Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Badeanzug kaufen, dann wollen wir im Park picknicken.«
»Vielleicht komm’ ich später noch dazu«, sagte ich.
»Au ja, Dave, mach das. Wir sind unten am Pool unter den Bäumen.«
»Ich komm’ so gegen Mittag vorbei, oder sogar ein bißchen früher, wenn ich’s einrichten kann«, sagte ich. Dann blinzelte ich Alafair verschwörerisch zu. »Sieh zu, daß Boots nicht soviel in die Sonne geht, Kleines. Sie ist schon braun genug.«
»Tut ihr das nicht gut?«
Bootsie sah mich an und verzog ungeduldig das Gesicht.
»Nun ja, manchmal hört sie nicht auf uns, und dann müssen wir eben auf sie aufpassen«, sagte ich.
Bootsie schlug mir mit dem Löffel auf die Hand, und Alafair kniff vergnügt die Augen zusammen. Ich erwiderte ihr Grinsen, und als Bootsie das Geschirr in die Spüle stellte, trat ich hinter sie und drückte sie fest an mich und küßte ihren Hals.
»Jetzt nicht, später«, flüsterte sie und tätschelte mir sacht den Oberschenkel. Vor mir lag ein schöner Tag. Ich gab Alafair einen Abschiedskuß, schwang das Seersucker-Jackett über die Schulter und war schon fast zur Tür hinaus, als das Telefon auf dem Küchentresen klingelte und Bootsie den Hörer abnahm.
»Der Sheriff«, sagte sie und gab mir den Hörer.
Ich legte die Hand über die Sprechmuschel und berührte ihre Schulter, als sie weggehen wollte. »Picknick um zwölf. Ich komme auf jeden Fall, das versprech’ ich dir, es sei denn, er hat einen Auftrag für mich, der mich aus der Stadt führt. Okay?« sagte ich.
Sie lächelte, ohne mir eine Antwort zu geben, und machte sich an den Abwasch in der Spüle.
»Ich hab’ gerade mit dem Chef der Stadtpolizei geredet«, sagte der Sheriff. »Gestern abend um sieben mußten sie Joey Gouza ins Iberia General Hospital einliefern. Er lief Amok in seiner Zelle, hat wie ein Wilder gegen die Gitter geschlagen, sich auf dem Boden rumgewälzt und mit den Beinen gestrampelt, als hätte er einen Anfall. Dann hat er das Wasser aus der Toilettenschüssel getrunken.«
»Sie meinen, er hatte einen Koller oder so was?«
»Das dachten die zuerst auch. Sie verfracheten ihn in einen Wagen, um ihn ins Krankenhaus zu bringen, und er hat ihn von oben bis unten vollgekotzt. Der Arzt in der Notaufnahme sagte, er führe sich auf wie jemand, der vergiftet worden sei, also haben sie ihm den Magen ausgepumpt. Nur, daß da kaum mehr was drin war, als sie ihm endlich den Schlauch in den Hals gesteckt haben – abgesehen von Blut, das durch offene Stellen in den Magenwänden kam. Allem Anschein nach hat der Kerl zusätzlich zu seinen ganzen anderen Problemen auch noch Magengeschwüre.«
»Was meinen Sie ist passiert?«
»Ein Wächter hat im Küchenbereich eine leere Schachtel Ameisengift gefunden. Vielleicht hat’s jemand in seine Stampfkartoffeln gekippt. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, Dave, daß die Leute von der Stadt gern vor der Öffentlichkeit eingestehen, daß sie die leibliche Sicherheit eines so prominenten Gefangenen nicht gewährleisten können. Schweine, die sich im Dreck suhlen, haben nicht soviel Spaß wie die mit Gouza.«
»Was soll ich jetzt tun?«
»Wenn er mit dem Mord an Garrett zu tun hat, sollten wir ihn überführen, bevor sie ihn in einem Leichensack aus dem Gefängnis tragen. Nicht, daß sich nicht halb New Orleans vor Freude betrinken würde.«
Ich fuhr rüber zum Iberia General Hospital und ging über den Flur zum Zimmer von Joey Gouza. Ein Cop in Uniform war vor der Tür und las in einer Zeitschrift.
»Wie steht’s, Dave?« sagte er.
»Ganz gut. Was treibt unser Freund?«
»Ich habe einen Traum. Ich seh’ ihn im Nachthemd den Flur hier runterlaufen. Und ich seh’ mich, wie ich ihm mit der Magnum den Schädel wegpuste. Ist deine Frage damit beantwortet?«
»Ist es so schlimm?«
»Das hängt vermutlich davon ab, ob du es bist, der seine Pisse aufwischen muß.«
»Was?«
»Er hat vom Bett einfach runtergepißt, mitten ins Zimmer. Er meinte, er hätte nichts übrig für Bettpfannen.«
Ich betrat das Zimmer und schloß die Tür hinter mir. Gouzas rechte Hand war mit Handschellen ans Bettgestell gefesselt, und eine Kette schloß sich um ein Fußgelenk. Das längliche Gesicht auf dem Kissen war schneeweiß, in den Mundwinkeln sammelte sich getrockneter Schleim auf den Lippen. In der Mitte des Fußbodens war eine frisch gewischte Stelle, die noch ganz feucht war. Im Zimmer stank es, und ich versuchte das Fenster zu öffnen, aber das war mit Schlössern verriegelt, die man nur mit
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