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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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toten Kameraden meines Infanteriezugs meldeten sich per Ferngespräch. Als ich schließlich wieder so weit zur Besinnung kam, daß ich den Hörer abnehmen und mit dem Mann am Empfang reden konnte, sagte man mir, daß ich eine Nachricht von Cletus Purcel hätte.
    Ich brauchte beide Hände, um seine Nummer zu wählen, und die ganze Zeit über troff mir der Schweiß nur so aus dem Haar und rann mir in Strömen übers Gesicht. Sechs Stunden später stand er in seinen Budweiser-Shorts, Sandalen, Porkpie-Hut und dem LSU-T-Shirt, dessen Ärmel er abgeschnitten hatte und das an ihm wirkte wie ein Sporttrikot an einem Nilpferd, in meinem Hotelzimmer.
    Er saß auf der Bettkante und hörte sich zum wiederholten Mal meine Geschichte an, Kaugummi im Mund, immer wieder nickend und den Blick zwischen den Knien hindurch zum Boden gerichtet. Dann ging er und kam erst nachmittags um drei wieder. Er trat ins Zimmer, warf eine Papiertüte auf die Ankleidekommode und sagte mit breitem Lächeln: »Wird Zeit für dich, daß du deinen Gefangenen abholst und in die Gänge kommst. Mit deinen Travellerschecks ist die Chinesin auf und davon, aber dein Geld, die Kreditkarten, die Polizeimarke und deine Waffe hab’ ich wieder. Der Amerikaner, der bei ihr war, sitzt im Greyhound und ist auf dem Weg zurück zur Küste, um sich sein Gebiß gründlich neu gestalten zu lassen. Er freut sich schon darauf, hat er gesagt. Das kommt alles in keinen Bericht, Alter.«
    »Was für eine Chinesin? Wovon redest du überhaupt?«
    »Sie und ihr Zuhälter haben dich auf einem Parkplatz vor einer Bar am Ende des Strips aufgelesen. Du warst zu betrunken, um deinen Wagen zu starten. Sie haben dir angeboten, dich zum Hotel zurückzufahren. Du kannst von Glück reden, daß er sein Messer nicht in dich reingesteckt hat. Der Stichel, den ich ihm abgenommen hab’, war gute zwanzig Zentimeter lang.«
    »Ich erinnere mich an nichts.« Meine Hände waren immer noch geschwollen und hölzern, wenn ich versuchte, sie zu bewegen.
    »Manchmal zieht man halt den kürzeren. Vergiß es. Auf, gehen wir ein Steak essen und verpissen wir uns aus diesem Dreckloch. Der Architekt, der das Scheißding entworfen hat, kam wohl frisch aus dem Entzug.«
    Dann blickte er mich nachdenklich an, und ich sah das Mitleid und die Besorgnis in seinen Augen.
    »Okay, du hast dein Hirn für ein paar Stunden in Alkohol mariniert«, sagte er. »Ist nicht die Welt. Als ich noch bei der Sitte war, hab’ ich’s manchmal geschafft, mich von einer meiner eigenen Informantinnen ausrauben zu lassen, ’nen Tripper hat sie mir noch als Dreingabe verpaßt. Und was die Härte war: Ich glaube, ich wußte, daß sie es hatte, als ich mit ihr ins Bett bin.«
    Er grinste und blies den Rauch seiner Zigarette in die abgestandene, klimaanlagenkalte Luft.
    So war er, mein Partner, bevor Whiskey und Aufputschmittel und Kredithaie dafür sorgten, daß er vor seinen eigenen Kollegen fliehen mußte.
    Sein Gesicht wurde bleich, als er versuchte, sich im Bett weiter aufzurichten, um nach dem Wasserglas und dem gläsernen Strohhalm auf dem Nachttisch greifen zu können.
    »Mit gebrochenen Rippen ist nicht zu spaßen, Clete. Bleib lieber liegen«, sagte ich und gab ihm das Glas.
    Seine grünen Augen waren blutunterlaufen und blinzelten wie die eines Vogels, während er den Strohhalm im Mundwinkel hatte und daran saugte. Sein Schädel war an mehreren Stellen rasiert, und die Kopfhaut war an einem halben Dutzend Stellen mit jeweils mehreren Stichen genäht.
    »Mann, das ist vielleicht eine Scheiße«, sagte er. »Die haben gesagt, daß sie mich noch zwei Tage hierbehalten wollen. Glaub nicht, daß ich das durchstehe. Du solltest mal die Nachtschwester sehen. Sieht aus wie die Bestie von Buchenwald. Sie hat versucht, mir ein Thermometer in den Arsch zu schieben, während ich schlief.«
    »Womit haben sie dich geschlagen, Bleirohre?«
    »Nein, dieser kleine Kerl hatte einen Schlagring, und Jack Gates, der Kerl, den ich eindeutig identifizierte, hatte einen Schlagstock.«
    »Der Cop, mit dem ich geredet habe, hat gesagt, sie hätten dich mit Bleirohren verprügelt.«
    »Dann steht das falsch in ihrem Bericht. Klingt nach denselben unfähigen Schnarchsäcken, mit denen wir früher arbeiten mußten.«
    »Wie sind sie in deine Wohnung gekommen?«
    »Mit einem Dietrich, schätze ich. Wie auch immer, als ich reinkam, stand Jack Gates jedenfalls hinter der Tür. Hat mich mit dem Stock und voll hinter dem Ohr erwischt. Verdammt, die Dinger

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