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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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unsanft im Efeu.
    Irgendwo weit unter mir hörte ich Hamloaf knurren.
    »Wirst du wohl still sein?«, zischte ich hinunter. »Sonst ziehe ich dir die Schlappohren lang.«
    An das Spaliergitter geklammert, stellte ich mir vor, wie sich Patrick bei meinem Anblick köstlich amüsierte und eine wilde Interpretation eines Miley-Cyrus-Songs zum Besten gab.
    Ain’t about what’s waiting on the other side … it’s the climb .
    Der Gedanke an Patrick machte mich plötzlich sehr traurig.
    Blöde Jacke hin oder her, ich vermisste ihn wirklich.
    Ich kletterte zu Jakobs Fenster und spähte hinein. Er saß mit gesenktem Kopf an seinem Schreibtisch, umgeben von Büchern und Unterlagen.
    Als ich genauer hinsah, bemerkte ich noch etwas anderes.
    Er weinte.

35
    who will save your soul
    if you won’t save your own?

    Ich hatte Glück: Jakobs Fenster stand gerade weit genug offen, sodass ich unbemerkt ins Zimmer klettern konnte. Außerdem hatte er ziemlich laut Musik laufen – das Album von Train Save Me, San Francisco. Es war also unwahrscheinlich, dass er mich hörte.
    Ich schaute mich im Zimmer um und sah, dass sich kaum etwas verändert hatte. Teppichboden und Bettdecke in Marineblau, an den weißen Wänden überall Leichtathletikposter, Trophäen gewonnener Wettkämpfe, eine große Weltkarte, gespickt mit Reißnägeln an all den Orten, die er einmal besuchen wollte. Hawaii. Australien. Die Chinesische Mauer.
    In diesem Augenblick begann der Song Half Moon Bay und erinnerte mich an unsere vielen Spaziergänge im Zentrum. Daran, wie wir uns Erdbeer-Milchshakes von McDonald’s teilten, im Plattenladen nach alten Alben stöberten und mit dem Fahrrad auf der Main Street herumdüsten. Mein Blick fiel auf die Krücken, die an seinem Bett lehnten, und ich zuckte schuldbewusst zusammen.
    Fahrradfahren war in nächster Zeit wohl schlecht möglich. Nicht, dass er noch ein Fahrrad besessen hätte, mit dem er hätte fahren können. Auch da hatte ich ihm übel mitgespielt.
    Patrick hatte recht.
    Frauen sind verrückt.
    Jakob wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und hustete. Ich konnte seine Eltern hören, die sich unten wieder anschrien.
    Was für eine glückliche Familie.
    »Hey, Jakob«, sagte ich leise von der anderen Seite des Zimmers aus. »Ich bin hier.« Ich wollte ihn nicht erschrecken, also blieb ich auf Abstand.
    Als der Refrain des Liedes einsetzte, bebten seine Schultern nur noch mehr.
    Ich sah schuldbewusst auf seine Krücken, als ich plötzlich sein Handy klingeln hörte. Er nahm es und räusperte sich. »Hey. Was gibt’s?«
    Der Klang seiner Stimme hatte noch immer dieselbe Wirkung auf mich, obwohl meine Gefühle sich verändert hatten.
    »Nichts. Weiß nicht.« Er schwieg, und ich konnte durch den Hörer Sadies Stimme hören.
    »Sorgen um dich … du musst es ihnen sagen …«
    »Ich muss überhaupt nichts«, widersprach Jakob. »Er wird mich rauswerfen, verstehst du das nicht? Er ist sowieso schon stocksauer wegen meinem gebrochenen Bein. Niemand darf es erfahren, Sadie. Ich kann nicht …«
    Ihre Stimme klang nun aufgeregt: »… nicht fair. Scheiß auf sie! Wen kümmert es schon, was die denken!«
    »Mich!«, fauchte Jakob zurück. »Mir ist es nicht scheißegal, okay? Sieh dir doch an, was ich schon alles damit angerichtet habe. Ich hätte es dir nie erzählen sollen, also vergiss es einfach. Es ist nicht dein Problem. Du verstehst das nicht.«
    »Jakob … ich …«
    »Hör zu, ich muss jetzt auflegen.« Er beendete das Gespräch und warf das Handy aufs Bett.
    Ich war vollkommen verwirrt. Was für ein Problem meinte er? Worüber hatten die beiden bloß gesprochen? Seine Schulkameraden machten ihm doch wohl nicht immer noch das Leben schwer, weil er mit Sadie zusammen war, oder? Schließlich war seit meinem Tod fast ein ganzes Schuljahr vergangen. Bestimmt gab es inzwischen ein neues Gesprächsthema in unserer Highschool. Ein Junge, der etwas mit der besten Freundin seiner toten Exfreundin hat, konnte schließlich kein Dauerklatschthema sein. Es gab weit schlimmere Dinge im Leben. Da muss man nur die Nachrichten einschalten.
    Er drehte die Musik noch lauter und fuhr sich durch die Haare. Bemüht, keine seltsamen Schwingungen von mir zu geben, durchquerte ich den Raum und stellte mich hinter ihn. Ich bündelte meine Energie. Dann legte ich ganz langsam erst die eine und dann die andere Hand auf seine Schulter.
    Jakob. Ich bin für dich da.
    Er sackte zusammen, vergrub sein Gesicht in den Händen und stieß

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