfen«. Diese Neuigkeit erfüllte Thomas Pellow mit Angst. Er wusste nicht, wie stark die Rebellen waren, aber es war klar, dass seine eigenen Männer erschöpft waren, froren und hungerten. Noch schlimmer war, dass es in dem extrem kargen Gelände kaum Deckung für angreifende Truppen gab. Pellow konnte nur hoffen, dass Triffoe, der sich bis dahin stets als fähiger Kommandant erwiesen hatte, seine Leute keiner unnötigen Gefahr aussetzen würde.
    Tatsächlich hatte Triffoe den Angriff auf die Kasbah sorgfältig vorbereitet. Er wusste, dass seine Truppen beim Vormarsch über den baumlosen Hang dem Musketenfeuer ausgesetzt sein würden. Daher wies er die Soldaten an, dicke Schilde aus Reisig anzufertigen. Derart geschützt, gelang es einer kleinen Gruppe von Pionieren, bis zu den äußeren Festungswällen vorzurücken. »Etwa ein Dutzend unserer besten Bergleute und ein Ingenieur erreichten mit ihren Keilhacken und anderen nötigen Werkzeugen [den Wall]«, schreibt Pellow, »…und machten sich unverzüglich daran, die Mauern zu untergraben.« Während sie einen Tunnel in den Fels gruben, belegten Pellow und seine Männer die Verteidiger »mit einem unablässigen Musketenfeuer«, so dass »der Feind nicht wagte, nach jenen Stellen Ausschau zu halten, an denen [ihre] Leute die Tunnel gruben«. Drei Tage lang gruben die Pioniere Tunnel unter den Mauern der Kasbah. Als sie die Fundamente erreicht hatten, wurden die Hohlräume mit Schießpulver gefüllt.
    Die Detonation des Pulvers war so gewaltig, dass die gesamte Zitadelle erbebte. Im Befestigungswall öffnete sich eine gewaltige Bresche, durch die Pellow und seine Männer in die Festung eindrangen. Die Aufständischenwaren von der überraschenden Sprengung geschockt, leisteten jedoch noch drei Stunden lang hartnäckigen Widerstand, und in dieser Zeit wurde »auf beiden Seiten sehr viel Blut vergossen«. In den Kämpfen Mann gegen Mann wurden die Musketen durch Schwerter und Dolche ersetzt. Schließlich gewannen Pellow und seine Männer die Oberhand. Nach einem blutigen Kampf wurden die Aufständischen schließlich überwältigt.
    Bis dahin hatte Triffoe nach jedem Gefecht angeordnet, die überlebenden Gegner als Kriegsgefangene nach Meknes zu schicken. Doch den Verteidigern dieser Festung verweigerte er diese Gnade. Alle Männer wurden durch das Schwert gerichtet, während Frauen und Kinder als Kriegsbeute nach Meknes geschickt wurden. Die schönsten Frauen würden im Harem des Sultans enden, während den Kindern ein Leben in Knechtschaft bevorstand. Die Kasbah wurde geplündert, zerstört und bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Als der Abend hereinbrach, lag die Trutzburg in rauchenden Trümmern.
    Die Nachricht vom Erfolg der Strafexpedition wurde umgehend an Mulai Ismail geschickt, der den Wunsch äußerte, die Kriegsbeute zu begutachten. Neben einem großen Vorrat an Silbermünzen hatten Pellow und seine Kompanie mehr als 200 Pferde sowie schöne Sättel und Zaumzeug erbeutet. Einer der Sättel, den die Truppen feierlich dem Sultan überreichen wollten, war eine außergewöhnlich kunstvolle Handwerksarbeit, »mit Goldplatten beschlagen und mit vielen wertvollen Edelsteinen verziert«. Die Männer hatten auch Krummsäbel und Dolche, Pulverhörner und Gewehrschäfte erbeutet. Dazu kamen große Mengen an Honig, Datteln und Pulverfässern. Aber besonders freuen würde sich der Sultan zweifellos über die 200 schwarzen Sklaven, die bei dem Feldzug erbeutet worden waren.
    Kommandant Triffoe führte seine Truppen nach Meknes und befahl Pellow, vor der Stadt zu warten, während er Mulai Ismail über seinen erfolgreichen Feldzug Bericht erstattete. »Am folgenden Morgen gegen acht Uhr befahl der König dem Pascha, die Gefangenen in den Hof zu bringen.« Diese Aufgabe wurde Pellow übertragen, und er blieb beim Sultan, während die Aufständischen zu ihrer Rebellion befragt wurden. »Der alte Tyrann sah sie sehr zornig an … und [sagte] ihnen in wütendem Ton, sie seien anmaßende Verräter, die bald die Früchte ihrer vergeblichen Rebellion ernten würden.«
    Mulai Ismail war nicht dafür bekannt, dass er gegenüber Aufsässigen Gnade walten ließ, und auch in diesem Fall machte er keine Ausnahme. »Er befahl drei der bekanntesten Aufrührer, sich mit dem Rücken nahe an die Mauer zu

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