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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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schwer machte, war, daß er sich an eine Zeit ohne sie kaum zu erinnern vermochte. Sie hatten sich fast ihr ganzes Leben lang gekannt, hatten sogar dieselben Schulen besucht. In der dritten Klasse waren sie unzertrennlich gewesen, und zweimal hatte er ihr zum Valentinstag eine Glückwunschkarte geschenkt. Danach aber war jeder seiner eigenen Wege gegangen, obwohl sie weiterhin Klassenkameraden waren. Catherine war als Kind sehr mager gewesen - und immer die Kleinste ihrer Klasse -, und Garrett, der sie weiterhin gern mochte, bemerkte nicht, wie sie sich allmählich zu einer attraktiven jungen Frau entwickelte. Sie gingen nie zusammen aus, nicht einmal ins Kino. Aber nach vier Jahren an der Universität von Chapel Hill, wo er Meeresbiologie studierte, begegneten sie sich per Zufall am Wrightsville Beach, und plötzlich wurde ihm klar, wie töricht er gewesen war. Sie war nicht länger das magere kleine Schulmädchen, sondern eine bildhübsche Person mit einer aufregenden Figur, nach der sich, wenn sie vorüberging, sowohl Männer als auch Frauen umdrehten. Ihre Haare waren blond und ihre Augen geheimnisvoll, und als er sich wieder gefaßt und sie gefragt hatte, ob sie den Abend mit ihm verbringen wolle, begann eine Beziehung, die schließlich zur Ehe und zu sechs wunderbaren gemeinsamen Jahren führte.
    Während ihrer Hochzeitsnacht in einem mit Kerzen erleuchteten Hotelzimmer zeigte sie ihm die beiden Valentinskarten, die er ihr einst geschenkt hatte, und sie lachte, als sie das Erstaunen in seinem Gesicht sah. »Natürlich habe ich sie aufgehoben«, flüsterte sie und schlang ihre Arme um ihn. »Es war das erste Mal, daß ich mich in jemanden verliebt habe. Liebe bleibt Liebe, egal wie alt man ist. Und ich wußte, wenn ich dir Zeit ließe, würdest du zu mir zurückkommen.«
    Immer wenn Garrett an sie dachte, sah er sie vor sich, wie sie in jener Nacht ausgesehen hatte, oder bei ihrem letzten gemeinsamen Segeltörn.
    Ihr blondes Haar wehte im Wind, und sie lachte.
    »Fühlst du die Gischt?« schrie sie begeistert vom Bug herüber. Sie hielt sich an einer Leine fest und beugte sich weit über die Reling.
    »Sei vorsichtig«, rief er zurück, das Ruder fest in der Hand.
    Mit einem schelmischen Lächeln beugte sie sich noch ein Stück weiter hinaus.
    »Laß das!« schrie er wieder. Einen Augenblick lang sah es so aus, als verlöre sie den Halt. Garrett wollte ihr schon zu Hilfe eilen, als er sie wieder laut lachen hörte und sah, wie sie sich aufrichtete. Leichtfüßig wie immer kam sie zu ihm gelaufen und umarmte ihn.
    »Habe ich dich nervös gemacht?« flüsterte sie und nagte an seinem Ohrläppchen.
    »Du machst mich immer nervös, wenn du so übermütig bist.«
    »Sei nicht so brummig«, neckte sie ihn. »Nicht jetzt, wo ich dich ganz für mich habe.«
    »Du hast mich jede Nacht ganz für dich.«
    »Nicht so wie jetzt«, sagte sie und küßte ihn noch einmal. »Wollen wir nicht die Segel einholen und den Anker werfen?«
    »Jetzt?«
    Sie nickte. »Oder willst du lieber die ganze Nacht segeln?« Mit einem verführerischen Blick öffnete sie die Kabinentür und verschwand. Fünf Minuten später lag das Boot vor Anker, und er folgte ihr in die Kabine…
     
    Obwohl sich Garrett an die Ereignisse dieses Abends deutlich erinnern konnte, bemerkte er, daß es ihm mit der Zeit immer schwerer fiel, sich ihr Bild ins Gedächtnis zu rufen. Ihre Gesichtszüge begannen vor seinen Augen zu verschwimmen, und obgleich er wußte, daß das Vergessen den Schmerz lindern würde, wünschte er sehnlichst, sie wieder vor sich zu sehen. Während der letzten drei Jahre hatte er sich ihr Fotoalbum nur einmal angeschaut, und das war so schmerzlich gewesen, daß er sich geschworen hatte, es nie wieder zu tun. Jetzt sah er sie nur noch nachts, wenn er schlief, deutlich vor sich, und dann war es, als wäre sie noch am Leben. Sie redete und bewegte sich, und er nahm sie in die Arme, und in diesen Augenblicken schien die Welt wieder in Ordnung zu sein. Doch die Träume forderten ihren Tribut, denn beim Aufwachen fühlte er sich jedesmal erschöpft und niedergeschlagen. Manchmal ging er in den Laden, schloß sich in sein Büro ein und sprach den ganzen Morgen mit keinem Menschen.
    Sein Vater versuchte zu helfen, so gut er konnte. Auch er hatte seine Frau verloren, und so wußte er, was sein Sohn durchmachte. Garrett besuchte ihn jetzt immer noch mindestens einmal die Woche und genoß das Zusammensein mit ihm. Er war der einzige Mensch, von dem er

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