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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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lebte nur noch für den ersten Dienstag im September. Sein Daddy hatte den Tag im Kalender mit dem Bild einer nackten Frau angestrichen, der in Mr. J. D. Humphreys Büro hing. Dann konnte Huff endlich zu den anderen Kindern auf den Schulhof und würde vielleicht lernen, ihre Spiele zu spielen.
    Mit ängstlich pochendem Herzen stellte sich Huff zu seinem Daddy an das herausgebrochene Fenster und sah einen glänzenden Streifenwagen mit rotem Licht auf dem Dach. In dem Auto saß Mr. J. D. Humphrey neben einem Polizisten. Aber er lächelte nicht so wie damals, als er Huff den alten Autoschlauch geschenkt hatte. Und als die beiden ausstiegen und auf die Hütte zukamen, klatschte der Polizist mit einem Schlagstock in seiner harten, breiten Hand.
    Sein Daddy befahl Huff, im Haus zu bleiben, und ging nach draußen, um ihre Besucher zu begrüßen. »Abend, Mr. Humphrey.«
    »Ich will keinen Ärger mit dir.«
    »Sir?«
    »Gib sie her.«
    »Was denn, Mr. Humphrey?«
    »Stell dich nicht dumm, Bursche«, bellte der Polizist. »J. D. weiß genau, dass du sie genommen hast.«
    »Ich hab gar nichts genommen.«
    »Die Zigarrenkiste, in der ich mein ganzes Geld aufbewahre?«
    »Ja, Sir?«
    »Also, die ist plötzlich verschwunden. Und wer außer dir könnte sie genommen haben?«
    »Das weiß ich nicht, Sir, aber ich war es nicht.«
    »Du dreckiger Taugenichts, meinst du vielleicht, das glaube ich dir?«
    Huff lugte über das Fensterbrett hinweg. Mr. Humphreys Gesicht war schrecklich rot angelaufen. Der Polizist lächelte die ganze Zeit, aber er sah nicht besonders freundlich aus. Er reichte Mr. Humphrey seinen Schlagstock. »Vielleicht wird ihm der hier etwas Verstand einbläuen.«
    »Mr. Humphrey, ich …«
    Mehr konnte sein Vater nicht mehr sagen, ehe ihn Mr. Humphrey mit dem Schlagstock umhaute. Er traf seinen Daddy an der Schulter und musste ihm damit schrecklich wehgetan haben, denn sein Daddy ging sofort in ein Knie. »Ich schwöre, ich habe nichts gestohlen …«
    Mr. Humphrey schlug noch einmal gegen Daddys Kopf, und diesmal hörte es sich an, als würde eine Axt einen Holzscheit spalten. Sein Daddy kippte vornüber auf den Boden. Er lag totenstill da und gab keinen Laut mehr von sich.
    Huff blieb wie angewurzelt hinter dem Fenster stehen und keuchte ungläubig und in Todesangst.
    »Jesus, J. D., den haben Sie ordentlich umgehauen.« Der Polizist lachte schnaubend und beugte sich über seinen Daddy.
    »Das wird ihn lehren, mich zu beklauen.«
    »Das wird ihn gar nichts mehr lehren.« Der Polizist richtete sich auf und zog ein Taschentuch aus der hinteren Hosentasche. Damit wischte er das Blut von seinen Fingern. »Er ist tot.«
    »Wollen Sie mich verscheißern?«
    »Tot wie ein Hammer.«
    Mr. Humphrey wog den Schlagstock in der Hand, als wollte er ihn prüfen. »Hat das Ding einen Eisenkern?«
    »Gut zum Niggerklopfen.« Der Polizist stupste seinen Daddy mit der Stiefelspitze an. »Wie hieß der Kerl?«
    Mr. J. D. Humphrey sagte es ihm. Aber er bekam den Namen nicht richtig hin. »Er war nur ein weißer Landstreicher. Ich habe versucht, mich wie ein Christ zu verhalten, und einem Vagabunden eine helfende Hand gereicht, aber dem Kerl fällt nichts Besseres ein, als hineinzubeißen.«
    »Ist das nicht die reine Wahrheit?« Der Polizist schüttelte den Kopf über diese traurige Erkenntnis. »Na schön, ich werde gleich morgen den Bestatter herschicken. Ich schätze, für das Begräbnis wird der Staat aufkommen müssen.«
    »Ich habe gehört, dass die medizinische Fakultät an der Universität Leichen brauchen kann.«
    »Ein guter Gedanke.«
    »Ich würde meinen, dass er das Geld irgendwo in diesem Müllhaufen versteckt hat.«
    Die zwei betraten die Hütte und entdeckten Huff, der unter dem Fensterbrett kauerte und sich gegen die mit alten Ausgaben der Lokalzeitung isolierte Wand presste. »Ach du Scheiße. Den Kleinen hatte ich völlig vergessen.«
    Der Polizist schob den Hut in den Nacken, stemmte die Hände in die Hüften und sah streng auf Huff herab. »Dürrer, kleiner Hering, wie?«
    »Ist seinem unnützen Daddy überallhin nachgelaufen. Wenn Sie mich fragen, ist er ein bisschen beschränkt.«
    »Wie heißt er?«
    »Seinen richtigen Namen kenne ich nicht«, erwiderte Mr. J. D. Humphrey. »Soweit ich weiß, hat ihn sein Dad immer nur Huff gerufen.«
    »Huff?«
    »Huff?«
    Erst jetzt erkannte er, dass er nicht an jenem heißen Sommerabend 1945 gerufen wurde.
    Wie immer, wenn er aus diesem regelmäßig

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