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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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indischen Dschungel. Heiße, feuchte, drückende …
    Piks. Piks.
    Ich schlug um mich. Irgendetwas attackierte mich. Eine Spinne? Ein Affe? Ein Spinnenaffe? Eine Würgeschlange, bereit mich zu würgen? Ich huschte durch das Unterholz und versteckte mich im Schatten eines riesigen Banyanbaums. Keine Klauen. Keine Fänge. Keine Spinnenbeine oder Giftzähne. Die Luft war rein. Mir war die Flucht gelungen. Puh!
    Piks. Piks.
    Oder vielleicht auch nicht.
    »Hör auf, mich zu piksen!«, murmelte ich. »Ich bin beschäftigt.«
    »Ähm, das sieht aber nicht so aus.«
    »Ich bin es aber.«
    »Und was tust du?«
    Ich richtete mich auf und sah mich der Klapperschlange gegenüber. »Ich versuche zu meditieren, okay?«
    »Ah.« Sie trat einen Schritt zurück. »Sorry.« Sie schob sich eine blonde Locke hinters Ohr, wobei die Armreifen an ihrem Handgelenk wie üblich klapperten.
    Ich verschränkte die Arme. Dieses Mädchen hatte noch nie ein Wort mit mir gewechselt. Was hatte sie erwartet, dass wir sofort beste Freundinnen wurden?
    »Entschuldige bitte«, sagte ich, ohne mir die Mühe zu machen, meinen Ärger zu verbergen, »aber warum pikst du mich?«
    Klapper-klapper. »Ich habe mich nur gefragt, ob ich ein Autogramm von dir bekommen könnte.« Klapper. »Wusste nicht, dass du meditierst.«
    »Ein Autogramm? Von mir ? « Ich rümpfte verwundert die Nase. »Warum denn das?«
    »Du Dummkopf!« Sie lachte. »Weil du berühmt bist, natürlich!« Sie zeigte zum Fernseher hinüber, vor dem sich eine Traube der üblichen Slice-Bewohner versammelt hatte. »Sieh selbst, du bist in den Nachrichten!«
    Was zum Teufel rauchte sie nur? Eine Art extranervenden Armreif-Crack? Ich stand auf und schlurfte zum Fernseher hinüber, weil ich dies für den einzigen Weg hielt, sie loszuwerden. Aber als ich schließlich einen Blick auf den Bildschirm warf und sah, wer da interviewt wurde, traute ich meinen Augen kaum.
    Es war mein Dad.
    »Mach lauter«, bat ich den Quarterback. »Bitte.«
    Er tat es.
    Fast jeder leidet irgendwann im Leben einmal an einem gebrochenen Herzen. Doch was die meisten Menschen nicht wissen, ist, dass ein gebrochenes Herz zum Tod führen kann. Bei uns ist heute Dr. Daniel Eagan zu Gast, renommierter Kardiologe an der Universitätsklinik San Francisco, der seit einem Jahr das Gebrochenes-Herz-Syndrom untersucht – ein Phänomen, das in fast jeder Hinsicht einem Herzinfarkt gleicht und deshalb in der Mehrzahl der Fälle falsch diagnostiziert wird.
    Dad saß still da, die Hände im Schoß gefaltet, und sah aus, als hätte er sich seit Wochen nicht rasiert oder gelacht.
    »Also«, wandte sich der forsche blauäugige Reporter ihm zu, »wie häufig tritt dieses Syndrom auf?«
    »Relativ selten«, antwortete Dad. »Es wird angenommen, dass ungefähr ein bis zwei Prozent der Menschen, die glauben, einen Herzinfarkt erlitten zu haben, tatsächlich ein GHS gehabt haben. Es ist relativ selten und betrifft in der Regel Frauen mittleren Alters. GHS ist nicht unbedingt lebensbedrohlich, kann es jedoch sein.«
    Er schaute direkt in die Kamera, und ich spürte einen Kloß im Hals.
    Die Frauenstimme aus dem Off erklärte:
    Was viele nicht wissen, Dr. Eagan ist persönlich von dem GHS -Syndrom betroffen. Erst letzten Herbst verlor er auf tragische Weise seine fünfzehnjährige Tochter Aubrie, die an einem gebrochenen Herzen gestorben ist, was Dr. Eagan für den ersten dokumentierten Fall von GHS bei einem jungen Menschen hält.
    Ich bekam Gänsehaut, als ich mein Gesicht auf dem Bildschirm sah. Erst mein Foto aus dem Jahrbuch der zehnten Klasse. Dann ein Bild von mir und den Mädels. Und schließlich ein Bild von Dad und mir, auf dem wir wie verrückt lachten.
    Mir schnürte es die Kehle zusammen. Der Kloß war größer geworden. Aber ich war fest entschlossen, nicht zu weinen.
    Am Freitag wurde ein neuer, Aubrie gewidmeter Flügel der Universitätsklinik San Francisco eingeweiht, ein Herzzentrum für Kinder, für das Dr. Eagan zum Geschäftsführenden Direktor ernannt wurde.
    »Siehst du?« Die Klapperschlange stieß mir mit dem Ellenbogen in die Seite. »Was hab ich dir gesagt?«
    Die Kamera blendete erneut meinen Dad ein.
    »Anfangs«, erklärte der Reporter, »hat Ihnen keiner geglaubt.«
    Dad nickte. »Die Gesundheitsbehörde war der Ansicht, Bries Tod sei durch einen angeborenen Herzfehler bedingt gewesen. Doch der Befund sprach gegen diese Annahme. Sie hatte keine Symptome. Ich war auch nie der Ansicht gewesen, dass der Herzfehler in

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