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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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anderen stellt. Andererseits glauben einige von uns auch, dass ich meinem Bruder eine Schrotflinte in den Mund gestoßen und abgedrückt habe.« Er fing wieder an, seine Stirn zu massieren. »Wer würde mir so was zutrauen?«
    »Genau das ist es, Chris. Sie haben noch kein Motiv. Es sei denn, du verheimlichst mir etwas.«
    Sein Kopf ruckte hoch. »Zum Beispiel?«
    »Hast du mir wirklich alles über deinen Streit mit Danny erzählt?«
    »Nur hundertmal.«
    »Hatte Danny irgendwelche Geheimnisse vor uns?«
    »Geheimnisse?«
    »Ich dachte nur, vielleicht hat er dir etwas erzählt, von dem wir nichts wussten.«
    »Nein. Nichts.«
    Beck blickte scharf in Chris’ Augen und suchte dabei nach einem verräterischen Flackern, und wäre es noch so winzig, doch Chris’ Blick war offen und arglos. »War nur so ein Gedanke. Vergiss es. Was ist mit Lila?«
    »Ich war gestern bei ihr, als George aus war. Sie hat mir nicht mal die Tür geöffnet.«
    »Eine feindselige Alibigeberin. Genial.« Beck stand auf und trat ans Fenster. Es war vergittert, fiel ihm auf. Er sah hoch in den Himmel, der so heiß war, dass das Blau ausgewaschen schien. Das Einzige, was noch weißer war als der Himmel, war der aus der Gießerei herüberwehende Qualm. »Ich will dir nichts vormachen, Chris. Wir müssen uns eine solide Verteidigungsstrategie zurechtlegen.«
    »Ich habe meinen Bruder nicht umgebracht.«
    Beck drehte sich um. »Etwas, was mehr Substanz hat als deine Beteuerungen.«
    Chris sah ihn lange an und erklärte dann ruhig: »Beck, das hier gehört mit zum Schwersten, was ich je getan habe. Ich muss dich feuern.«
    Er lachte kurz auf. »Mich feuern?«
    »Das hat nichts mit deinen Fähigkeiten oder deinem juristischen Sachverstand zu tun. Beides steht nicht zur Debatte. Du hast Hoyle Enterprises immer wieder aus dem Dreck gezogen, wo uns ein Urteil teuer zu stehen gekommen wäre, und nicht nur finanziell. Huff und ich brauchen dich in der Firma, du musst uns die Behörden vom Leib halten, und jetzt, dank Nielson, auch noch unsere eigenen Angestellten.« Er lächelte verzagt. »Außerdem brauche ich einen richtigen Strafverteidiger.«
    Beck kehrte an den Tisch zurück und setzte sich. »Ehrlich gesagt bin ich erleichtert.«
    »Du bist nicht wütend?«
    »Chris, Strafrecht ist nicht mein Gebiet. Ich habe dir von Anfang an vorgeschlagen, einen Anwalt zu nehmen, der auf so was spezialisiert ist. Ursprünglich wollte ich darauf bestehen, aber dann hatte ich Angst, du könntest glauben, ich würde dich im Stich lassen. Außerdem war ich nicht sicher, wie Huff reagieren würde.«
    »Es wird ihm nicht gefallen. Er legt größten Wert darauf, dass alles in der Familie bleibt, aber ich hoffe trotzdem, dass du mir hilfst, ihn davon zu überzeugen, dass dies die richtige Entscheidung ist.«
    »Ich werde mit ihm reden. Wen hast du im Sinn?«
    Chris sagte es ihm, aber der Name sagte Beck nichts. »Er kommt aus Baton Rouge und hat die besten Empfehlungen.«
    »Ich wünsche dir viel Erfolg mit ihm.«
    »Und du bist ehrlich nicht wütend?«
    »Ehrenwort. Wo ist dieser Tausendsassa? Du brauchst ihn jetzt.«
    »Das ist das Problem. Er hat erst ab Montag Zeit. Was machen wir bis dahin mit dieser Vernehmung?«
    »Ich werde mal sehen, ob Red sie verschiebt, bis dein neuer Anwalt eintrifft.«
    »Glaubst du, sie sperren mich übers Wochenende ein?«
    »Wenn sie das auch nur andeuten, mache ich ihnen die Hölle heiß. Was sie haben, ist bloß fadenscheiniger Mist. Red wollte dich nur vernehmen, um seinen Deputy zu besänftigen. Er glaubt genauso wenig an die Bibel wie du.«
    Sie reichten sich die Hände, doch als Beck seine Hand zurückzuziehen versuchte, fasste Chris sie noch fester. »Ich will nicht für etwas büßen, was ich nicht getan habe, Beck. Und ich habe Danny nicht umgebracht.«
    Beck drückte seine Hand. »Ich glaube dir.«

Kapitel 29
    Als Sayre an jenem Abend in ihr Motel zurückkam, öffnete sie die Tür mit einem neuen Schlüssel. Er gehörte zu einem neuen Türschloss, weil das alte ausgewechselt worden war, nachdem Slap Watkins es geknackt hatte.
    Sie blieb in der Tür stehen und ließ ihren Blick durch den Raum wandern. Sein in der Luft hängender Gestank war gründlichst beseitigt worden. Nachdem sie sich nicht darauf hatte verlassen wollen, dass das Motelpersonal so gut reinigte, wie sie es sich vorstellte, hatte sie Gummihandschuhe übergestreift und dem Zimmer eine Grundreinigung verpasst, ehe sie in die Gießerei gefahren war. Sie hatte darauf

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