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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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da?«
    »Als hättest du Stacheldraht hinter den Augen. Schlag dir das bloß aus dem Kopf.«
    »Du täuschst dich.«
    »Von wegen. Wie ich dich kenne, dreht der alte Streak den Küchenmixer voll auf, bis ihn seine eigenen Gedanken fast in den Wahnsinn treiben, und dann geht er los und hält denen ein brennendes Streichholz unter die Eier. Du wartest schön, bis ich wieder raus bin, dann knöpfen wir uns diese Typen zusammen vor. Hast du mich verstanden, Partner?«
    Ich blickte auf das Sonnenlicht, das ein quadratisches Muster aufs Bett warf. Die Palmen vor dem Fenster wogten sacht im Wind.
    »Ich soll nicht mitspielen?« sagte er.
    »Brauchst du was? Soll ich dir was bringen?«
    »Nimm dir Gouza nicht auf eigene Faust vor. Auf so eine Sheriffmarke aus dem Iberia Parish scheißen diese Typen doch.«
    »Was soll ich dir bringen?«
    »Meine Knarre. Sie liegt in einer kleinen Wäschelade unter dem Bett.« Er nahm die Schlüssel vom Nachttisch und ließ sie mir in die geöffnete Hand fallen. »Auf dem Tresen in der Küche steht auch eine kleine Flasche Wodka und ’ne Stange Zigaretten.«
    »Bis gleich.«
    »Dave?«
    »Ja?«
    »Gouza ist ein seltsamer Typ. Was das Geschäftliche angeht, hat er echt einen Eiswürfel im Hirn, aber er ist auch ein paranoider Sadist, ’ne Menge von den Schmalztypen hier in der Stadt machen sich vor Angst in die Hose, wenn sie seinen Namen hören.«
    Ich fuhr ins Quarter zu Cletes Wohnung in der Dumaine Street, wo ich seinen Revolver Kaliber .38, das dazugehörige Schulterhalfter, den Wodka und die Zigaretten in eine Papiertüte tat und schon wieder auf dem Rückweg war, als ich auf dem Innenbalkon den Hausmeister sah, der Staub zu seiner Tür hinaus und durchs Geländer in den Hof unter uns fegte. Er war ein dunkelhäutiger, schwarzhaariger Mann mit schlechten Zähnen und türkisfarbenen Augen. Ich klappte meine Marke auf und fragte ihn, ob er die Männer gesehen hatte, die Clete zusammengeschlagen hatten.
    »Yeah, klar hab’ ich die gesehen. Hab’ sie gesehen, wie sie die Treppe runtergerannt sind«, sagte er. Er hatte einen schweren Cajun-Akzent.
    Ich fragte ihn, wie sie ausgesehen hätten.
    »Da war der eine, den hab’ ich nicht so gut gesehen, der is die Dumaine runtergegangen. Hab’ nicht sonderlich auf ihn geachtet, wo ich doch nich’ gewußt hab’, daß da was nich’ okay war. Aber da war noch so ein Kleiner, ein Blonder, der is auf der Treppe an mir vorbei und runter auf die Straße gerannt. Dort is er dann mit ’nem anderen auf’n Motorrad gestiegen.«
    »Und dieser andere auf dem Motorrad, wie sah der aus?«
    »Groß«, sagte er. Dann tippte er sich mit einem Finger an den Oberarm. »Hatte ’ne Tätowierung. Ein Tiger. Der war gelb und rot. Das hab’ ich ganz deutlich gesehen, weil’s mir nämlich nich gepaßt hat, daß der Kleine sich auf der Treppe so an mir vorbeigedrängt hat.«
    »Wem haben Sie das sonst noch erzählt?«
    »Das hab’ ich gar niemandem erzählt.«
    »Warum nicht?«
    »Hat mich keiner gefragt.«
    Nachdem ich die Tüte mit Cletes Revolver, Zigaretten und Wodka im Krankenhaus vorbeigebracht hatte, stand die Sonne schon tief am Himmel und schien durch die Eichen auf der St. Charles Avenue. Schwalben kreisten in der Abenddämmerung. Ich nahm mir ein Zimmer in einer preiswerten Pension in der Britannia Street, nur zwei Blöcke von der St. Charles Avenue entfernt, von wo ich Bootsie anrief und ihr sagte, daß ich heute hier übernachten müßte und erst morgen nachmittag heimkommen würde.
    »Was ist los?« fragte sie.
    »Ich muß noch ein paar Sachen erledigen. Vorwiegend Fleißarbeit. Kommst du zurecht?«
    »Ja. Natürlich.«
    »Geht’s dir gut, Boots?«
    »Ja. Heut abend ist alles ganz okay. Es war heute sehr heiß, aber jetzt am Abend kühlt’s doch etwas ab. Vielleicht regnet es heute nacht. Draußen über der Marsch sieht man’s schon blitzen.«
    Ich spürte die Anstrengungen des langen Tages im ganzen Körper. Ich sperrte die Augen auf und zu. Das Rauschen des Ferngesprächs im Telefonhörer knirschte wie nasser Sand in meinem Ohr.
    »Würdest du so lieb sein und den Dienstleiter für mich anrufen?« sagte ich.
    »Geht klar. Mach dir nur keine Sorgen, Dave. Uns geht’s prima.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, sprach ich ein Gebet an meine Höhere Macht, indem ich sie bat, in meiner Abwesenheit auf mein Haus aufzupassen. Dann rief ich Clarise an, eine ältere Mulattenfrau, die für meine Familie gearbeitet hatte, seit ich ein Kind gewesen war, und

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