Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

legen müssen. Aber das einzige, was er mir über dieses Arschgesicht sagen kann, ist, daß er sich irgendwo zwischen New Orleans und Baton Rouge aufhält, ’ne Vorliebe für rosa Cadillacs und Marihuana hat und gerne bei Halbweltschnallen den großen Macker markiert.
    Ich bringe also zwei Wochen damit zu, die ganzen Löcher am Airline Highway abzuklappern. Und gerade als ich’s stecken wollte, seh’ ich dieses wunderschöne Cadillac Cabriolet in Flamingorosa, mit Nummernschildern aus Georgia. Es war vor so einem Club geparkt, wo weiße und Mulatten-Bräute auf der Bühne rumhopsen. Ich also rein, und der Laden ist so verraucht, daß du die Hand vor Augen kaum siehst, dafür aber an die zweihundert Mutanten, die allesamt aussehen, als hätte sie jemand mit einem Fleischklopfer durch die Mangel gezogen. Aber von meinem Mann keine Spur. Ich also wieder raus auf den Parkplatz, wo ich mit einem Dietrich den Caddie knacke. Im Wageninnern riecht’s, als ob jemand Haschischöl in die Sitze gerieben hat. Im Handschuhfach finde ich eine Schachtel Pariser, ein Streichholzheftchen aus einer Bar in Fort Lauderdale, einen Eispickel und ein Dutzend lose Patronen vom Kaliber .38. Was sagt mir das? Das muß der Wagen von dem Arschgesicht sein.
    Nur daß ich die ganze Bar absuchte und ihn nicht finden kann, was bedeutet, daß er sich wahrscheinlich verkleidet hat. Schließlich ist es drei Uhr morgens, von dem Arschgesicht immer noch keine Spur, und ich bin so müde, daß ich grad aus den Latschen kippen könnte. Na ja, da hab’ ich mir gedacht, daß ich die Sache mal besser etwas beschleunige. Also hab’ ich den Caddie angezündet.«
    »Du hast was getan?«
    »Was hätte ich denn sonst tun sollen, etwa den Rest der Woche da verbringen? Der Job lief auf reiner Erfolgsbasis. Wie auch immer, jedenfalls lieferte der Cadillac ein prächtiges Lagerfeuer auf dem Parkplatz, und die ganzen Mutanten strömten raus, um zuzusehen. Es hat ihnen allen mächtig Laune gemacht, ausgenommen natürlich dem Typ, dem der Caddie gehörte. Und jetzt rate mal.«
    »Es war der falsche Mann.«
    »Du hast’s erfaßt. Ein Handelsvertreter für Sportartikel aus Waycross. Aber du ahnst nicht, was jetzt passiert. Mittendrin in den ganzen Schaulustigen steht doch tatsächlich das Arschgesicht, das ich suche. Zwei Minuten später hab’ ich ihm schon die Handschellen angelegt und ihn an einem Eisenring hinten in meinem Wagen vertäut. Also hatte schließlich doch noch alles geklappt, nur daß mich jemand dabei gesehen hatte, wie ich an dem Caddie rummachte, und mich prompt bei den Cops und der Feuerwehr verpetzt hat. Das hatte zur Folge, daß ich am nächsten Tag noch mal antanzen mußte, und sie mir ein paar Fragen gestellt haben, bei denen mir doch ein bißchen heiß unterm Toupet wurde. Dann war da noch so ein Schlamassel, in das mich Nig ...«
    »Nig?« Ich hatte fertig gegessen und blickte mehrfach auf die Uhr.
    »Yeah, Nig Rosewater, der mit der Kautionsagentur. Tut mir leid, wenn ich dich hier langweile, Dave, aber ich krieg nun mal nicht jeden Monat meinen Lohnscheck. Typen wie Nig sind für mich die Butter auf’m Brot.«
    Ich holte tief Luft und ließ ihn fortfahren.
    »Nig beschließt also, sich mal als Wirt zu versuchen«, sagte Clete. »Er eröffnet also eine Bar auf der Magazine Street direkt am Rand von einem Schwarzenviertel. Und was für ein Schild hängt er sich ins Fenster? ›FÜNF BIS SIEBEN HAPPY HOUR – HAVE A SWIG WITH NIG.‹ Gleich in der ersten Nacht fliegt eine brennende Mülltonne durch die Scheibe. Das gleiche passierte noch zweimal, sogar nachdem Nig das Schild hat verschwinden lassen. Du wirst jetzt fragen, wer so was tut. Die gottverdammten Crips, und nicht, weil sie’s so besonders mit den Bürgerrechten hätten, sondern weil sie damit bei den anderen Halbstarken im Viertel Eindruck schinden können. Hast du schon mal mit diesen Gangs zu tun gehabt? Die Crips. Die haben irgendeinen Jungen auf der Calliope Street umgenietet, und dann sind sie, um sicherzugehen, daß auch jeder die Botschaft mitbekommt, beim Begräbnis aufmarschiert, wo sie vor der Familie des Jungen noch mal seinen Sarg durchlöchert haben. Die sind echt was ganz Besonderes.
    Na ja, ich hab’ also herausgefunden, wer sich da in Nigs Bar als Innenarchitekt betätigt hat – ein Kid namens Ice Box. So wird er genannt, weil er einen Kühlschrank auf seine Großmutter geworfen hat. Das hab’ ich nicht erfunden. Einer von der Sorte, für die einen Menschen