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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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rasselte. » Was haben Sie Earl erzählt?«
    »Daß Sie andere Leute mit in die Scheiße ziehen werden, wenn es Ihnen an den Kragen geht.«
    »Warum versuchen Sie immer, mich mit Earl in ein Boot zu stecken?«
    »Ihr Bekanntenkreis scheint sich ziemlich zu überschneiden, Joey.«
    Sein Gesicht war grau und ausgetrocknet. Er blickte mir forschend in die Augen.
    »Ich weiß, was Sie da ausgeheckt haben«, sagte er. »Sie versuchen der AB zu verklickern, daß ich singe. Stimmt’s? Sie wollen mir Feuer unterm Arsch machen, bis ich mich auf irgend ’nen Handel einlasse. Wissen Sie überhaupt, was Sie da tun, Mann? Die AB hat nichts mit dem Syndikat zu tun. Wenn die denken, daß jemand eins ihrer Mitglieder verpfeifen will, erklären sie ihn mehr oder minder für vogelfrei. Und die sind in jedem Knast im ganzen Land. Wenn du einfährst und die AB hat dich auf dem Kieker, bleibt dir nur die Einzelhaft. Und zwar mit einer Eisentür ohne Luke, weil sie dir nämlich sonst mit dem Essen einen Molotowcocktail servieren. Und die wollen Sie mir auf den Hals hetzen? Deshalb haben Sie Bobby Earl angemacht? Das ist verdammt lausig von Ihnen, Mann.«
    »Würde Jewel Fluck versuchen, Sie umzulegen, Joey?«
    Seine Augen wurden schmal und mißtrauisch.
    »Ich hab’ gesehen, wie er Eddy Raintree fertiggemacht hat. Ziemlich häßlich.«
    »Ich habe Ihnen nichts weiter zu sagen.«
    »Kann ich Ihnen nicht verdenken. Ich schätze, mir würd’s genauso gehen, wenn mir alle Felle wegschwimmen würden. Aber sehen Sie es doch mal so, Joey. Sie sind ein hohes Tier in der Mafia. Es gibt Cops, die haben durchaus Respekt vor so was. Wollen Sie wirklich den Rest Ihres Lebens im Zuchthaus verbringen, während ein Kerl wie Bobby Earl gemächlich Cold Duck nippt und Woche für Woche sein Bild im Gesellschaftsteil der Zeitung bewundern kann? Er ist ein Nazi, Joey, ein gottverfluchter Nazi. Wollen Sie wirklich für einen Typen wie den in den Bau wandern?«
    Er beugte sich über den Bettrand und spuckte in den Papierkorb. Ich sah weg.
    »Von mir aus können Sie tot umfallen, Mann. Ich weiß gar nichts über Bobby Earl.«
    Ich musterte sein Gesicht. Die Haut war großporig, unrasiert. Einzelne Gesichtsmuskeln zuckten.
    »Was starren Sie mich so an?« sagte er.
    »Hören Sie endlich auf, ihn zu decken.«
    »Sie haben wohl ’n Gehirntumor oder was. Nichts von dem, was ich sage, scheint in Ihren Schädel zu dringen. Das könnt ihr mit mir nicht machen. Sagen Sie den Knallköpfen in diesem Kaff hier, daß die mich hier nicht drankriegen. Ich wandere nicht in den Kahn, und ich laß mir auch nicht in der Untersuchungshaft das Licht ausblasen. Mich legt keiner um. Capisce , Jack?«
    »Die Knallköpfe in diesem Kaff interessieren sich ziemlich wenig dafür, wie Sie das Ganze sehen, Joey. Alle Jubeljahre muß hier mal jemand über der offenen Flamme geröstet werden, und so wie’s ausschaut, hat das Los Sie getroffen. Das mag nicht unbedingt fair sein, aber so läuft’s eben. Oder haben Sie schon mal erlebt, daß eine Menschenmeute quer durch die ganze Stadt rennt, um eine gute Tat zu tun?«
    Er versuchte sich von mir abzuwenden, aber sein Handgelenk schlug mit der Kette der Handschelle gegen das Bettgestell. Er schlug mit der anderen Faust auf die Matratze und hielt dann den Arm vor die Augen.
    »Lassen Sie mich endlich in Ruhe«, sagte er.
    Ich stand auf und ging zur Tür. Sein angeketteter rechter Fuß ragte unter der Decke hervor. Er versuchte sich zu räuspern, verschluckte sich aber an seinem eigenen Speichel.
    »Ich werd’ sehen, was sich mit der Dosennahrung und der Kochplatte einrichten läßt«, sagte ich.
    Er zog die Decke bis hoch unters Kinn, den einen Arm immer fest vor die Augen gepreßt, und gab mir keine Antwort.
    Ich war vor Bootsie und Alafair im Park und spazierte in aller Ruhe unter den Bäumen am Ufer des Bayou entlang. An den Schlammbänken sammelte sich welkes, graues Laub. Ich ging in die Hocke und warf mit Kieselsteinen nach mehreren dünnen, spitzmäuligen Hornhechten, die sich in der Strömung tummelten.
    Ich war beunruhigt, und mir war nicht wohl in meiner Haut, ohne daß ich so recht wußte, warum.
    Joey Gouza war in Untersuchungshaft, wo er hingehörte. Warum zerbrach ich mir darüber den Kopf?
    Es kommt häufig vor, daß Polizisten viele persönliche Probleme haben. Eine Unzahl von Fernsehfilmen stellt ausführlich und mit großem Aufwand dar, worunter Polizisten leiden und womit sie zu kämpfen haben: Alkoholismus, schlechte

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