Weißglut
Gespräch würde. Wie an jedem Sommerabend drehten Autos voll mit Teenagern ihre Runden um das Drive-In. Die Kids hupten einander zu, die Boys riefen den Girls hinterher und die Girls reagierten mit einem »Leck mich!« oder Entsprechendem. Andere versammelten sich rund um die metallenen Picknicktische, die in den Betonboden unter dem Wellblechvordach geschraubt waren. Sie mampften mit Chili überzogene Pommes und inszenierten kleine Dramen, um dem Kleinstadtabend zusätzliche Würze zu geben.
Beck fragte gegen den Lärm des Beach-Boys-Klassikers aus den Außenlautsprechern an: »Was machen wir hier?«
»Ich hab Bock auf einen Slush.« Chris lenkte den Wagen an einen freien Stellplatz und gab die Bestellung über das Standmikrophon ein. Dann wandte er sich an Beck. »Ich hoffe, du hast was in der Hinterhand, Chris.«
»Deputy Scott geht mir langsam auf den Sack.«
»Du hast gesagt, Selma könnte dafür bürgen, dass du den ganzen Tag zu Hause warst.«
»Ich konnte schließlich nicht wissen, dass sie ihnen von ihrem Mittagsschläfchen erzählt.«
»Womit du für zwei Stunden kein Alibi hast. Hast du da das Haus verlassen? Und lüg mich verdammt noch mal diesmal nicht an, okay?«
»Und wenn ich das Haus verlassen hätte?«
»Dann hättest du eine Gelegenheit gehabt, Danny zu töten, weil die vom Gerichtsmediziner ermittelte Todeszeit in die Zeitspanne fallen würde, während der niemand sagen kann, wo du dich aufgehalten hast.«
Die Bedienung kam mit der Bestellung. Chris zahlte und gab ein großzügiges Trinkgeld. Er zog an seinem Strohhalm und meinte dann zu Beck, dass dem Drink nichts fehle außer einem kräftigen Schuss Tequila.
Verärgert über die unbekümmerte Haltung seines Freundes, sagte Beck: »Chris, was muss noch geschehen, damit du endlich aufwachst und erkennst, dass du in Schwierigkeiten steckst? Was sollte dieser Scheiß mit dem Anruf? Ist dir nichts Besseres eingefallen, als dass du Danny zum Abendessen einladen wolltest? Diesen Quatsch haben sie doch sofort durchschaut. Genau wie ich. Als Huff am Nachmittag heimkam und uns gefragt hat, ob wir was von Danny gehört hätten, hast du keinen Ton davon gesagt, dass du am Morgen mit ihm telefoniert hättest.«
»Ich hatte es vergessen.«
»Du hattest es vergessen.« Beck schnaubte. »Genial. Wir haben bereits besprochen, wie gut sich das als Verteidigung macht.«
»Na gut, Beck, du willst also eine bessere Story hören? Wie hätte es dir gefallen, wenn ich Red und Deputy Scott erzählt hätte, dass ich Danny angerufen hatte, um ihn zu fragen, ob er sich mit mir in der Angelhütte trifft? Ganz recht«, sagte er, als er Becks fassungslose Miene sah. »Genau deswegen habe ich ihn angerufen.
Ich habe Huff am Sonntagnachmittag nichts von dem Gespräch erzählt, weil ich bei Danny nichts hatte ausrichten können und keine Lust auf eine von Huffs Predigten hatte. Wie beschissen hätte es ausgesehen, wenn ich unseren geschätzten Gesetzeshütern die Wahrheit gesagt hätte? Wäre dir das wirklich lieber gewesen?«
Beck atmete lang und tief aus. »Nein, das wäre mir nicht lieber gewesen.«
Er drückte den Drink, den er gar nicht gewollt hatte, in den Becherhalter am Armaturenbrett und starrte durch die Windschutzscheibe auf die elegant geschwungene Motorhaube. Er selbst fuhr einen Pick-up, aber Chris zog schnelle, rassige Importwagen vor.
»Ab sofort«, bestimmte er und sah dabei Chris an, um seine Worte zu unterstreichen, »sagst du zu niemandem mehr auch nur ein Wort. Du hast jetzt schon zu viel gesagt.«
»Scott provoziert mich.«
»Das weiß er. Er ködert dich und nutzt es aus, dass du ihn nicht ausstehen kannst. Du musst lernen, den Mund zu halten.«
»Du redest, als ob du mich für schuldig hältst. Beck«, Chris sah ihn dabei beschwörend an, »ich habe meinen Bruder nicht ermordet. Ich war nicht in der Angelhütte.«
»Warum in Gottes Namen wolltest du dich mit ihm da draußen treffen?«
»Danny und ich hatten uns am Tag davor gestritten. Ich konnte einfach nicht zu ihm durchdringen. Als ich ihn am Sonntag in die Kirche fahren sah, dachte ich, verflucht noch mal, ich habe rein gar nichts erreicht. Darum hoffte ich, dass wir draußen auf dem Land unter vier Augen ein ruhigeres und ergiebigeres Gespräch miteinander führen könnten.
Außerdem hätte es auch Huff besänftigt, wenn er gewusst hätte, dass ich einen ernsthaften Versuch unternommen hätte, mit Danny zu reden. Huff war ernsthaft beunruhigt, dass diese frommen Fanatiker zu
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