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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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tun, sich an den Tagesablauf seines Exfreunds zu erinnern, um ihm »zufällig« begegnen zu können. So etwas nennt man Effizienz. Wozu Zeit und Energie verschwenden, während man in der Stadt herumläuft und nach ihm sucht, wenn man doch weiß, wo er vorbeikommt, und nur auf ihn warten muss. Ziemlich unkompliziert, würde ich behaupten.
    Ja, weil du eine Stalkerin bist.
    Patricks Blick verriet, dass er das vollkommen ernst meinte. »Fac ut vivas. Oder auf gut Deutsch: Hast du kein eigenes Leben?«
    Ich winkte nur ab und hielt zum siebzehnten Mal nach Jakob Ausschau, um ihn ja nicht zu verpassen, wenn er vorbeifuhr. »Es ist nicht so, dass ich jede halbe Stunde an seinem Haus vorbeigejoggt wäre oder Ähnliches.«
    »Klar. Ich bin sicher, einmal in der Stunde genügte.«
    Ich gab ihm einen Klaps auf den Arm.
    Die Minuten verstrichen, und Patrick wurde zunehmend ungeduldig. »Er kommt nicht, Ricotta. Wir sind doch dumm, wenn wir hier noch länger herumstehen. Oder erlaube mir, es anders auszudrücken: Du bist dumm.«
    Ich drehte mich um und sah ihn an. »Du kannst ja gehen, wenn du willst. Oder anders ausgedrückt: Würdest du bitte gehen? Du störst meine Konzentration, und ich will vorbereitet sein.«
    »Ach, du willst mich also loswerden, was?« Er lehnte sich mit dem Rücken an einen Telefonmast. »Tut mir leid, aber da muss ich dich enttäuschen. Ich werde nirgendwo hingehen.«
    Ich schüttelte ärgerlich den Kopf. »Mach, was du willst. Ist mir doch egal.«
    Da plötzlich – all meine Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft – hörte ich das Geräusch von Fahrradreifen. Und ich fühlte, wie ich plötzlich nervös wurde und mir kalter Schweiß auf der Stirn stand. Er war ganz nah. Das konnte ich spüren. Einen Augenblick später sah ich ihn rechts in die Mill Street einbiegen.
    Ich erstarrte. Er war es tatsächlich. Sein Haar sah wild aus, als hätte er es monatelang nicht schneiden lassen, und seine Schultern wirkten breiter.
    Er wird älter.
    Dieser Gedanke versetzte mir einen kleinen Stich. Alle wurden älter. Alle außer mir.
    »Fertig?« Ich ging in die Hocke und machte mich bereit.
    »Ich bleib dabei: Du bist verrückt«, murrte Patrick.
    »Komisch, ich kann mich nicht erinnern, dich nach deiner Meinung gefragt zu haben.«
    Wir standen uns gegenüber, ungefähr zwei Meter voneinander entfernt – Patrick gegen den Telefonmast gelehnt und ich gegen das Fenster des Garden-Deli-Cafés, in dem die Oberstufenschüler immer zu Mittag aßen. Der Plan war, Jakob kurz vor seinem Leichtatlethikwettbewerb einen richtigen Schrecken einzujagen. Er war ziemlich abergläubisch, vor allem vor Wettkämpfen, also hatte ich mir etwas überlegt, was ihn so richtig zum Ausflippen bringen sollte und hoffentlich bewirkte, dass er sich vor der ganzen Schule bis auf die Knochen blamierte. Ich wollte ihn bloßstellen.
    Nein, ich wollte ihn demütigen .
    »Das Spiel kann beginnen«, flüsterte ich.
    Jakob kam näher und näher, ich konnte jetzt sein Gesicht genau erkennen. Meine ganz persönliche Schlacht von Bunker Hill.
    Äh, wir treiben es ein bisschen zu weit, findest du nicht?
    »Achtung«, sagte ich. »Warte … okay, jetzt!« Wir sprangen auf die Straße und stellten uns Jakob in den Weg, wobei wir uns mit ausgesteckten Armen an der Hand nahmen. Ich kniff die Augen zusammen, als Jakob direkt durch mich hindurch fuhr.
    Ich spürte sein Herz in meiner Brust schlagen. Ich fühlte sein Blut durch meine Adern pulsieren. Ich roch den Schmutz unter seinen Fingernägeln. Für einen Moment wagte ich es, die Augen zu öffnen. Es war unglaublich, wie beim Kleinen Medicus , aber es war eine echte Reise durch den menschlichen Körper. Ich sah sein Blut, seine Zellen, seine Arterien, alles um mich herum lebte und atmete und pumpte in einem perfekten, pulsierenden Rhythmus. Alles, was Jakob Fischer war, umhüllte mich und nahm mir vollkommen den Wind aus den Segeln.
    Aber ich schaltete auf stur. Ich würde nicht von der Stelle weichen.
    Ich bin stark. Ich bin mächtig. Ich habe alles im Griff.
    »Scheiße!«, rief Jakob, wie er die Kontrolle über sein Fahrrad verloren hatte. Als sein Rad nach links wegrutschte, sprang seine Fahrradkette vom Zahnrad, und er flog in hohem Bogen mitten in den Haufen Müllsäcke, den ich aus dem Hinterhof des Restaurants dorthin geschleppt hatte. Sein Fahrrad krachte gegen den Telefonmast und fiel auf die Straße. Ein vorbeikommendes Auto wich ihm aus, erwischte aber noch das

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