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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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gebracht? Dabei wollte ich ihm doch bloß einen kleinen Denkzettel verpassen. Nicht sein ganzes Leben ruinieren. Mir war jetzt klar, dass es falsch gewesen war, ihn zu bestrafen. Genauso, wie es falsch gewesen war, Sadies Handy zu stehlen und ihr Privatleben auszuspionieren.
    Es war sogar falsch gewesen, die beiden zu hassen.
    Sicher, ich hatte meine Gründe dafür. Aber ich hatte mich auch von meiner Wut blenden lassen. Sadie war immer eine gute Freundin gewesen – meine beste Freundin – früher. Und Jakob war ein fantastischer Freund. Aber wir waren erst sechzehn. Was hatte ich nur erwartet? Dass er für immer die einzige Liebe meines Lebens sein würde? Dass wir eines Tages nach unserem Highschool-Abschluss gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten würden?
    Wenn ich es mir recht überlegte, war unsere Beziehung nie wirklich perfekt gewesen. Es hatte nie hundertprozentig gepasst. Jakob war witzig und süß und clever und sensibel – mehr als jeder andere Junge, den ich kannte. Aber er konnte auch sehr kühl sein. Launisch. Zu hart mit sich selbst, wenn die Dinge nicht so liefen, wie er es sich vorgestellt hatte. Es hatte in unserer Beziehung Momente gegeben, in denen ich ihn – wenn ich es auch ungern zugab – weniger gern geküsst hatte, als mir lieb war. Wir hatten einige unglaubliche Küsse, kein Zweifel, aber es hatte auch Küsse gegeben, bei denen mir etwas gefehlt hatte.
    Obgleich ich nie wirklich sagen konnte, was es war.
    Dabei zusehen zu müssen, wie die Beziehung meiner Eltern auseinanderbrach, hatte mich über einiges nachdenken lassen. Zum Beispiel war ich zu dem Schluss gekommen, dass Jakob vielleicht, aber nur vielleicht , nie der Junge meiner Träume gewesen war.
    Und es war nicht fair, ihn dafür zu bestrafen.
    Wenn Sadie und Jakob dieses einzigartige Etwas gefunden hatten, wonach jeder auf Erden und im Himmel suchte, wie konnte ich ihnen dann im Weg stehen? Ich hatte zwar keinen Zauberstab, mit dem ich alles, was ich zerstört hatte, wieder gutzumachen vermochte, aber ich konnte es zumindest versuchen. Außerdem, das Leben war lang, aber der Tod war länger. Ich wollte nicht wie die Kreuzworträtsel-Lady enden, die bis in alle Ewigkeiten ein Rätsel nach dem anderen löste. Ich wusste, was ich zu tun hatte.
    Es war Zeit, mit Jakob Fischer Frieden zu schließen.
    Ich ging am Pool vorbei zu dem großen Mammutbaum auf der linken Seite des Hauses. Ich hatte mich zu beamen versucht, aber nach der Flucht aus der Stadt hierher war ich zu erschöpft, als dass ich die nötige Kraft dafür hätte aufbringen können. Mir blieb nur eines: Raufklettern.
    Hamloaf sah mich fragend an, als ich nach dem höchsten Ast griff, den ich erreichen konnte, ein Bein darüberschwang und mich daran hochzog. »Ich bin gleich wieder da«, flüsterte ich. »Du bleibst hier.«
    Er gab ein langes, leises Jaulen von sich und sperrte das Maul auf, als wollte er gleich losbellen.
    »Wage es ja nicht zu bellen, Hamloaf Eagan«, drohte ich ihm, »sonst werden Jakobs Eltern dich sofort nach Hause schicken.«
    Ich streckte mich nach dem nächsten Ast und zog mich daran hoch. Ich hatte gehofft, den Kletteraffen in mir zu wecken, war mir aber ziemlich sicher, dass nur der Angsthase in mir erwacht war. Ich weiß nicht, wie ich glauben konnte, ich sei im Jenseits zu einer Kletterexpertin mutiert.
    »O Mann, wie soll ich nur da hochkommen«, knurrte ich. Die Schleife an meinem Kleid, die nach den Sprüngen von der Brücke, dem Schwimmen im Meer und den vielen Bruchlandungen ziemlich mitgenommen aussah, blieb an einem Ast hängen. Ich konnte mich zwar losmachen, erhaschte dabei jedoch einen schwindelerregenden Blick nach unten. Hamloaf war mittlerweile nur noch so groß wie mein rosaroter Zehennagel.
    »Womit haben sie diesen Baum bloß gegossen, dass er derart in die Höhe geschossen ist?«, fragte ich mich. Aber es gab nun kein Zurück mehr. Ich kletterte immer weiter, bis ich genau auf der Höhe des zweiten Stocks des Hauses war. An den Stamm gelehnt, schöpfte ich Atem und blies mir die Stirnfransen aus den Augen. Dann zählte ich bis drei, streckte die Arme aus wie ein Drahtseilkünstler und balancierte – vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend – über den Ast in Richtung des beleuchteten Schlafzimmerfensters.
    Nicht fallen, nicht fallen, NICHT fallen!
    Hatte ich erst das Ende des Astes erreicht, gab es nur noch eines:
    Springen.
    Ich holte noch einmal tief Luft, und dann sprang ich auf gut Glück ins Leere und landete

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