Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Straße runter zu einem kleinen, von einem Schwarzen geführten Café. Auf dem Boden von Cletes Wagen lag ein Haufen zerdrückter Bierdosen, und sein Atem roch nach Alkohol.
»Ist bei dir im Büro grad nicht viel los?« fragte ich.
»Ich hatte einfach nur Lust, mal blauzumachen, das ist alles. Komm, laß uns essen.«
Wir holten uns Pappteller, die mit roten Bohnen, Reis und Würstchen gehäuft waren, und gingen damit zu einem einfachen Holztisch unter einer großen Eiche. Der Besitzer des Cafés hatte keine Bierlizenz, und Clete ging kurz an seinen Kofferraum und kam mit einem beschlagenen Sixpack Jax-Beer wieder. Es war warm im Schatten der Bäume, und Rauch von einem Grillfeuer wehte durch die Äste über uns und hüllte alles in blauen Dunst.
»Ich hab’ mir mal Joeys geschäftliche Verbindungen in der ganzen Stadt näher angesehen«, sagte Clete. »Damit meine ich die Sachen, die legitim sind – ein Wäschedienst, ein Kino oben in Prytania, ein paar italienische Restaurants, Läden eben, wo er sein Drogengeld wäscht, um keinen Ärger mit der Steuer zu kriegen. Wie auch immer, auf jeden Fall sagt man sich, daß Joey und seine Leute Bobby Earls Kandidatur für den Senat mit dicker Kohle unterstützen. Mit anderen Worten, es ist bei den Schmalzlocken jetzt angesagt, sich in politischen Komitees zu engagieren.«
Ich nickte. »Ja und?«
»Das ist alles.«
»Was ist daran neu? Das haben wir doch die ganze Zeit schon gedacht.«
»Du interpretierst das falsch, Alter.«
»Wieso?«
»Wenn Joey Meatballs Bobby Earl bereits einen Anteil vom Drogengeschäft abgeben würde, hätte er es nicht mehr nötig, ihm Geld über diese öffentlichen Kanäle zukommen zu lassen. Er hätte den Kerl bereits in der Tasche.«
»Vielleicht wäscht er so das Geld für Earl.«
»So machen die das nicht, Streak. Sie ködern so einen Mann mit etwas, wozu er nicht nein sagen kann, dann ziehen sie ihn in einen ihrer Deals rein, ihre Kredithaie leihen ihm was, oder sie machen ein Video, wie er mit irgendeiner heißen Braut zugange ist. Aber sie machen bestimmt keine Drogengeschäfte mit ihm, um dann anschließend für jedermann ersichtlich eine klare Verbindung herzustellen, die jedem, der hinschaut, zeigt, daß der Kerl ihnen mit Haut und Haaren gehört.«
»Du bist den ganzen weiten Weg nach New Iberia hier rausgefahren, nur um mir zu sagen, daß Bobby Earl sauber ist?«
»Oh, die kennen schon alle dieselben Leute, und Joey hätte nichts dagegen, sich einen Senator in die Tasche zu stecken, aber dagegen gibt’s kein Gesetz, Alter.«
»Bobby Earl hat Dreck am Stecken.«
»Das mag wohl sein. Ich sag ja nur, was ich rausgefunden hab’ und wie ich es einschätze. Klar ist der Kerl ein übler Drecksack, aber das kannst du von der Hälfte der Politiker in Louisiana sagen.«
»Irgendwie hab’ ich das Gefühl, daß dich der Schuh noch woanders drückt, Clete.«
Er riß den Verschluß von einer weiteren Bierdose und zündete sich eine Zigarette an, obwohl er noch nicht zu Ende gegessen hatte.
»Das gehört einfach dazu. Ist nichts Neues«, sagte er.
»Was?«
»Na ja, meine Lizenz als Privatdetektiv steht ’n bißchen auf wackligen Beinen.«
»Weshalb?«
Er biß sich auf einen Fingernagel und zuckte mit den Schultern.
»Ich hab zwei- oder dreimal Ärger gehabt, seit ich die Agentur eröffnet habe. Bin selbst dran schuld«, sagte er.
»Du hast immer Ärger, Clete. Warum machen Sie dir jetzt Schwierigkeiten wegen der Lizenz?«
»Das hab’ ich die Knalltüte auch gefragt, die mich aus Baton Rouge angerufen hat.«
»Welche Knalltüte?«
»Von der staatlichen Lizenzstelle.« Sein Blick wanderte unstet auf meinem Gesicht herum.
»Das kommt von Bobby Earl, stimmt’s?« sagte ich.
»Vielleicht.«
»Da gibt’s kein ›Vielleicht‹.«
»Wie auch immer, jedenfalls gibt’s da ’n paar Beschwerden, und es war die Rede von einer Anhörung vor dem Lizenzausschuß.«
»Was für Beschwerden?«
»Na ja, da ist die Geschichte mit diesem Killer aus Miami, ein echtes Stück Scheiße, das zwei kubanische Mädchen weggeputzt hat, deren Aussage einen Stronzodealer nach Raiford gebracht hätte. Die Kaution betrug zweihundert Riesen, woraufhin er sich prompt abgesetzt hatte. Gerüchten zufolge war er in Ascension oder dem St. James Parish untergetaucht. Der Mann von der Kautionsagentur in Miami ruft mich also an und sagt mir, er zahlt mir fünf Riesen Finderlohn, wenn ich ihm den Kerl anschleppe, bevor sie die zweihundert auf den Tisch
Weitere Kostenlose Bücher