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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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gegen Chris?«
    »Das tun sie gar nicht. Sie haben ihn nur gebeten …«
    »Ja, ja, ich weiß. Er soll nur ein paar Fragen beantworten. Aber diese Fragen waren immerhin so ernst, dass sie Huff einen Herzinfarkt beschert haben.«
    Er wandte den Kopf ab und blickte auf den blinkenden roten Neonpfeil, der direkt auf die Motelrezeption zielte. Hinter der Glasscheibe konnte er den Jungen am Empfang sehen. Er lungerte in einem Fernsehsessel herum, kaute auf einem Zahnstocher und schaute fern. Bisher hatte er nicht das leiseste Interesse an seinen potentiellen Übernachtungsgästen gezeigt. Offenbar kam es öfter vor, dass ein Mann und eine Frau vor der Rezeption im Auto sitzen blieben und debattierten, ob sie hineingehen und ein Zimmer mieten sollten.
    »Sie haben etwas in der Hütte gefunden, was Chris belasten könnte. Er sagt, er sei seit dem Abend, an dem Frito den Luchs verscheucht habe, nicht mehr auf dem Grundstück gewesen.« Dann sah er ihr wieder ins Gesicht und fügte hinzu: »Ich denke, er sagt die Wahrheit.«
    »Was haben sie denn gefunden?«
    »Ein Streichholzbriefchen. Aus einem Nachtclub in Breaux Bridge.«
    »Das ist alles? Das ist nicht gerade ein unwiderlegbarer Beweis. Jeder hätte dort jederzeit ein Streichholzbriefchen liegen lassen können.«
    »Normalerweise schon. Aber die große Cluberöffnung war erst am Samstag, an dem Abend vor Dannys Tod. Davor wurden die Streichhölzer nicht verteilt«, erklärte er. »Chris hat zugegeben, in dem Club gewesen und erst spät heimgekommen zu sein. Er gibt auch zu, ein paar Zigaretten geraucht zu haben, womit er allen Grund hätte, Streichhölzer mitzunehmen.«
    »Ich nehme nicht an, dass Danny mit ihm zusammen im Club war.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das war nicht seine Szene. Schon gar nicht in letzter Zeit. Er hat nie geraucht, weshalb es unwahrscheinlich ist, dass es sein Streichholzbriefchen war. Und woher sollte er zwischen Samstagabend und Sonntag früh, als er in die Kirche fuhr, dieses Briefchen bekommen haben?«
    »Deputy Scott wollte also wissen, wie ein Streichholzbriefchen, das erst ab Samstagabend ausgegeben worden war, am Sonntagnachmittag in die Angelhütte hatte gelangen können. Chris war im Nachtclub, womit er am ehesten als Täter in Frage kommt.«
    »So weit Deputy Scotts Theorie.«
    »Aber wer hätte es sonst sein können?«
    »Das weiß ich nicht, aber wenn Scott nicht mehr als dieses Briefchen gegen Chris in der Hand hat, dann würde sich keine Jury zu seiner Verurteilung hergeben, selbst wenn man einen Staatsanwalt fände, der Anklage gegen ihn erhebt.«
    Sie schien über seine Verwendung von juristischen Fachausdrücken schockiert. »Glauben Sie wirklich, dass es so weit kommen könnte?«
    »Nein, tue ich nicht. Was für ein Motiv sollte Chris haben?« Er hatte die Frage eher rhetorisch gestellt, aber sie nahm sie wörtlich.
    »Ich glaube nicht, dass Chris ein besonders starkes Motiv braucht, um irgendwas zu tun.«
    Beck konnte dieser Behauptung nicht widersprechen, er wusste, dass Sayre Recht hatte.
    Nach kurzem Schweigen sagte sie: »Ich habe beschlossen, in Destiny zu bleiben, bis das geklärt ist.«
    »Und was ist mit Ihrer Firma?«
    »Ich habe heute Nachmittag mit meiner Assistentin gesprochen. In dieser Woche steht nichts Dringendes an, und die vereinbarten Besprechungstermine kann sie verlegen. Außerdem ist das hier wichtiger. Ich hatte in den letzten zehn Jahren keinen Kontakt mit Danny.«
    Ihre Stimme bebte so stark, dass sie fast versagte, was bei ihm den Verdacht erregte, dass sie ihm ein entscheidendes Detail ihrer Entscheidungsfindung verschwieg. Aber was es auch war, sie wollte es ihm nicht offenbaren.
    »Ich kann nicht zulassen, dass sein Tod ungelöst bleibt«, sagte sie. »Selbst wenn es nur zu meinem persönlichen Frieden geschieht, muss ich wissen, warum er starb – gleichgültig, ob er sich selbst umgebracht hat oder getötet wurde.
    Außerdem fühle ich mich meiner Mutter gegenüber verpflichtet. Sie vergötterte Danny. Wenn ich Huff und Chris alles überlasse, würde kaum jemand bemerken, dass Danny tot ist. Ich könnte mir selbst nicht in die Augen sehen, wenn ich zuließe, dass sein Tod so unter den Teppich gekehrt würde wie vieles andere. Damit würde ich unserer Mutter das Herz brechen. Das ist das Mindeste, was ich für sie tun kann. Und für ihn.« Sie fasste nach dem Türgriff.
    Er ließ seine Finger auf ihre Schulter sinken. »Sayre?«
    Sie sah ihn an, aber ihm fehlten die Worte. Sie blieb aus völlig

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