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Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Titel: Weit Gegangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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Hemd gegen einen Becher Mais eingetauscht zu haben. Ein Junge hatte seine ganze Kleidung eingetauscht und war jetzt splitternackt, was er noch sechs Monate lang bleiben sollte, bis die erste Lieferung von Altkleidern aus anderen Teilen der Welt im Camp eintraf.
    Am späten Nachmittag war ich endlich an der Reihe, über den Fluss gebracht zu werden. Ich hatte gegessen und fühlte mich satt. Dut und Kur dagegen wirkten sehr erschöpft. Sie schwammen die meiste Zeit in Rückenlage mit langsam planschenden Beinen, wobei sie mich schon mal aus Versehen traten, während sie mich zogen. Als wir das andere Ufer erreichten, setzte ich mich zu den anderen Jungen, und wir rasteten und warteten ab, bis unser Herzschlag sich wieder beruhigt hatte. Endlich, als die Nacht hereinbrach, hatten Dut und Kur alle Jungen über den Fluss gebracht. Wir dankten ihnen, dass sie uns hinübergezogen hatten, und ich heftete mich an Kur, als sie uns vom Fluss weg durch ein Wäldchen auf eine Lichtung führten.
    – Geschafft, sagte Kur. – Jetzt sind wir in Äthiopien.
    – Nein, sagte ich, sicher, dass er einen Witz machte. – Wann sind wir endlich da, Kur?
    – Wir sind da. Das hier ist Äthiopien.
    Ich schaute mich um. Das Land sah genauso aus wie die andere Seite des Flusses, die Seite, wo der Sudan war, die Seite, die wir verlassen hatten. Es gab keine Hütten. Es gab keine medizinischen Einrichtungen. Kein Essen. Kein Trinkwasser.
    – Das kann es nicht sein, sagte ich.
    – Doch, Achak, wir sind da. Jetzt können wir uns ausruhen.
    Auf den Feldern hatten sich bereits erwachsene Sudanesen verteilt, Flüchtlinge, die vor uns angekommen waren und jetzt auf der Erde lagen, krank und sterbend. Das war nicht das Äthiopien, für das wir so weit gelaufen waren. Ich war sicher, dass wir noch weitermussten.
    Wir sind nicht in Äthiopien, dachte ich. Das kann es nicht sein.

Buch II

XV.
    Zuerst höre ich seine Stimme. Achor Achor ist in der Nähe. Er spricht in sein Handy, auf Englisch. Seine wunderbare helle Stimme. Ich blicke auf und sehe seine Silhouette am Fenster vorbeigehen. Jetzt schabt sein Schlüssel über die Tür und findet ins Schloss.
    Er öffnet die Tür und lässt seine Hand sinken.
    »Was machst du da?«, fragt er auf Englisch.
    Ihn zu sehen überwältigt mich. Ich hatte insgeheim befürchtet, sein Gesicht niemals wiederzusehen. Ich bringe ein paar dankbare Quieks-und Grunzlaute heraus, ehe er auf die Knie fällt und mir das Klebeband vom Mund zieht.
    »Achak! Alles in Ordnung?«
    Ich brauche einen Moment, um die Fassung zurückzugewinnen.
    »Was zum Teufel ist hier los?«
    »Ich bin überfallen worden«, sage ich schließlich. »Man hat uns ausgeraubt.«
    Er braucht einen langen Moment, um sich umzusehen. Sein Blick wandert über mein Gesicht, meine Hände, meine Beine. Er sucht den Raum ab, als könne er dort eine bessere Erklärung finden.
    »Schneid mich los!«, sage ich.
    Rasch holt er ein Messer und kniet sich neben mich. Er schneidet das Telefonkabel durch. Ich halte ihm meine Füße hin, und er löst den Knoten. Er wechselt ins Dinka.
    »Achak, verdammt noch mal, was ist denn passiert? Wie lange liegst du schon hier?«
    Ich sage ihm, es sei jetzt fast ein ganzer Tag. Er hilft mir auf die Beine.
    »Komm, wir fahren ins Krankenhaus.«
    »Ich bin nicht verletzt«, sage ich, obwohl ich das wirklich nicht genau weiß.
    Wir gehen ins Badezimmer, wo Achor Achor die Wunde im grellen Licht untersucht. Er säubert sie behutsam mit einem feuchten warmen Handtuch. Während er das tut, keucht er kurz auf und reißt sich dann wieder zusammen.
    »Vielleicht ein paar Stiche. Komm, wir gehen.«
    Ich bestehe darauf, zuerst die Polizei zu rufen. Ich will, dass sie mit ihren Ermittlungen anfangen können. Ich bin sicher, dass sie einer möglichst warmen Spur folgen möchten. Die Einbrecher können noch nicht weit sein.
    »Du hast dir in die Hose gepinkelt.«
    »Ich habe einen Tag hier gelegen. Wie spät ist es? Schon Nachmittag?«
    »Viertel nach eins.«
    »Wieso bist du zu Hause?«
    »Ich wollte mir nur Geld für heute Abend holen. Ich wollte nach der Arbeit zu Michelle. Eigentlich müsste ich in zehn Minuten wieder zurück im Geschäft sein.«
    Achor Achor scheint sich um seine pünktliche Rückkehr zur Arbeit ebenso viel Sorgen zu machen wie um mich. Ich gehe zum Schrank, um mir frische Sachen zu holen. Ich dusche, ziehe mich wieder an, gehe auf die Toilette, brauche zu lange für die einfachsten Dinge.
    Achor Achor klopft. »Alles

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