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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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schreien.
    Und er hörte nicht wieder auf, bis schließlich alle Partygäste die Flucht ergriffen.

14
    nothing compares 2 u

    Patrick und ich gingen langsam die Straße entlang, Seite an Seite im Mondschein, die Luft eine kühle Mischung aus Meer und Eukalyptuswald. Wir hatten kein bestimmtes Ziel. Ich wusste nur, dass wir Richtung Norden liefen, weg von Jakobs Haus, der Stadt entgegen.
    Nachdem wir eine ganze Weile schweigend nebeneinander hergelaufen waren, brach Patrick schließlich die Stille und sagte: »Du hast mich schwer beeindruckt. Ich war mir nicht sicher, ob du das wirklich durchziehen würdest, Käsestange.«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Ja, ich war wirklich ziemlich gut, nicht wahr.«
    Und trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass die Dinge nicht so verlaufen waren, wie es hätte sein sollen. Ich wusste, eigentlich hatte ich allen Grund, erleichtert und zufrieden darüber zu sein, dass ich Jakob einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Immerhin stand er jetzt vor einem Großteil unserer Jahrgangsstufe und ein paar Freunden seiner Schwester aus Stanford wie ein absolut Irrer da.
    An meiner Lage hatte sich dadurch allerdings nichts geändert. Ich steckte immer noch an diesem blöden Ort fest und war meiner Rückkehr nach Hause noch keinen Schritt näher.
    Ich nehme an, ein Teil von mir hatte gehofft, dass sich Jakobs Gefühle möglicherweise geändert hätten. Dass ihm klar geworden wäre, was er angerichtet hatte. Und wie unglaublich dumm es von ihm gewesen war, jemanden wie mich einfach so wegzuwerfen.
    Aber dem war nicht so.
    Stattdessen dachte er nur an sie. Ein anderes Mädchen. Eines, das hübscher, witziger und alberner war als ich und das – machen wir uns doch nichts vor – mit Sicherheit eine Oberweite hatte, von der ich nur träumen konnte.
    Ein Mädchen, das ihn auf eine Weise »besaß«, wie ich ihn niemals besitzen würde. Ein Mädchen, das ihm – wie ich inständig hoffte – genauso das Herz brechen würde, wie er mein Herz gebrochen hatte.
    »Liebe ist ätzend, was?«, sagte Patrick.
    Ich nickte. »Ja. Das ist sie.«
    Er legte mir einen Arm um die Schulter. »Das wird vorbeigehen. Dieses Gefühl, meine ich. Du wirst ihn schneller vergessen, als du glaubst.«
    Ich blieb stehen. »Was, wenn ich ihn nicht vergessen will?«
    Ich sank auf die Knie. Ich war so dumm gewesen zu glauben, dass er mich geliebt hätte. Und dass sich an dem, was zwischen uns passiert war, irgendetwas ändern würde, wenn ich auf der Halloweenparty seiner Schwester auftauchte. Dass es irgendetwas beweisen würde. Aber es gab nichts, was ich hätte anders machen können. Nichts, was ich hätte ändern können. Die Buchstaben auf meinem Grabstein würden nicht einfach verschwinden. Sie waren für die Ewigkeit eingemeißelt.

    AUBRIE ELIZABETH EAGAN
    Freundin. Tochter. Engel.
    Für immer in unseren Herzen.
    1 . November 1994 – 4 . Oktober 2010

    Da spürte ich es plötzlich. Erst jetzt wurde es mir richtig bewusst. Ich würde nie wieder zurückkehren. Ich hatte in einer Fantasiewelt gelebt und mir vorgemacht, dass ich irgendwann und irgendwie zu meinem alten Leben zurückkehren würde. Ein Leben, das mich mit offenen Armen erwarten würde. Voller Hoffnung und Lachen und Liebe und zweiten Chancen. Aber die Wahrheit hatte mich schließlich eingeholt, genau wie es Patrick vorhergesagt hatte. Und das war nicht fair.
    Patrick setzte sich neben mich, fasste in die Tasche seiner verwaschenen Jeans und holte die zusammengefaltete Serviette heraus, auf die er im Slice eine Liste von Wörtern geschrieben hatte. Er zog mit den Zähnen den Deckel von seinem Stift ab und faltete die Serviette auseinander. Dann machte er, nicht ohne mir vorher in die Augen zu sehen, sorgfältig einen Strich durch das erste Wort der Liste.
    VERLEUGNUNG
    Verzweifelt kämpfte ich gegen die wütenden, bitteren Tränen an, die in mir hochstiegen. Doch sie kamen trotzdem.
    »Warum ich?«, schrie ich zum Himmel hinauf. »Warum? Was habe ich getan, um das zu verdienen? Um irgendetwas von alldem zu verdienen?!« Ich sackte gegen Patricks Schulter und schluchzte bitterlich. Heiße Tränen der Wut kullerten über meine Wangen und fielen auf den sandigen, feuchten Boden.
    »Ist ja gut«, sagte Patrick, ausnahmsweise mit sanfter, ernster Stimme. »Ich bin ja da.«
    Er ließ mich, ich weiß nicht, wie lange, in seinen Schoß weinen, direkt unter einem riesigen Mammutbaum am Rand des Highway 1. Er streichelte mir übers Haar und versprach mir,

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