Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Ehen, unfaire Behandlung durch Liberale, ethnische Minoritäten und eine unfähige Verwaltung.
Meiner Erfahrung nach ist die Versuchung des Machtmißbrauchs der eigentliche Feind. Wir haben ein gewaltiges Waffenarsenal zur Verfügung – bleigefütterte Schlagstöcke, Totschläger, Mace, Pistolen, die Stromstöße austeilen, die M 16, Präzisionsgewehre mit Zielfernrohr, Repetierschrotflinten Kaliber 12, großkalibrige Pistolen mit Stahlmantelgeschossen, die den Motorblock eines Automobils glatt durchschlagen können.
Aber es ist die uneingeschränkte Macht, mit bestimmten Individuen nach Gutdünken zu verfahren, die manche wirklich berauscht. Ich rede von der Sorte von Menschen, die niemand mag – der Bodensatz der Gesellschaft, die Fehlgeleiteten, Obszönen und Häßlichen –, in deren Namen kein Protest ertönen wird, wenn man der Verfassung verschwörerisch-fröhlich zuzwinkert und sie für den Rest ihres Lebens in Einzelhaft verfaulen läßt. Und denen niemand eine Träne nachweint, wenn man Ernst macht und eine Situation schafft, wo man sie einfach platt macht und am Tatort eine Schußwaffe hinterläßt, damit sie rechtzeitig gefunden wird, wenn sich der Pulverdampf verzogen hat.
So geschieht es mit schöner Regelmäßigkeit.
Ich sah Bootsie und Alafair, die an einem Tisch beim Baseballfeld den Picknickkorb auspackten, und ging rüber, um ihnen Gesellschaft zu leisten. Alafair huschte an mir vorbei, das Gesicht bereits erwartungsvoll gerötet.
»Hey, wohin so schnell, Kleines?« sagte ich.
»Kickball spielen.«
»Reiß keinem den Kopf ab.«
»Was?«
»Schon gut.«
Dann drehte sie sich ab und stürzte sich ins Schlachtgetümmel, wobei sie sogleich ein anderes Kind zu Boden stieß. Ich setzte mich mit Bootsie in den Schatten und aß ein Stück gebratenes Hühnchen und zwei oder drei Gabeln dirty rice , bevor meine Gedanken wieder abschweiften.
»Ist heute morgen was passiert?« fragte Bootsie.
»Nein, eigentlich nicht der Rede wert. Joey Gouza schwitzt vermutlich Blut und Wasser, aber ich schätze, das muß so sein. Sein Pech.«
»Hast du seinetwegen irgendwie ein ungutes Gefühl?«
»Ich weiß nicht, ob ich da überhaupt was fühle. Schätzungsweise hat er das alles mehr als verdient.«
»Wo liegt dann der Hase im Pfeffer?«
»Ich glaube, daß er diesmal zu Unrecht sitzt. Ich glaube, daß Drew Sonnier lügt. Und ich glaube auch, daß es niemanden auch nur im geringsten interessiert, ob Drew die Wahrheit sagt oder nicht.«
»Das macht keinen Sinn, Dave. Wenn er es nicht war, wer dann?«
Draußen auf dem Spielfeld hatten die Kinder ein Markierungskissen aus der Befestigung im Sand gerissen, wo es als Home Base für die eine Seite diente. Alafair hatte den Volleyball unter einem Arm und versuchte, das hölzerne Pflöckchen wieder in den Sand zu stecken, ohne daß ihr jemand den Ball abnahm.
»Ich weiß nicht, wer’s war«, sagte ich. »Vielleicht hat Gouza es angeordnet, als Warnung für Weldon, und dann hat Drew gelogen und behauptet, er sei dabeigewesen. Aber ein Kerl wie Gouza, der macht bei so was nicht selbst mit.«
»Das ist Sache der Stadtpolizei. Du hast nichts damit zu tun.«
»Ich habe ihn reingelegt. Ich habe Bobby Earl erzählt, daß Gouza ihn verpfeift, was ich dann wiederum Gouza erzählt habe. Der Mann ist am Rande des Wahnsinns. Er glaubt, daß er umgebracht werden soll.«
»Und stimmt das?«
»Kann sein. Und wenn es stimmt, bin ich vielleicht dafür verantwortlich.«
»Dave, so ein Mann ist wie ein menschlicher Müllwagen. Was immer mit ihm passiert, ist das Resultat von Entscheidungen, die er selbst vor Jahren schon getroffen hat ... Hörst du mir überhaupt zu?«
»Sicher«, sagte ich. Aber in Wirklichkeit galt meine Aufmerksamkeit Alafair. Sie konnte das Holzpflöckchen nicht mit einer Hand festhalten und mit der anderen wieder in den Sand klopfen, ohne den Volleyball loszulassen, also hielt sie das Pflöckchen mit ihrem gebeugten Knie gerade und hämmerte es mit dem Ball in der freien Hand in den Boden.
»Was ist los?« sagte Bootsie.
»Nichts«, sagte ich. »Was Joey Gouza angeht, da hast du völlig recht. Es ist unmöglich, im Leben eines solchen Kerls mehr als eine Fußnote zu sein.«
»Willst du noch ein Stück Hühnchen?«
»Nein, ich mach’ jetzt mal besser, daß ich zurück ins Büro komme.«
»Überlaß das den Leuten von der Stadtpolizei, cher .«
»Ja klar, warum nicht?« sagte ich. »Das wäre sicher das Beste.«
Sie kniff ein Auge zusammen und sah
Weitere Kostenlose Bücher