Weisses Gold
Pellow, »legten sie alle auf einen Haufen und nahmen sich einen Korb, um Erde, Steine oder Holz wegzuschaffen.« Im fünften und sechsten Ausbildungsjahr lernten sie Pferde zu reiten, und wenn sie das 16. Lebensjahr erreichten, wurden sie in die Armee gesteckt.
Mulai Ismail setzte diese jungen Rekruten einer extrem brutalen Behandlung aus, um sie abzuhärten und jegliches Mitgefühl in ihnen abzutöten. »Er schlug sie auf die grausamste erdenkliche Art«, berichtet Pellow, »um zu sehen, ob sie hart genug waren. Manchmal lagen 40 oder 50 von ihnen blutüberströmt da und wagten nicht, sich zu erheben, bis er den Ort verlassen hatte.« Die loyalsten und fanatischsten Schüler sonderte der Sultan aus und machte sie zu Kaids, und jene, die ihnen unterstanden, mussten jedem ihrer Befehle gehorchen. Pellow beobachtete, dass ihnen die Macht oft zu Kopf stieg: »Diese jungen Schurken waren von ungeheurer Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit. Sie verkündeten hochfahrende Befehle und sprachen nur davon, Kehlen durchzuschneiden, zu erdrosseln, zu schleifen und so weiter.«
Einige Buchari gehörten der Reiterei an – »die höchste vorstellbare Ehre« – und wurden zu Begleitern der größten Kaids des Landes ernannt. Sie wurden auch als Emissäre eingesetzt, »um die Dankesbriefe des Königs an Offiziere zu überbringen, die ihm gut gedient hatten, oder um sie zu beschimpfen, anzuspucken und auf das Ohr zu schlagen, zu erdrosseln oder zu enthaupten«.
Gelegentlich wurden ausgewählte Angehörige der schwarzen Garde ausgewählt, um politische Morde zu verüben. So schickte der Sultan einen seiner Leibwächter, um Joseph Maimaran zu töten, den reichsten Juden Marokkos, dessen gewaltiges Vermögen geholfen hatte, Mulai Ismail den Thron zu sichern. Maimaran hatte den Fehler begangen, dem Sultan seine Schulden in Erinnerung zu rufen. Mulai Ismails Antwort bestand darin, ihn beseitigen zu lassen. »Der Neger tat, wie ihm befohlen«, schreibt Francis Brooks, der berichtet, Maimaran sei bei einem Ausritt verfolgt worden: »[Der Mörder] wartete eine geeignete Gelegenheit ab, gab seinem Pferd die Sporen, stieß [Maimaran] nieder und ließ das Pferd dessen Gehirn zerstampfen.«
Mulai Ismails Beziehung zur großen jüdischen Gemeinschaft Marokkos war stets zwiespältig. Er behandelte die meisten Juden mit Verachtung, aber eine Handvoll reicher Angehöriger dieser Glaubensgemeinschaft, die von den aus Spanien vertriebenen Sepharden abstammten, bekleideten an seinem Hof hohe Ämter. Einer von ihnen, Moses ben Hattar, wurde Schatzmeister des Sultans und trug wesentlich zu dessen Machterhalt bei. Ein weiterer Jude, der Mulai Ismails Gunst genoss, war Joseph Maimarans Sohn Abraham. Er wurde kurze Zeit nach der Ermordung seines Vaters zum Leiter des fürstlichen Haushalts ernannt. Dieser hässliche Mann war ein gewandter Überlebenskünstler und häufte ein gewaltiges Vermögen an, aus dem er dem Sultan bereitwillig Kredit gewährte. Pater Busnot beschrieb seine »sehr abstoßende Erscheinung«, gestand ihm jedoch zu, »einen ausgezeichneten Verstand und lange Erfahrung« zu besitzen.
Diese beiden Höflinge hatten nicht das geringste Interesse daran, den christlichen Sklaven zu helfen. Pater Busnot bezeichnet Maimaran als jenen Angehörigen des imperialen Haushalts, »der den Christen die wertvollsten Dienste erweisen könnte, wenn er eine Neigung dazu hätte«. Aber Maimaran hasste die Christen fast ebenso leidenschaftlich wie der Sultan selbst und hatte nicht die Absicht, das Los der europäischenSklaven zu verbessern. Dasselbe galt für alle anderen einflussreichen marokkanischen Juden. Einer von ihnen pflegte sich damit zu brüsten, dass er ebenso viele christliche Sklaven besitze wie der Sultan. Auf die Frage, was er mit ihnen zu tun gedenke, grinste er höhnisch und sagte, »dass er jeden Freitagabend einen von ihnen opfern werde, so lange, bis sie verbraucht seien«.
Doch selbst die vermögenden Juden waren nicht vor dem Zorn des Sultans sicher. Einmal bestellte er eine Gruppe von ihnen in den Palast und begann, sie auf das Übelste zu beschimpfen. »Ihr Hunde«, begann er, »ich habe euch alle zu mir gerufen, damit ihr die Phrygische Mütze nehmt und mein Gesetz achtet.« Er sagte ihnen, sie hätten ihn in diesen dreißig Jahren mit dem Kommen ihres Messias amüsiert, aber »wenn ihr mir nicht das Jahr und den Tag sagt, an dem er erscheinen wird, werdet ihr eure Güter und euer Leben nicht länger genießen«.
Die
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