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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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seinem Gesicht Schatten. Dann ein abrupter Schnitt, und auf einmal ein völlig anderer Ort, völlig andere Menschen. Die zweite Ladung wurde in der Dämmerung an Bord gebracht, Beutel von der Größe eines Kopfkissens, in schwarze Vinylfolie gewickelt, die unten eingeschlagen und zusammengefaltet und verklebt war. Sie wurden liebevoll wie Weihnachtsgeschenke an Bord getragen.
    »Als nächstes solltest du eigentlich einen Haufen Fallschirme sehen, die im Dunkeln aufgehen, und diese Kisten, die dran herunterschweben, sowie einen Kreis aus Signalleuchten in der Mitte irgend eines Gebirges«, sagte Weldon. »Aber an dieser Stelle hab’ ich das Drehbuch etwas verändert. Paß auf.«
    Auf dem Bildschirm erschien eine Küste in einer hellen Mondnacht. Wellen mit hoher Schaumkrone brandeten an den Strand, und einzelne Korallenriffe ragten wie die rosenfarbigen Rücken von Walen aus dem Meer. Dann begann die Besatzung, die Fracht aus dem Flugzeug zu werfen.
    »Diesen Teil nenne ich ›Weldon mariniert die Ladung und sagt den Schmalzlocken: Leckt mich‹«, sagte Weldon.
    Der Wind riß die Kokainbeutel auf und bedeckte die schwarze Wasseroberfläche mit einer schwimmenden weißen Paste. Die Waffenkisten stürzten in die Dunkelheit wie ein außer Rand und Band geratener Schrottplatz. Manche der Kisten landeten mit einer Schaumfontäne in der Brandung; andere zerbarsten auf den Korallenriffen, und Patronengurte mit Maschinengewehrmunition schlangen sich wie Schmuckketten um die Korallen.
    Dann wurde der Bildschirm weiß.
    »Das ist alles?« sagte ich.
    »Yeah. Was hältst du davon?«
    »Dahinter ist Gouza die ganze Zeit her gewesen?«
    »Ja, ich hab’ den beiden gesagt, ich hätte ihre ganze Operation auf Film. Ich hab’ ihnen gesagt, sie sollten sich aus meinem Leben scheren. Außerdem fand ich, daß mir die achtzig Riesen ohnehin zustanden – für die Transporte davor. Bei einem davon hat die Maschine siebenunddreißig Einschußlöcher abbekommen. Was hältst du davon?«
    »Nicht viel.«
    »Was?«
    »Was hast du noch außer der Kassette?« fragte ich.
    »Das ist alles.«
    »Hast du was, das beweist, daß Gouza in den Handel mit Waffen und Drogen verwickelt ist?«
    »Ich hab’ nur diese Videokassette.«
    »Würdest du eidesstattlich erklären, daß du für Joey Gouza geflogen bist?«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich alle Vereinbarungen mit Jack Gates getroffen habe. Gouza blieb außen vor.«
    Ich blickte zum Fenster, das bis zur Decke hoch reichte, auf die Eichen in Weldons Garten.
    »Was ist Bobby Earls Rolle in der ganzen Sache?« sagte ich.
    »Er hat keine.«
    »Jetzt komm mir nicht so, Weldon.«
    »Bobby hat nicht das geringste damit zu tun.«
    »Jetzt ist kaum der rechte Zeitpunkt, ihn zu decken, Kumpel.«
    »Bobbys ganze Aufmerksamkeit gilt dem US-Senat und seinem Schwanz. Gebrauch doch mal deinen Kopf, Dave. Warum um alles in der Welt sollte er sich mit Rauschgift und Waffen einlassen?«
    »Geld.«
    »Er kriegt doch alles Geld der Welt von den ganzen rechten Trotteln und Hinterwäldlern aus North Louisiana. Außerdem geht es ihm nicht darum. Ihr Liberalen habt euch nie ein richtiges Bild von ihm gemacht. Bobby schert sich nicht im geringsten um Schwarze. Sie sind ihm schnurzegal. Er hat nie welche gekannt. Wie könnte er sich an ihnen stören? Gebildete und intelligente Weiße sind es, die er nicht mag. In seinem Kopf seid ihr alle genau wie seine Eltern. Ich glaube, in seinem Leben ist kein Tag vergangen, an dem sie ihn nicht haben wissen lassen, daß er ein Stück Scheiße ist. Es gibt nur zwei Dinge auf der Welt, die ihm überhaupt was bedeuten, nämlich rumzuvögeln und Leute wie dich und die Presse zur Weißglut zu bringen.«
    »Das mag ja alles wahr sein, aber er steckt mit Joey Gouza unter einer Decke, was bedeutet, daß er bis zur Halskrause in diesen Schweinereien mit drinsteckt.«
    »Da täuschst du dich.«
    »Langsam bin ich’s ziemlich leid, daß du immer noch mit was hinterm Berg hältst, Weldon.«
    »Aber das tu ich doch gar nicht. Ich habe dir alles gesagt. Was willst du denn noch von mir? Ein Kerl hat versucht, mir mit einer Klaviersaite den Kopf abzuschneiden. Wenn ich nur dran denke, läuft’s mir noch kalt über den Rücken. Das setzt mir richtig zu, Mann. Ich hab’ sogar den Geruch von dem Burschen in der Nase.«
    »Was meinst du damit?«
    Er schwieg, und seine Augen blickten irgendwo ins Nichts.
    »Da hab’ ich vorhin gar nicht dran gedacht«, sagte er. »Der Kerl roch

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