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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Wer rückt zuerst mit der Sprache raus?«
    Chris ließ sich auf dem freien Sofa nieder. »Wayne Scott nervt uns wieder.«
    »Womit diesmal?«
    »Er bohrt immer noch nach«, sagte Beck. »Und zwar ausschließlich in Chris’ Richtung.«
    Huff zog an seiner Zigarette und fragte sich, warum kein Detective wie dieser Quälgeist zur Stelle gewesen war, als man seinen Daddy umgebracht hatte. Niemand hatte auch nur danach gefragt, wieso sein Schädel so tief gespalten war, dass sein Gehirn austreten konnte. Huff war nicht einmal sicher, ob man seinen Daddy damals beerdigt oder den Leichnam der medizinischen Fakultät überlassen hatte, damit ihn ein Haufen stümpernder Studenten metzeln konnte.
    Er selbst war damals über Nacht ins Gefängnis gebracht worden, weil niemand wusste, was man sonst mit ihm anfangen sollte. Mr. J. D. Humphrey erklärte dem Polizisten auf der Fahrt in die Stadt, dass seine Frau einen hysterischen Anfall bekäme, wenn er Huff mit nach Hause nähme. »Der Kleine hat bestimmt Läuse. Sie würde mir die Hölle heiß machen, wenn sie an einem unserer Kinder Nissen fände.«
    In jener Nacht heulend auf seiner Pritsche in der Gefängniszelle hatte er gehört, wie der Polizist einem anderen Polizisten erzählte, dass in Wirklichkeit J. D.s Frau, Mrs. Humphrey, die Zigarrenkiste mit dem Geld genommen hatte, die bei der Durchsuchung der Hütte nicht zum Vorschein gekommen war.
    »Drüben im Modegeschäft hatten sie einen großen Ausverkauf. Und weil sie kein Bargeld hatte, ist sie kurz zum Schrottplatz rübergefahren und hat das Geld genommen, ohne sich mit J. D. abzusprechen.«
    »Also, das schlägt doch alles«, hatte der andere Mann gesagt.
    Die beiden hatten sich köstlich über das Missverständnis amüsiert.
    Am nächsten Morgen hatte Huff ein paar Kekse und ein Hackfleischsandwich zum Frühstück bekommen, dann hatte ihm der Polizist befohlen, ruhig sitzen zu bleiben und keinen Stunk zu machen.
    Und genau das hatte er getan, bis zuletzt ein dürres Männlein in einem Seersuckeranzug und mit Drahtbrille erschien. Er hatte Huff mitgenommen in ein Waisenhaus. Während sie vom Gefängnis abfuhren, sagte er noch: »Du wirst mir doch keinen Ärger machen, Bürschchen, oder?«
    Er hatte nicht wissen können, welche Mordsscherereien er sich und dem Heim, das er leitete, eingehandelt hatte. Bis an sein Lebensende sollte er den Tag verfluchen, an dem er den kleinen Huff Hoyle aus dem Gefängnis abgeholt hatte.
    Während der folgenden fünf Jahre hatte Huff in einem Waisenhaus gelebt – oder eher vegetiert –, geleitet von Menschen, die christliche Nächstenliebe predigten und einen mit dem Ledergürtel halbtot prügelten, wenn man sie auch nur schief anschaute, was Huff Hoyle nur zu oft tat.
    Mit dreizehn riss er aus. Als er verschwand, bereute er nur eines – dass dieses Schwein im Seersuckeranzug nicht mitbekommen hatte, wer ihn umgebracht hatte. Huff hätte ihn aufwecken und ihm Zeit geben sollen, die Brille aufzusetzen, ehe er ihm das Kissen aufs Gesicht presste.
    Bei Mr. J. D. Humphrey unterlief ihm dieser Fehler nicht. Er stellte sicher, dass der Mörder seines Daddys ihn sah und den ins Ohr geflüsterten Namen hörte, bevor er ihn in seinem eigenen Bett erstickte, während sein fettes Weib keinen Meter von ihm entfernt friedlich auf der anderen Seite des Bettes schnarchte.
    Der Polizist ersparte ihm die Mühe, ihn töten zu müssen. Huff erkundigte sich im Ort und erfuhr, dass er zwischen zwei Nigger geraten war, die sich um einen Jagdhund gestritten hatten. Einer von beiden hatte im Verlauf des Streites ein Messer bis zum Schaft in den Hals des Polizisten versenkt. Man sagte, er sei laut schreiend krepiert.
    Seit der Nacht, in der sein Daddy gestorben war, hatte Huff keine hohe Meinung von Männern mit einer Polizeimarke, und diese Verachtung zeigte sich jetzt. »Weswegen macht sich dieser Deputy jetzt wieder in die Hosen?«
    Beck erzählte ihm von der Vernehmung, die in der vergangenen Nacht stattgefunden hatte. Nur hin und wieder unterbrach ihn Chris mit einem sarkastischen Dementi oder einer beißenden Bemerkung über Deputy Scott.
    Als Beck zum Ende gekommen war, sagte Huff: »Chris, deine Erklärung für den Anruf hätte Scott eigentlich zufrieden stellen sollen. Vor allem nachdem ich dich wirklich gebeten hatte, Danny wegen dieser Kirchengeschichte zuzusetzen. Aber Scott ist störrisch und ehrgeizig, und das macht mir Sorgen. Für mich klingt es nicht so, als würde er aufgeben und mit

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