Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
schreiben.
Ich bin lieber tot, als euch zu sagen, dass ich schwul bin.
Also mache ich es uns allen einfacher.
36
always something there
to remind me
Es war ein weiter Weg von Jakobs Hausdach nach unten, aber ich sprang natürlich. Ich spürte die Blätter nicht, die mein Gesicht zerkratzten, und auch nicht meinen verstauchten Fuß, nachdem ich auf dem Boden aufgeprallt war.
Sadie! Ich muss sofort zu Sadie.
Aber ich konnte nicht schnell genung laufen und ausreichend Geschwindigkeit aufnehmen, um mich zu beamen, also blieb mir nichts anderes übrig, als die Straße entlangzuhumpeln.
Was, wenn sie nicht da ist? Was, wenn sie es nicht rechtzeitig zu ihm schafft?
Mir brummte der Schädel, und ich glaubte, mich übergeben zu müssen. Wetterleuchten huschte über den Nachthimmel. Ich blieb stehen. Als ich nach oben sah, glaubte ich, ein Mädchengesicht zu erkennen, das durch die Wolken auf mich herabschaute.
»Was soll ich tun?«, rief ich verzweifelt. »Ich muss ihn retten! Bitte, hilf mir!«
Wieder zuckte ein Leuchten über den Himmel, und das Gesicht verschwand.
Einen Moment drehte ich mich wieder zu Jakobs Haus um und dachte an seine Tränen. Dann schaute ich nach vorn in die Richtung, in der Sadies Haus lag, am anderen Ende der Stadt. Mit dem Auto brauchte man mindestens fünfzehn Minuten bis dorthin. Die Angst kroch in mir hoch wie eine langsam aufziehende Nebeldecke. Ich war wie gelähmt.
Machtlos. Ich konnte weder vorwärts noch zurück.
»Warum könnt ihr nicht echt sein?«, flehte ich meine nutzlosen Hände an. »Warum lasst ihr mich das nicht in Ordnung bringen?«
Ich hörte ein leises Rascheln, als dunkle Blätter wilden Weins von der Straße aufgewirbelt wurden. Und plötzlich war Larkins Stimme allgegenwärtig. Ihre Worte drängten sich in meinen Kopf und legten sich wie eine Kette um meine Brust.
Es ist leichter, als du denkst.
Ich fasste an meine Halskette und dachte an ihr Angebot. Endlich begriff ich, warum sie sie haben wollte. Die Kette verkörperte alles, was mir von meinem Leben auf Erden geblieben war. Sie stand für die Menschen, die ich geliebt hatte, und für die Liebe, die uns miteinander verbunden hatte.
Mein Seelenheil.
Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich wusste nicht, ob ich das durchstand.
Hab keine Angst . Wieder tauchte Larkins Gesicht am Himmel auf.
Was, wenn das meine einzige Chance war? Vielleicht konnte ich für einen Tag zurückkehren und Jakob die Hilfe geben, die er brauchte. Vielleicht konnte ich das Chaos, das ich angerichtet hatte, wieder in Ordnung bringen und verhindern, dass noch jemand, den ich liebte, so unnötig starb wie ich. Vielleicht war es dieser eine Tag, der Jakob zeigen konnte, dass er nicht allein war. Der ihm helfen würde, sich selbst zu akzeptieren, und ihm zeigen würde, dass er geliebt wurde, so wie er war.
Der richtige Tag, um noch einmal Mensch zu sein.
Und der Preis dafür wäre meine unsterbliche Seele.
Ich nahm einen tiefen Atemzug. »Wozu hat man beste Freunde?«
Behutsam schob ich mein langes Haar beiseite und nahm meine Halskette ab. Ich hielt sie vor mir in die Luft und betrachtete das kleine goldene Herz, das in seiner perfekten Unvollkommenheit an der Kette baumelte.
Als ich aufsah, stand Larkin neben mir.
»Ich hatte gehofft, du würdest auf mein Angebot zurückkommen.« Sie legte sanft die Hand auf meinen Arm. »Also. Wie viel ist es dir wert?«
Ich wusste die Antwort, bevor sie ihre Frage vollendet hatte. Es gab nur einen Weg, aus dem Himmel zu kommen.
Und das war’s.
»Alles«, sagte ich und gab ihr meine Kette. »Es ist mir alles wert.«
37
listen to your heart,
before you tell him good-bye
Der Handel mit menschlichen Seelen ist ein schreckliches Geschäft. Das T&J nennt ihn »die letzte Sünde«. Das schlimmste Verbrechen gegen den Himmel und die Erde und die Menschheit und alles, was dazwischen ist.
Zu meinem Glück war er aber offenbar Larkins Hobby.
»Welchen Tag hast du gewählt?«, fragte sie. Ihr Ton war locker und ungezwungen, als würden wir uns über ihr Haar unterhalten oder über den letzten Bikini-Schlussverkauf bei J. Crew.
»Das geht dich nichts an«, fauchte ich, und es war mir egal, dass ich grob zu ihr war. Ich war definitiv nicht in Stimmung für Plaudereien.
»Wie du willst.« Ihre Stimme klang süßer denn je, doch die Art, wie sie meinen Ärmel hochschob, war alles andere als freundlich. Sie kniete neben mir nieder und holte ihr Taschenmesser heraus.
»Hey!«, schrie ich. »Was
Weitere Kostenlose Bücher