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Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Titel: Weit Gegangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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verloren, ist der Südsudan verloren, und ihr werdet eure Kinder in Kakuma großziehen, und die werden ihre Kinder hier großziehen.
    Ein junger Mann namens Mayuen Fire sprang auf.
    – Ich komme mit!
    Der Kommandant lächelte. – Bist du bereit?
    – Ich bin bereit, rief Mayuen Fire.
    Wir lachten alle.
    – Ruhe!, bellte der Kommandant. Im Raum wurde es still, zum Teil, weil der Kommandant das befohlen hatte, zum Teil auch, weil wir begriffen, dass Mayuen Fire es ernst meinte. – Wenigstens gibt es einen Mann unter all den Jungen hier, fuhr Santo fort. – Das macht mich froh. Wir brechen in drei Tagen auf. Donnerstagabend werden Lastwagen vor dem Westtor warten. Dort erwarten wir dich. Bring deine Kleidung und deine sonstige Habe mit.
    Der neue Rekrut wusste vor lauter Begeisterung nicht mehr, wohin mit sich, also beschloss er, das Gebäude zu verlassen. Es war ein bisschen peinlich, weil der Raum so voll war, dass er ein paar Minuten brauchte, um über uns alle hinweg zur Tür zu gelangen. Dann fiel ihm ein, dass er vielleicht wichtige Informationen auf der Versammlung verpassen könnte, und er kam zurück und schaute von einem Fenster aus zu.
    – So, sagte Kommandant Santo. – Wir haben heute Abend einen Ehrengast.
    Daraufhin trat ein Mann vor, der hinter dem Kommandanten gesessen hatte, einen gedrehten Stock in der Hand. Er war ein stämmiger alter Großvater, grauhaarig und zahnlos, mit fliehendem Kinn und winzigen Augen. Er trug ein schwarzes Sakko, eine hellblaue Pyjamahose und einen Tarnhelm auf dem kleinen runzeligen Kopf. Kommandant Santo schüttelte ihm die Hand und stellte ihn uns vor.
    – Der Mann, den ihr hier vor euch seht, ist ein Häuptling aus Nuba, und er wird euch vor Augen führen, wie abscheulich die Methoden von Bashir und seiner Armee sind. Vielleicht wird er die Übrigen von euch davon überzeugen, es dem mutigen jungen Mann gleichzutun, der sich vorhin freiwillig gemeldet hat. Kuku Kori Kuku war ein mächtiger und geachteter Mann. Aber er hat einen Fehler gemacht: Er hat sich dazu hinreißen lassen, der Regierung in Khartoum zu vertrauen. Er ist hier, um euch die Folgen dieses Vertrauensbeweises zu schildern.
    – Danke, Kommandant Santo.
    – Erzähl ihnen von dem Verrat, den du erlebt hast.
    – Das werde ich, Kommandant, mit deiner Erlaubnis.
    – Erzähle ihnen von dem Betrug und den Morden, die du mitansehen musstest.
    Der Häuptling öffnete den Mund, um zu sprechen, kam aber nicht dazu. Noch nicht.
    – Erzähle uns davon, wenn du so weit bist, bitte. Lass dir Zeit, fügte Santo hinzu.
    Schließlich wartete der Häuptling, die Hände auf seinem Stock, die Augen geschlossen. Als er sicher war, dass Kommandant Santo ihn nicht unterbrechen würde, öffnete er die Augen und begann.
    – Jungen, ich war der Häuptling eines Dorfes namens Jebel Otoro. Wir ihr wisst, waren wir in Nuba Opfer wiederholter Angriffe der Regierung und der Murahilin. Bei einem der Angriffe verlor ich meinen Sohn. Er verbrannte in unserem Heim, während ich auf dem Weg in ein anderes Dorf war, um in einem Streit zu schlichten. Und wir ihr wisst, sind Tausende Nuba in die »Friedensdörfer« geschickt worden, die Internierungslager, von denen ihr gehört habt.
    In diesem Augenblick bemerkte ich Achor Achor. Sein Gesicht zu beobachten war interessanter als zuzusehen, wie die Worte aus Kuku Kori Kukus Mund kamen. Schon jetzt, gleich bei den ersten Worten des Mannes, war Achor Achor völlig gebannt.
    – Auf diese Weise kann die Regierung uns beobachten und dafür sorgen, dass wir nicht gegen sie kämpfen. Und diese Lager haben viele Nuba angelockt, die nichts mit dem Konflikt zu tun haben wollen. Sie werden dort von Soldaten bewacht und schlecht ernährt. In diesen Friedensdörfern werden immer wieder Frauen entführt und vergewaltigt. Die Regierung hat deutlich gemacht, dass die Menschen von Nuba, falls sie sich nicht in die Friedensdörfer begeben, Partei für die SPLA ergreifen und daher als Feinde betrachtet werden. Wie ihr, so haben auch die Nuba lange Zeit gelitten, und wir suchten nach einer Möglichkeit, dem ein Ende zu bereiten.
    Achor Achors Zungenspitze kam zwischen seinen Lippen hervor, als wollte er die nächste Wendung der Geschichte aus der Luft herausschmecken.
    – Deshalb waren wir froh, als die Regierung ein Treffen vorschlug. Angeblich hatte Bashir höchstpersönlich um ein Treffen mit allen Nuba-Häuptlingen gebeten. Und ich muss zugeben, das schmeichelte unserem Stolz. Wir waren sehr mit

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