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Weit weg ... nach Hause

Titel: Weit weg ... nach Hause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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harmoniert. Morgen fällt die Entscheidung. Der Sender spricht
     wie immer das letzte Wort.«
    Thomas hatte kurzzeitig aufgehorcht, aber jetzt freut er sich für seine Frau: »Das ist toll!«
    Während Katjas Redeschwall tritt Carlo Luisa unter dem Tisch wie zufällig gegen das Schienbein.
    »Na? Kannst du überhaupt Pizza essen? Du hattest doch Bauchschmerzen?«, fragt er.
    »Die sind jetzt aber weg!«
    »Ist ja auch ’ne coole Art, Schule zu schwänzen«, bemerkt er.
    »Halt die Klappe! Mir war total schlecht heute Morgen!«
    »Wäre es mir auch gewesen nach so einem peinlichen Reinfall mit der Geburtstagsparty!« Carlo genießt grinsend seinen letzten
     Satz wie einen Joker beim Kartenspiel.
    Luisa, die gerade in ihre Spinatpizza beißt, verschluckt sich fast. Wie kann ein einziger Mensch nur so gemein sein? Die Eltern
     haben wie immer nichts mitgekriegt. Aber das war erst der Anfang. Carlo ist noch lange nicht fertig: »Puh, ich freu mich schon
     auf Mittwoch«, sagt er laut.
    »Warum?«, fragt Thomas, der sich am Gespräch seiner Kinder beteiligen möchte. »Hast du ein Fußballspiel?«
    »Nein!«, sagt Carlo. »Aber dann fährt Luisa in die Eifel.«
    Luisa lässt das Pizzastück auf ihren Teller fallen.
    »Ich fahre nicht in die Eifel!«
    Der Satz schnellt mit Spitzengeschwindigkeit in Carlos Richtung. Die Luft vibriert. Alle sitzen wie hypnotisiert und halten
     den Atem an. Sie hat so laut und schrill gesprochen, dass nicht nur die Eltern erschrocken aufblicken, sondern die Gäste an
     den Nachbartischen ebenfalls.
    Katja sieht sie strafend an: »Könntest du bitte etwas leiser sprechen. Wir sind hier in einem Lokal.«
    »Das ist mir doch egal! Carlo soll mich in Ruhe lassen«, Luisas Stimme hat sich nicht gesenkt, im Gegenteil, sie wird noch
     schriller.
    Carlo steckt übertrieben die Finger in die Ohren. Dann flüstert er mit gespielter Verzweiflung: »Ich habe nichts, nichts,
     nichts gemacht.«
    »Was soll das heißen, Luisa, du fährst nicht mit in die Eifel?«, schaltet sich Thomas ein.
    »Ich kann nicht mit den anderen ein Zimmer teilen. Ich kann nicht in dunklen, eiskalten Maaren schwimmen. Ich kann nicht den
     ganzen Tag über hohe Berge klettern!«, antwortet Luisa vorwurfsvoll.
    Thomas schaut seine Tochter erstaunt an, Katjasentspannter Gesichtsausdruck wechselt merklich zu Anstrengung. Alarmstufe Dunkelorange!
    »Natürlich fährst du mit«, sagt sie. »Außerdem schwimmt man im Frühling nicht in Maaren, das würde selbst von dir niemand
     verlangen, die Berge sind nicht besonders hoch und ich glaube, dir würde es mal ganz gut tun, mit Gleichaltrigen ein Zimmer
     zu teilen.«
    »Es tut mir aber nicht gut. Gar nicht gut!« Luisa ist außer sich.
    Carlo hat sich zurückgelehnt. Er beobachtet seine Familie wie ein Zuschauer eine Schauspieltruppe auf der Bühne.
    »Darf ich euch bitten, nicht das ganze Restaurant mit dem Problem zu unterhalten!«, sagt Thomas, dessen gute Laune jetzt ebenfalls
     zu kippen droht. »Vertagt das Gespräch auf später, bitte!«
    Katja und Luisa schauen ihn an, als käme er vom Mars.
    »Für mich gibt es da gar nichts zu diskutieren«, bemerkt Katja schnippisch. »Eine Klassenfahrt ist eine Klassenfahrt. Und
     alle fahren mit. Auch unsere Tochter.«
    Thomas schüttelt den Kopf: »Du bist sehr streng, Katja. Lass uns in Ruhe zu Hause sprechen!«
    »Und du bist harmoniesüchtig. Nimm sie nur inSchutz, deine kleine, niedliche Tochter. Die weiß ganz genau, wie sie dich um den Finger wickelt und ihren Kopf durchsetzen
     kann!«, antwortet Katja voller Zorn.
    Die Worte treffen Luisa wie Pfeile direkt ins Herz. Eine riesige Welle steigt in ihr empor. Wut, Zorn, Angst, Verzweiflung,
     sie weiß nicht, welches Gefühl das stärkste ist. Das Rauschen erreicht wieder ihren Gehörgang, breitet sich im Brustkorb aus
     und nimmt ihr die Luft zum Atmen. Dann springt sie auf. Die Pizza fällt zu Boden. Ihr Stuhl kippt mit lautem Knall nach hinten,
     wieder zucken die Leute vom Nebentisch zusammen.
    Luisa funkelt Katja aus schwarzen Augen an und schreit gegen das Rauschen in ihrem Kopf: »Ich fahre nicht mit!«
    Verzweiflung steht in ihrem Gesicht, das von den wilden roten Locken halb verdeckt wird. Sie presst die Hände kurz auf die
     Ohren, dreht sich um, greift nach ihrer Jeansjacke und läuft an kopfschüttelnden Erwachsenen und erschrockenen Kindern vorbei
     auf die Straße.

Eine geniale Idee
    Die Morgensonne scheint auf das Kopfkissen und wärmt Luisas Gesicht. Ihre Augenlider

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