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Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition)

Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition)

Titel: Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Wälterlin
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hilft einem so gut, die Prioritäten im Leben zu setzen, wie ein geplatztes Rendezvous mit dem Jenseits. Und die Aussicht, Vater zu werden. Ich stürze mich mit neuem Mut in die Arbeit und schreibe Berichte über ein Land, das für den Rest der Welt kaum zu existieren scheint. Christine schafft schließlich ihre Prüfung; mit Bestnote. Wie ihre Kurskolleginnen auch. Jedenfalls die aus Deutschland oder aus den Niederlanden oder aus Großbritannien. Die Mehrheit der Asiatinnen fällt durch. Obwohl sie, laut Christine, den Stoff mindestens so gut beherrschten wie die Europäerinnen. Sie werden ihren australischen Traum wohl als Zimmermädchen weiterträumen müssen.
    Eines war uns schon klar, bevor wir nach Australien gingen: In den Augen der meisten Redakteure und Redakteurinnen in Europa sind Australien und der Rest meines Berichtsgebietes – Neuseeland und Ozeanien – politisch und wirtschaftlich von ähnlich großer Bedeutung wie ein Euter an einem Stier. Ich hatte in der Schweiz bei allen großen und mittelgroßen Zeitungen vorgesprochen. »Kein Interesse«, »Australien? Wieso?«, »Interessiert niemanden« und – wenn’s mal wirklich gut lief – »Schicken Sie mal«. So die Antworten auf mein Angebot, als freier Korrespondent über Australien zu berichten. Winke mit dem Zaunpfahl, die jeder vernünftig denkende Mensch verstanden hätte. Doch wer will schon vernünftig sein, wenn das Abenteuer ruft? Zu meinem Erstaunen nehmen die meisten Zeitungen nun doch von Anfang an die Texte, die ich ihnen schicke. Doch noch 20 Jahre später hält sich in vielen Redaktionen – glücklicherweise nicht in allen – die Meinung, Australien sei für den Großteil der Leserschaft nicht von Interesse.
    Diese Haltung ist völlig daneben – aus mehreren Gründen. Australien ist längst nicht mehr der unbedeutende Außenposten westlicher Zivilisation am Ende der Welt. Das Land hat sich seit den fünfziger Jahren von einer britischen Kolonie zu einer ernstzunehmenden Mittelmacht entwickelt, einem engen Verbündeten der Vereinigten Staaten zwar, aber gleichzeitig vor der Haustüre Asiens stehend. Die Probleme und Chancen, die sich aus dieser geographischen und strategischen Lage ergeben, haben weitreichende Konsequenzen, über die ich in den folgenden Jahren immer wieder berichten sollte. Die Behauptung, Europa interessiere sich nicht für das Geschehen in Australien, ist auch mit Blick auf die wirtschaftlichen Beziehungen kompletter Unsinn. Nicht nur, weil die australische Konjunktur seit zwei Jahrzehnten stetig zulegt – im Gegensatz zu so ziemlich jedem vergleichbaren westlichen Staat. In Hunderten von Unternehmen und Projekten haben europäische Anleger und Sparer Geld deponiert. Und natürlich ist Australien einer der wichtigsten Förderer von Rohstoffen. Ohne australische Kohle, ohne Eisenerz, Gold, Nickel und Zinn würde die Weltwirtschaft in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.
    Nicht zuletzt aber ist Australien für Millionen von Menschen ein Traumland. Für Auswanderer und für Touristen. Der Kontinent steht traditionell unter den ersten drei auf der Liste der begehrtesten Fernreiseziele weltweit. Potentielle Besucher aus Deutschland, der Schweiz und Österreich haben ein großes Bedürfnis nach Informationen aus und über Australien. Sei es Unwissen, sei es mangelndes Interesse oder sei es – leider allzu oft – die Ignoranz der Entscheider in den Redaktionen gegenüber ihren Lesern: trotz dem hohen Bedarf an »ernsten« Themen. So kommt Australien in vielen Zeitungen und elektronischen Medien nur auf den Vermischten Seiten vor, wenn überhaupt.
    Meldung einer deutschen Nachrichtenagentur: »Australischer Zoowärter rettet sich mit Rasenmäher vor Krokodil«. Ein Zoowärter in einem australischen Reptilienpark sei dem Angriff eines riesigen Krokodils entkommen, nachdem ihm dieses seinen Rasenmäher weggeschnappt hatte. Die Nase rümpfen über solche Geschichten sollte man als Journalist nicht. Zum einen interessieren sie die Leser durchaus. Zum anderen sind für die Mehrheit der Korrespondenten in Australien – nämlich jene 90 Prozent, die wegen des konstanten Desinteresses in den Redaktionen chronisch am Hungertuch nagen – Krokodilangriffe, Haiattacken, Wirbelstürme und Buschbrände höchst willkommene Gelegenheiten, etwas zu verdienen. Je mehr Klischees eine Geschichte enthält, desto größer die Abdruckchancen. Je mehr Bezug zum Leser, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ein Redakteur

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