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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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befand. Mehrere Fahrzeuge parkten vor einem kleinen Gebäude, das kurz vor dem Zusammenbrechen zu stehen schien.
    Sayre drehte sich zu ihm um. »Sie kennen das hier?«
    »Sie klingen überrascht.«
    »Ich dachte, es wäre ein Geheimtreff von uns Einheimischen.«
    »Ich bin inzwischen hier heimisch.«
    Die Fischbude war seit den dreißiger Jahren, als die Besucher hauptsächlich des schwarzgebrannten Schnapses wegen gekommen waren, im Besitz derselben Familie, die sie auch seither betrieb. Das Wellblech, aus dem die Hütte bestand, war schon vor Jahrzehnten dem Rost zum Opfer gefallen war. Im Lauf der Zeit hatten sich die Wände gefährlich zur Seite geneigt. Die Bude war keine vier Meter breit und eine einzige Küche.
    Durch ein schmales Verkaufsfenster wurden Austern in der Schale verkauft, zusammen mit einer scharfen, roten Sauce, die einem die Tränen in die Augen trieb, es gab ein schweres Gumbo mit Filé und Okra oder auch einen Krabbeneintopf, der so lecker war, dass man den Papierteller mit Baguettestückchen ausstrich. Außerdem wurde hier alles von Alligatorfleisch bis zu Dillgurken in dünnem Teig ausgebacken.
    Beck bestellte zwei Teller Gumbo und dazu Po’Boy-Sandwichs mit frittierten Shrimps. Während das Essen zubereitet wurde, ging er an den großen Trog an der Seite der Hütte und wühlte mit beiden Händen in dem gestoßenen Eis, bis er zwei Flaschen Bier zutage gefördert hatte. Er öffnete sie mit dem großen, an einer schmutzigen Schnur baumelnden Flaschenöffner, der an einem Baum festgenagelt war.
    »Es ist kalt«, warnte er Sayre, als er ihr eine der beschlagenen Flaschen reichte. »Möchten Sie ein Glas?«
    »Das wäre eine Beleidigung.«
    Sie setzte die Flasche gekonnt an und nahm einen tiefen Schluck. Er lächelte sie an. »Damit haben Sie sich ein paar Bonuspunkte gesichert.«
    »Ich pfeife auf Ihre Bonuspunkte.«
    Sein Grinsen wurde noch breiter. »Wirklich schade. Die können sich nämlich sehen lassen.«
    Als ihre Bestellung fertig war, trugen sie die Pappschalen an einen verwitterten Picknicktisch unter einem breiten Dach von uralten Eichen. Die mit spanischem Moos behangenen untersten Äste waren mit grellbunten Weihnachtslichterketten verziert. Ein anderer Gast hatte sein Autoradio auf einen Zydeco-Sender eingestellt, was zusätzlich Atmosphäre schuf.
    Erst aßen sie ihre Schalen mit Gumbo, dann schaute Beck zu, wie Sayre ihr Sandwich aus dem Papier wickelte. Das selbst gebackene Brötchen war außen heiß, butterfettig und knusprig und innen weich. Es war reichlich mit dicken, panierten Shrimps direkt aus der Fritteuse sowie mit zerkleinertem Salat und Remouladensauce beladen. Sie ergänzte die Mischung um einen großzügigen Spritzer Tabasco aus der Flasche auf ihrem Tisch.
    Dann biss sie ab. »Lecker«, bekannte sie, nachdem sie den Bissen hinuntergeschluckt hatte. »In San Francisco gibt es auch tolles Essen, aber das hier schmeckt nach …«
    »Was denn?«
    »Heimat.« Sie lächelte, aber es war ein melancholisches, sehnsüchtiges Lächeln.
    Er konzentrierte sich auf sie mindestens genauso wie auf sein Essen, und er spürte, dass sie sich darauf konzentrierte, wie er sich auf sie konzentrierte. Seine gespannte Aufmerksamkeit war ihr unangenehm, auch wenn sie sich betont lässig gab.
    Schließlich sah sie ihn streng an. »Habe ich Soße am Kinn oder was?«
    »Nein.«
    »Warum starren Sie mich dann so an?«
    Sein Blick forderte sie auf, einen Tipp abzugeben, aber das tat sie natürlich nicht. Sie aßen weiter. Nach einer Weile fragte er: »Schwitzen Sie eigentlich nie?«
    Sie sah auf und blinzelte. »Verzeihung?«
    »Es herrscht eine Höllenhitze hier draußen. Die Luft steht. Die Luftfeuchtigkeit muss bei neunundneunzig Prozent liegen. Sie hauen sich den Tabasco praktisch teelöffelweise auf Ihr Sandwich. Aber Sie schwitzen nicht. Ihre Haut ist nicht mal feucht. Wie ist das möglich?«
    »Sie schwitzen doch auch nicht.«
    Er drückte den Hemdsärmel an seine Stirn, streckte dann den Arm vor und zeigte ihr die feuchte Stelle. »Mir fließt die Soße literweise den Rücken runter und in die Hose.« Das war zwar übertrieben, aber er erntete damit immerhin ein echtes Lächeln.
    »Ich schwitze schon. Allerdings nicht oft«, gab sie zu. »Nur wenn ich mich wirklich anstrenge.«
    »Ah, gut zu wissen«, sagte er. »Ich hatte schon Angst, Sie könnten ein Alien ohne Schweißdrüsen sein.«
    Als sie fertig gegessen hatten, sammelte er den Müll zusammen und warf ihn in eines der

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