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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Mann meiner Meinung nach harmlos. Wirst du ihn festnehmen?«
    »Nein, für einen Haftbefehl hab’ ich noch nicht genug.«
    »Warum also das Ganze?«
    »Ich komme heute noch, spätestens aber bis Montag zu euch raus, um mit ihm zu reden. Richte ihm das bitte aus. In der Zwischenzeit solltest du dir vielleicht einmal die Frage stellen, warum er nach all den Jahren auf einmal wieder auf der Bildfläche erschienen ist. Wirkt er auf dich etwa wie ein Mann, der mit guten Absichten und dem Willen zur Versöhnung gekommen ist?«
    »Vielleicht will er ja seinen Frieden mit uns machen, und er findet nur noch nicht die richtigen Worte. So was braucht manchmal seine Zeit.«
    »Wie sagten wir doch immer im Dschungel: Halt dir bloß den Rücken frei.«
    »In My Lai hat das auch jemand gesagt. Den ganzen Vietnam-Käse solltest du besser der American Legion überlassen, Dave. Die Leier ist ziemlich abgenudelt.«
    »Wie du meinst, Lyle. Paß auf dich auf.«
    »Hey, ich melde mich noch mal, wann das Essen genau stattfindet. Du mußt kommen. Entschuldigungen werden nicht akzeptiert. Ich bin stolz darauf, dein Freund zu sein, Dave. Ich sehe zu dir auf. Das hab’ ich immer getan.«
    Was sagt man einem Menschen, der so mit einem redet? Um so richtig in die Gänge zu kommen, begann ich früher jeden Tag mit einem kleinen trockenen Absturz, wo ich in einen rauschartigen Zustand fiel, ohne einen Tropfen getrunken zu haben, und alle Synapsen in meinem Schädel Funken schlugen. Als Äquivalent hätte ich meinen Kopf auch für zehn Minuten in die Mikrowelle halten können. Und mittlerweile hatte ich erfahren, daß ein Gespräch mit einem Mitglied der Familie Sonnier diesen Zweck genausogut erfüllte.
    Es war Freitag nachmittag, und es war zu spät und ich selbst auch zu müde, um noch nach Baton Rouge und zurück zu fahren, damit ich mit Vic Benson sprechen konnte, der höchstwahrscheinlich Verise Sonnier war. Erst recht, wenn ich in Betracht zog, daß ich keinerlei handfesten Beweis gegen ihn hatte und ein Gespräch mit ihm ohnehin der Konversation mit einem Laternenmast gleichkam.
    Die schwüle Hitze wurde abends kurzzeitig von einem dreißigminütigen Regenschauer unterbrochen. Dann kam ein kühler Wind aus dem Süden auf, der das welke Laub der Pecanbäume auf meiner Veranda zerstreute, und dann brach die Abendsonne noch einmal durch die dicke Wolkendecke, so rot und zähflüssig wie glühende Schlacke aus einer Gußform. Im Laden gab es noch ein kleines Drama. Ich füllte gerade die Futternäpfe in den Kaninchenställen an der Seite des Hauses, als ich auf einmal einen lauten Schrei aus dem Laden hörte. Dann sah ich Tripod zur Tür hinauswischen, der seine lose Kette hinter sich über die Bretter schleifte, dicht gefolgt von Alafair. Dann kam Batist, der einen Besen über dem Kopf schwang.
    Am Ende des Bootsstegs erwischte Alafair Tripod und nahm in in die Arme. Dann drehte sie sich um, um sich Batist entgegenzustellen, dessen dichtgestaute Äderchen im dicken schwarzen Hals nur so pochten.
    »Flach wie einen Pfannkuchen hau’ ich diesen Waschbär jetzt«, sagte er. »Den Laden wisch’ ich mit ihm.«
    »Laß ihn in Frieden!« brüllte Alafair zurück.
    »So kann ich doch kein’ Laden führen, wenn dies gräßliche Vieh alles kaputtmacht. Laß ihn los, dann kriegt er von mir einen Schlag, daß er wie ein Golfball über die Bäume da fliegt.«
    »Er hat gar nichts gemacht! Mach doch deinen eigenen Dreck sauber! Mach erst einmal deine gräßlichen Zigarren weg!«
    In der Zwischenzeit versuchte Tripod über ihre Schulter zu klettern und hinter ihrem Rücken zu verschwinden, um soviel Distanz wie möglich zwischen sich und Batist zu legen.
    Ach herrje , dachte ich und kam hinunter zum Bootssteg.
    »Zu spät, Dave«, sagte Batist. »Dieser Räuber sitzt gleich im Waschbärhimmel.«
    »Jetzt beruhigt euch doch alle mal ein bißchen«, sagte ich. »Wie ist Tripod wieder in den Laden gekommen, Alf?«
    »Batist hat die Fliegentür aufgelassen«, sagte sie.
    »Ich hab’ die Fliegentür aufgelassen?« rief er ungläubig aus.
    »Und du warst auch draußen und hast geangelt, sonst wäre er gar nicht aufs Regal geklettert«, sagte sie. Ihr Gesicht war errötet und hitzig, und die Augen funkelten wie braunes Glas in der Sonne.
    »Schau ihn doch an, das Gesicht, der Mund«, sagte Batist. »Die ganze Zuckerdose hat er leergefressen und zwei Schachteln Milky Ways.«
    Tripod, dessen Pelz bis auf die silbernen Streifen am Schwanz und die silberne Maske

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