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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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Worte heraus, wünschte ich, ich könnte sie wieder zurücknehmen. Es war unfassbar, dass ich so etwas Gemeines gesagt hatte. Dummerweise sind Worte wie Pfeile. Hast du sie erst einmal abgeschossen, gibt es kein Zurück mehr.
    Ich war schockiert darüber, wie verletzend ich gewesen war. Doch was er mir als Nächstes sagte, schockierte mich noch mehr.
    »Weißt du denn nicht, dass ich dich liebe? Dass ich dich immer geliebt habe …«
    »Nun, ich liebe dich nicht. Hörst du?« Ich sah ihm in die Augen und schoss auch noch den letzten Pfeil ab, der mir geblieben war. »Selbst wenn du der einzige Junge im ganzen Universum wärst, würde ich dich nicht wollen.«
    Der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte mir, dass er mir nicht ansah, dass ich log.
    »Dulce bellum inexpertis.«
    »Ich habe jetzt wirklich keine Lust auf deine …«
    »Der Krieg ist süß für die, die nie gekämpft haben«, erklärte er. »Ich erwarte nicht, dass du das verstehst.«
    Damit war alles gesagt.
    Er schob seine Hände in die Hosentaschen. »Danke für deine Ehrlichkeit. Ich werde dich von nun an nicht mehr belästigen.«
    Ich ließ meine Kette auf den Boden fallen, der Anhänger funkelte immer noch im Mondschein, und beobachtete, wie die Umrisse von Patricks Schultern langsam unscharf wurden. Das braune Leder seiner Jacke sah plötzlich sehr alt aus, brüchig und abgetragen, als wäre sie aus einem anderen Jahrzehnt.
    Und das war sie ja auch, fiel mir ein.
    Kleine Lichtstrahlen schossen durch seinen Körper, während er wie ein Rückwärts-Polaroidfoto allmählich verblasste. Zuerst verfärbten sich seine Armeestiefel von Schwarz nach Grün und Gelb zu Weiß. Dann seine Jeans, seine Arme, die Schultern und die Augen – diese gütigen, gefühlvollen Augen –, bis schließlich fast nichts mehr von ihm übrig war.
    Mein Innerstes schrie mich an, ich solle mich bei ihm entschuldigen – ihn bitten zu bleiben –, aber ich schwieg stur.
    Schließlich blickte er auf und schenkte mir, kaum mehr sichtbar, ein trauriges Lächeln. Ich sah, wie sich sein Mund leicht bewegte, aber ich konnte ihn nicht hören. Doch das war auch nicht notwendig. Ich wusste auch so, was er sagte.
    Lebewohl.
    Ich biss mir auf die Lippen und wandte mich ab. Mit zusammengekniffenen Augen wünschte ich mir für einen Moment, ihn nie kennengelernt zu haben. Hätte er mich im Slice doch nie angesprochen. Hätte er mich bloß nie von der Brücke gestoßen oder mir das Beamen beigebracht. Wäre er mit mir doch nie auf seinem Motorrad die Küste rauf- und runtergefahren. Aber es war nun zu spät für dumme Was-wäre-gewesen-Wenns .
    Was passiert ist, ist passiert.
    Und plötzlich, einfach so, war ich wieder allein.
    Aber tief in mir drinnen wusste ich, dass es jetzt nicht so sein würde wie zuvor. Dieses Mal war die Stille überwältigend – erstickend –, und ich fühlte, wie ich in das Vakuum eines Ortes glitt, von dem ich bisher nur geträumt hatte. Ein Ort, an dem es so dunkel und still war wie auf dem Grund des Ozeans.
    Larkin hatte recht.
    Ich konnte Jakob nicht helfen. Ich konnte nicht einmal mir selbst helfen. Ich war vollkommen nutzlos. Müde schleppte ich mich schließlich zu unserer Veranda zurück, lehnte meinen Kopf an das Geländer und wartete, bis die Sonne aufging.
    »Was nun?«, flüsterte ich. »Was kommt jetzt?«
    Nichts. Nichts kommt jetzt.
    Ich ließ den Kopf auf meine Brust sinken, tat einen ängstlichen, einsamen Atemzug und spürte, wie mein Herz – nein, die Erinnerung an mein Herz – erneut entzweibrach.

TRAURIGKEIT

38
    since u been gone

    Ich wurde verfolgt vom Modergeruch welkender Blumen. Ich wurde verfolgt vom Bild schwarzer Limousinen und dem Geräusch ihrer Reifen, die über Schotter fuhren. Vom Scharren der Schaufeln und vom Regen, der auf Grabsteine fiel, und vom harten Zuschlagen kalter Friedhofstore, die mich für immer einsperrten.
    Ich konnte nicht essen. Ich konnte nicht schlafen. Mein alter Albtraum war mit einer Vehemenz zurückgekehrt, der ich hilflos ausgesetzt war – manchmal bis zu drei- oder viermal in einer einzigen Nacht. Der Traum setzte ein, sobald ich einschlief, mit dem Geräusch dröhnender Motoren. Dann wehte mir der Wind durchs Haar, sogar noch unter meinem Helm, während ich den Highway entlangraste. Die Wärme der Sonne auf meinen Wangen. Das Gefühl, dass alles möglich war.
    Doch das war der Punkt, an dem der Traum endete und der Albtraum begann. In dem Moment, als ich mir wie das glücklichste Mädchen auf Erden vorkam,

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