Weißglut
selbstlosen Motiven hier, was hätte er dagegen einwenden können? Es wäre für sie das Beste, wenn sie Destiny verließe. Trotzdem brachte er es nicht übers Herz, sie dazu zu ermutigen.
Der Moment zog sich in die Länge. Schließlich sagte sie: »Sie brauchen mir die Tür nicht zu öffnen. Danke für das Essen. Gute Nacht.«
Er ließ zu, dass sie alleine ausstieg und ihre Tasche hinter dem Sitz hervorzog. Sie sah ihn nicht einmal an, als sie die Tür ins Schloss warf. Er hörte das Glöckchen über der Tür läuten, als sie die Rezeption betrat. Und er schaute zu, wie sie sich beim Portier für ein Zimmer eintrug.
Beck ermahnte sich, endlich abzufahren, einen sauberen Schnitt zu machen. Er hatte schon die Hand um den Schlüssel im Zündschloss gelegt. Je weniger er mit Sayre Lynch zu tun hätte, desto besser für alle Beteiligten und vor allem für ihn. Außerdem konnte sie ihn ohnehin nicht leiden. Worauf wartete er also noch?
»Verdammt!«
Als sie aus der Rezeption trat, erwartete er sie bereits. Er griff nach ihrer Tasche und fragte: »Oben oder unten?«
»Sie brauchen mich nicht zu meinem Zimmer zu bringen.«
»Huff würde es mir nie verzeihen, wenn Ihnen etwas zustieße.«
»Was soll mir denn zustoßen?«
Er wand ihr die Tasche aus der Hand. »Keine Widerrede, Sayre.«
Resigniert deutete sie ans andere Ende der langen Galerie. »Das letzte Zimmer.« Dann lachte sie bitter. »Huff. Machen Sie sich doch nicht vor, dass er sich um mein Wohlergehen sorgen würde.«
»Ich nehme an, dass es auf der Intensivstation keine tränenreiche Aussöhnung gab.«
»Er spielte eines seiner kranken Spielchen, und ich war nichts als eine Spielfigur.«
»Er dachte, er würde sterben. Vielleicht täuschen Sie sich.«
»O nein.«
»Bei Huff lassen Sie nicht einmal ein ›Im Zweifel für den Angeklagten‹ gelten?«
»Auf keinen Fall.«
»Dann muss ich davon ausgehen, dass Sie, als er die Romanze zwischen Ihnen und Clark Daly beendete …«
»Was?« Sie blieb abrupt stehen und packte ihn am Arm. »Was wissen Sie darüber?«
»Nur das, was Chris mir erzählt hat.«
»Chris hat Ihnen von Clark und mir erzählt? Wann denn?«
»Als Sie auf der Intensivstation waren.«
»Aber warum?«
Ihre Finger bohrten sich in seine Ellenbeuge, aber er glaubte nicht, dass sie das mitbekam. Aus ihren Augen schlugen Flammen. In der Hoffnung, einen Wutausbruch abzuwenden, achtete er darauf, dass sein Blick möglichst gleichmütig war. »Ich fragte Chris, wie die Fehde zwischen Ihnen und Huff begonnen hatte.«
»Nun, ich hoffe, Sie fanden die Geschichte amüsant.«
Sie ließ ihn ebenso unvermittelt wieder los, marschierte mit weiten Schritten die Galerie hinunter und schob, als sie die letzte Tür in der Reihe erreicht hatte, den Schlüssel mit solcher Kraft ins Schloss, dass Beck fast befürchtete, er würde abbrechen. Sie entriss ihm die Reisetasche und schleuderte sie ins Zimmer.
»Wenn ich gewusst hätte, dass Sie es so aufregt, hätte ich es nicht erwähnt«, sagte er.
»Was mich wirklich aufregt, ist, dass Sie und Chris sich wie zwei alte Klatschweiber die Mäuler über mein Leben zerrissen haben. Er hat kein Recht, mit Ihnen oder irgendjemandem sonst darüber zu sprechen. Haben Sie nichts Besseres zu bereden?«
»Wir haben uns nicht die Mäuler zerrissen. Außerdem ist das alles längst passé.« Plötzlich wurden seine Augen schmal. »Oder?«
»Was geht Sie das an?«
»Es geht mich genauso viel an wie Ihre zwei Ehen.«
»Sie haben auch über meine beiden Ehen gesprochen?«
»Sie gehören zur Familiengeschichte.«
»Einer Familie, zu der Sie nicht gehören.«
»Stimmt. Ich bin nur Zuschauer. Und neugierig.«
»Worauf?«
»Zwei Ehemänner in drei Jahren. Den ersten hat Huff für Sie ausgesucht, was erklären könnte, warum die Ehe nicht länger hielt. Woran ist die zweite zerbrochen?«
Sie blieb steif und still vor ihm stehen.
»Haben Sie nicht zusammengepasst? Haben Sie sich so schnell entfremdet? Waren Sie insgeheim immer noch in Daly verliebt? Ich würde auf Letzteres tippen. So, wie ich es verstanden habe, hatten Sie eine ziemlich heiße Affäre.«
»Sie haben überhaupt nichts verstanden.«
»Dann erklären Sie es mir, Sayre. Legen Sie mir alles dar, damit ich endlich verstehe.«
Sie kochte innerlich.
»Vielleicht haben Sie gedacht, dass Sie wenigstens alles aus der Ehe rausholen sollten, wenn Sie schon nicht den Mann haben konnten, den Sie haben wollen.«
»Ja«, zischte Sie. »Genau so habe ich es
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