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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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bestanden, dass der Manager einen neuen Stuhl bringen ließ und den austauschte, auf dem Watkins gesessen hatte. Das Bettzeug war ebenfalls gewechselt worden.
    Zufrieden, dass alle seine Spuren beseitigt waren, schloss sie sich ein und legte diesmal auch die Kette vor. Müde trat sie an die Kommode und betrachtete sich im Spiegel. Ihre Haut war von der Sonne versengt und zugleich so verschwitzt, dass ihr alle Kleider am Leib klebten. Sie schlüpfte aus ihren Turnschuhen und inspizierte einen Strauß schmerzhafter, wild blühender Blasen, die von ihrer Marilyn-Beige-Pediküre ablenkten.
    Sie war fast zu müde, um das gegrillte Käsesandwich zu essen, das sie vom Diner mitgenommen hatte, aber gleichzeitig hatte sie einen mörderischen Heißhunger. Nach dem ersten Bissen verschlang sie das Sandwich in Rekordzeit.
    Anschließend nahm sie eine lange Dusche, die zweite an diesem Tag. Am Morgen hatte sie sich von Kopf bis Fuß abgeschrubbt, um jede Erinnerung an Watkins’ Berührung abzuwaschen.
    Jetzt ließ sie ihre schmerzenden Muskeln von dem scharfen Strahl weich kneten. Als sie aus der Wanne trat, fühlte sie sich fast wieder wie ein Mensch. Zu müde, um sich noch lange zu föhnen, beließ sie es dabei, ihre Haare mit einem Handtuch trockenzurubbeln. Das einzige Zugeständnis an ihre kosmetischen Pflichten war eine Fingerspitze voll Feuchtigkeitscreme, mit der sie ihre sonnenverbrannte Nase bestrich. Der kleine Kratzer in ihrer Wange war schon verschorft. In ein, zwei Tagen würde man nichts mehr davon sehen.
    Sie zog einen frischen Slip und das kurze Baumwollnachthemd an, das sie unterwegs gekauft hatte, um das von der vergangenen Nacht zu ersetzen. Das alte war am Morgen in den Müll gewandert. Sie hätte es bestimmt nie wieder angezogen, und wenn sie es noch so oft gewaschen hätte.
    Sie ermahnte sich, das Erlebnis möglichst zu vergessen. Im Grunde war ihr nichts passiert. Sie räumte diesem Ungeheuer entschieden zu viel Macht ein.
    Trotzdem beschloss sie, als sie die Bettdecke zurückschlug, das Licht im Bad brennen zu lassen, weil sie auf gar keinen Fall im Dunkeln aufwachen und noch einmal den schrecklichen Moment durchleben wollte festzustellen, dass sie nicht allein im Zimmer war.
    Ihre Gedanken wurden von einem Klopfen unterbrochen. »Sayre? Mach auf.«
    Es war Beck. Er hatte ganz leise angeklopft, um sie nicht zu erschrecken, aber seine Stimme klang ernst.
    »Was willst du, Beck?«
    »Dass du die Tür öffnest.«
    Sie drehte den Riegel zurück und öffnete sie gerade so weit, wie es die Türkette erlaubte, sodass sie ihn durch den Spalt sehen konnte. »Ich bin schon ausgezogen.«
    »Lass mich rein.«
    »Warum?«
    Die Gereiztheit war ihm deutlich anzusehen. Er antwortete nicht, sondern starrte sie nur wortlos an. Zuletzt gab sie nach, vor allem, weil sie keine Zeugen bei ihrer Unterhaltung wollte. Heute war Bowlingabend, denn der Parkplatz des Motels war rappelvoll, und das Zimmer nebenan war belegt.
    Sie hängte die Kette aus, er trat ein und schob die Tür energisch hinter sich zu. Sein Blick fiel sofort auf den Saum ihres kurzen Nachthemdes und ihre nackten Beine. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, und auf ihre verlegene Geste hin wandte er die Augen ab.
    »Angesichts dessen, was heute Morgen passiert ist … zieh dir was an, wenn du dich dann wohler fühlst.«
    »Du wirst nicht so lange bleiben. Was willst du hier?«
    »Clark Daly liegt im Krankenhaus?«
    »Wie bitte?«
    »In der Notaufnahme.«
    Ihre Hand flog an ihre Kehle. »Gab es schon wieder einen Unfall im Werk?«
    »So könnte man es auch nennen. Man hat ihn zusammengeschlagen.«
    »Zusammengeschlagen?«
    »Und zwar brutal. Sein Zustand ist ernst. Ob er in Lebensgefahr schwebt, wird sich noch zeigen. Jedenfalls hat er sichtbare Verletzungen. Lose Zähne, eine aufgeplatzte Lippe, blaue Augen, ein eingerissenes Lid, eine Platzwunde am Kopf. Darüber hinaus könnte er einen Schädelbruch haben. Dass mehrere Rippen gebrochen sind, steht so gut wie fest. Möglicherweise innere Blutungen. Er wurde schon geröntgt und alles Mögliche.«
    Die Hand auf den Mund gepresst, atmete sie ganz langsam aus und ließ sich auf die Bettkante sinken. »W … wer?«
    »Es wurden keine Namen genannt, aber man sagt, dass du dafür verantwortlich wärst.« Seine Augen bohrten sich in ihre.
    Sie schluckte die ätzende Magensäure hinunter, die ihr in den Mund aufstieg. »Was ist passiert?«
    »Ich war heute Abend im Werk. Für den Fall, dass es echten Ärger gäbe,

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