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Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Titel: Weit Gegangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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versammelten Jungen ungefähr in meinem Alter waren, irgendwo zwischen sechs und zwölf. Nur ganz wenige waren älter. Alle grinsten und lachten, und nach einer Weile wurde gesungen. Deng Panan, der bekannteste Sänger patriotischer Lieder und eine Berühmtheit unter den Rebellen, trat vor uns ans Mikrofon. Er sang von Gott und Glauben, von Unbeugsamkeit und dem Leid, das den Südsudanesen von den Arabern zugefügt wurde. Jubel brandete auf, als er schließlich den Text sang, den einer der Jungen von Pinyudo geschrieben hatte.
Wir werden kämpfen, um das Land Sudan zu befreien
Wir werden kämpfen! Mit der AK-47
Die Bataillone der Roten Armee werden kommen
Wir werden kommen
Bewaffnet mit Gewehren in der linken Hand
Und Stiften in der rechten,
Um unsere Heimat zu befreien, oh, ooo!
    Währenddessen kam ein Zug von fünfzehn Soldaten auf den Platz marschiert und baute sich in einer Reihe Schulter an Schulter vor uns auf. Als Nächstes wurden sieben verdreckte Männer, die mit einem Strick aneinandergebunden waren, auf den Paradeplatz gestoßen. Alle sahen unterernährt aus, und manche von ihnen hatten Verletzungen an Kopf und Füßen, die bluteten.
    – Wer ist das?, flüsterte Achor Achor.
    Ich hatte keine Ahnung. Sie knieten jetzt in einer Reihe, das Gesicht uns zugewandt, und diese Männer sangen nicht. Die SPLA-Soldaten standen in sauberen Uniformen hinter ihnen und hielten ihre AK-47 im Anschlag. Einer der Männer, die aneinandergefesselt waren, kniete direkt vor mir. Unsere Blicke trafen sich, und er starrte mich mit ungezügelter Wut an.
    Als Deng Panan mit seinem Lied fertig war, übernahm Giir Chuang das Mikrofon.
    – Ihr Jungen seid die Zukunft des Sudan! Deshalb nennen wir euch die Samenkörner. Ihr seid die Samenkörner eines neuen Sudan.
    Die Jungen um mich herum jubelten. Ich starrte weiter den gefesselten Mann an.
    – Bald wird der Sudan euch gehören!, schrie Giir Chuang.
    Wieder jubelten die Jungen.
    Der Kommandeur sprach von unserem Vermögen, die geliebte Heimat wieder aufzubauen, wenn der Krieg erst einmal vorüber war, dass wir zwar in einen zerstörten Sudan zurückkehren würden, aber in einen, der auf die Samenkörner wartete, dass unsere Hände und Rücken und Köpfe den Südsudan wieder aufbauen würden. Erneut jubelten wir.
    – Doch bis wieder Frieden im Sudan herrscht, müssen wir wachsam sein. Wir dürfen keine Schwäche in unseren Reihen dulden, und wir dürfen keinerlei Verrat dulden. Seht ihr das auch so?
    Wir nickten.
    – Seht ihr das auch so?, wiederholte der Kommandeur.
    Wir sagten, dass wir das auch so sähen.
    – Diese Männer sind Verräter! Sie sind Abweichler!
    Jetzt schauten wir die Männer an. Sie waren in Lumpen gekleidet.
    – Sie sind Vergewaltiger!
    Giir Chuang schien eine Reaktion von uns zu erwarten, aber wir blieben stumm. Wir hatten den Faden verloren. Wir waren zu jung, um wirklich zu verstehen, was Vergewaltigung war, was für ein schlimmes Verbrechen.
    – Außerdem haben sie Geheimnisse der SPLA an die sudanesische Regierung verraten, und sie haben den Khawajas hier in Pinyudo Pläne der SPLA offengelegt. Sie haben der Bewegung geschadet, und sie haben versucht, all das zu zerstören, was wir gemeinsam erreicht haben. Sie haben auf den neuen Sudan gespuckt, den ihr einst erben werdet! Wenn wir so etwas zulassen, werden sie alles vergiften, was wir haben. Wenn wir ihnen die Gelegenheit dazu ließen, würden sie mit der Regierung kollaborieren, bis wir alle Muslime sind, bis wir alle um Gnade winseln unter dem Stiefel der Araber und ihrer Scharia! Können wir das zulassen, Jungs?
    Wir schrien nein. Ich fand, dass die Männer für einen derartigen Verrat unbedingt bestraft werden mussten. Ich hasste die Männer. Dann geschah etwas Unerwartetes. Einer der Männer erhob die Stimme.
    – Wir haben nichts getan! Wir haben niemanden vergewaltigt! Das ist Propaganda!
    Der protestierende Mann wurde mit einem Gewehrkolben gegen den Kopf geschlagen. Er fiel nach vorn. Jetzt fassten die anderen Gefangenen Mut und erhoben das Wort.
    – Man lügt euch an!, rief ein sehr kleiner Gefangener. – Das sind alles Lügen!
    Auch er wurde mit dem Gewehrkolben geschlagen.
    – Die SPLA frisst ihre eigenen Leute!
    Dieser Mann bekam einen Tritt in den Nacken und landete im Staub.
    Giir Chuang schien von ihrer Dreistigkeit überrascht, betrachtete das aber als Gelegenheit.
    – Da seht ihr, wie diese Männer euch anlügen, ihr Samenkörner des Sudan! Sie sind schamlos. Sie belügen uns,

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