Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
deshalb wollten sie deine Kleider haben. Der Schütze muss vollgespritzt gewesen sein mit …«
    »Es reicht, Beck. Okay?«
    »Werd nicht empfindlich. Wenn die Sache vor Gericht kommt, werden sie Fotos vom Tatort zeigen.«
    »Sie kommt nicht vor Gericht. Und falls doch, komme ich nicht damit vor Gericht.«
    Sie verstummten beide und ließen die letzte Strophe von »Jailhouse Rock« verklingen – was Beck eine leise Gänsehaut bescherte. Chris leerte seinen Becher und fragte dann aus heiterem Himmel: »Hast du Sayre schon flachgelegt?«
    »Entschuldige?«
    »Man sehe sich das Gesicht dieses Mannes an. Fassungslos. Ahnungslos. Geradezu entrüstet. Wahrhaftig, der Gedanke ist ihm noch gar nicht gekommen.« Er lachte. »Und, hast du?«
    »Du solltest dir über andere Dinge den Kopf zerbrechen«, erwiderte Beck angespannt.
    »Ich bin nicht der Einzige, der da ein Knistern bemerkt hat. Huff hat sich dazu ähnlich geäußert.«
    »Es gibt kein ›dazu‹.«
    »Hm. Dann war der Dampf, den ihr beide in deiner Küche abgelassen habt, wohl auf das Tiefdruckgebiet über dem Delta zurückzuführen.«
    Beck sah ihn finster an.
    »Weshalb sollte sie denn hiergeblieben sein, wenn nicht deinetwegen?«, bohrte Chris nach. »Sie hasst Destiny und jeden, der hier lebt, vor allem wenn er Hoyle heißt.«
    Beck verriet ihm nicht, dass Sayre ihn verdächtigte, seinen jüngeren Bruder umgebracht zu haben. Das würde Chris bestimmt ebenso zu schaffen machen wie ihm. Außerdem fragte er sich besorgt, wie weit Sayre wohl gehen würde, um zu beweisen, dass sie Recht hätte. Sie ließ sich nicht so leicht einschüchtern, und auch wenn er sie erst kurz kannte, war ihm klar geworden, dass sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um zu erreichen, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte.
    »Dein Schwanz ist deine Sache«, meinte Chris.
    »Danke.«
    »Aber ich wäre dir kein Freund, wenn ich dich nicht warnen würde. Sayre ist …«
    »Lass stecken. Okay?«
    Chris reagierte mit einem trockenen Grinsen. »Beck, mein Freund, du nimmst mir die Worte aus dem Mund.«

Kapitel 19
    Es war heiß.
    Wenn man etwas über den Sommer an der Golfküste des Bundesstaates Mississippi sagen konnte, dann das, und der Sommer 1945 war da keine Ausnahme. Es war so heiß, dass sogar die Grashüpfer an Hitzschlag starben. Die Tomaten reiften und platzten an den Ranken, ehe jemand sie pflücken konnte.
    Obwohl Huff und sein Daddy einmal, als sie wirklich hungrig waren, die geplatzten Tomaten vom Boden eines fremden Beetes aufgelesen, den Staub und die Ameisen abgewischt und sie zum Abendessen verspeist hatten.
    Huff war in jenem Sommer acht Jahre alt gewesen. Jeder, den man auf der Straße traf, ließ sich über den Sieg gegen die Deutschen aus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die Japsen erledigt waren. In fast jedem Ort, durch den sie kamen, gab es Siegesparaden. Die Leute schwenkten die Flagge, und zwar nicht wie sonst die Südstaatenflagge, sondern die der Vereinigten Staaten.
    Huff begriff nicht recht, was der ganze Zinnober sollte. Der Krieg war an ihm und seinem Daddy vorübergegangen. Sein Dad war kein Soldat gewesen. Huff wusste nicht wieso, denn die meisten Männer im Alter seines Vaters trugen irgendeine Uniform. Die Züge waren rappelvoll mit Soldaten und Matrosen, und einmal waren er und sein Daddy mit zwei Schwarzen in Uniform in einem Güterwaggon gefahren. Huff hatte das gar nicht gefallen. Seinem Daddy auch nicht, und normalerweise hätte er den beiden befohlen, sich aus dem Staub zu machen und einen anderen Güterwaggon zu suchen. Aber sein Daddy hatte ihm erklärt, dass es dieses eine Mal in Ordnung sei, weil diese beiden Jungs für ihr Land kämpften.
    Huff wollte nicht in den Kopf, warum die Army, die sogar Nigger nahm, seinen Daddy nicht haben wollte. Er vermutete, dass es seinetwegen war. Was wäre aus ihm geworden, wenn sie seinen Daddy fortgeschickt hätten, damit er Nazis und Japsen tötete? Sie zogen so oft um und blieben immer nur so kurz an einem Ort, dass die Army vielleicht gar nichts von seinem Daddy wusste. Oder vielleicht war die Army genau wie alle anderen – sie wollten seinen Daddy einfach nicht haben, weil er ihnen unwichtig war oder weil sie ihn für dumm hielten, obwohl er nur zu arm gewesen war für eine richtige Schulbildung.
    Sein Daddy hatte die Große Depression miterlebt. Huff wusste nicht genau, was das war, aber er wusste, dass sie schlimm gewesen war. Sein Daddy hatte es ihm zu erklären versucht, und aus dem,

Weitere Kostenlose Bücher