Weit wie das Meer
Thunfisch - vorsichtshalber. «
»Glauben Sie, ich hätte mir das nur ausgedacht?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie verschmitzt. »Ich habe Sie erst gestern kennengelernt und weiß zu wenig über Sie, um einschätzen zu können, wozu Sie alles fähig sind.«
»Ich bin sehr gekränkt«, erwiderte er im gleichen Tonfall, und sie lachte. Er fiel in ihr Lachen ein, und kurz darauf bemerkte er, wie sie ihre Hand über den Tisch schob, um kurz seinen Arm zu berühren. Catherine, so wurde ihm plötzlich bewußt, hatte das gleiche getan, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
»Sehen Sie dort«, sagte sie, mit dem Kinn zum Fenster deutend, und er folgte ihrem Blick. Draußen ging ein alter Mann mit Anglerausrüstung vorbei. Er sah ganz normal aus - bis auf den Papagei, der auf seiner Schulter saß.
Garrett schüttelte lachend den Kopf und glaubte, noch immer die flüchtige Berührung auf seinem Arm zu spüren.
»Man sieht hier die sonderbarsten Käuze. Es ist noch nicht ganz wie in Kalifornien, aber warten wir noch ein paar Jahre ab.«
Theresa sah dem Mann nach, der langsam die Hafenmauer entlangschlenderte. »Sie sollten sich auch so einen Vogel zulegen, der Ihnen beim Segeln Gesellschaft leistet.«
»Und mir meinen Frieden raubt? Bei meinem Glück würde das Viech nicht sprechen, sondern nur krächzen und mir wahrscheinlich mein Ohrläppchen abreißen, sobald der Wind das erste Mal dreht.«
»Aber Sie würden wie ein Pirat aussehen.«
»Wohl eher wie eine Witzfigur.«
»Ach, Sie sind ein Spielverderber«, sagte sie mit gespieltem Ärger. »Sagen Sie mal«, fügte sie nach einem kurzen Schweigen hinzu, »wird man hier eigentlich bedient, oder muß man seinen Fisch selbst fangen und kochen?«
In diesem Augenblick erschien eine Kellnerin, nahm ihre Bestellung auf und brachte Ihnen umgehend zwei Flaschen Bier.
»Keine Gläser?« fragte Theresa, als die Kellnerin gegangen war.
»Nein. Hier geht es ziemlich rustikal zu.«
»Jetzt weiß ich, warum es Ihnen hier so gut gefällt.«
»Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, was meinen Geschmack angeht?«
»Nur, wenn Sie selbst daran zweifeln.«
»Jetzt klingen Sie wie eine Psychiaterin.«
»Bin ich nicht, aber als Mutter wird man zu einer Art Expertin in Sachen menschliche Natur.«
»Tatsächlich?«
»Das sag ich jedenfalls immer zu Kevin.«
Garrett nahm einen Schluck aus seiner Flasche. »Haben Sie heute schon mit ihm gesprochen?«
Sie nickte und nahm selbst einen Schluck. »Nur ein paar Minuten. Er war auf dem Weg nach Disneyland, als ich angerufen habe. Er hatte Freikarten für irgendeine Morgenvorstellung und war schon auf dem Sprung.«
»Fühlt er sich wohl bei seinem Vater?«
»Oh, ja, das tut er. David ist immer ein guter Vater gewesen, und ich glaube, er versucht, die Tatsache wettzumachen, daß er Kevin nicht so oft sieht. Wann immer Kevin ihn besucht, erwartet ihn etwas Lustiges und Spannendes.«
Garrett sah sie neugierig an. »Das klingt so, als hätten Sie Bedenken.«
»Ich hoffe nur«, sagte sie nach einem Zögern, »daß es später nicht zu einer Enttäuschung kommt. David und seine neue Frau haben eine Familie gegründet, und wenn das Baby ein bißchen älter wird, können David und Kevin sicher nicht mehr so leicht allein etwas unternehmen.«
Garrett beugte sich über den Tisch. »Man kann seinen Kindern Enttäuschungen im Leben nicht ersparen.«
»Das weiß ich, wirklich. Es ist nur so, daß…«
Sie hielt inne, und Garrett vollendete ihren Satz. »… daß er Ihr Sohn ist und Sie nicht möchten, daß man ihm weh tut.«
»Genau.« Das Bier war so kalt, daß die Flasche beschlug, und Theresa begann, das Etikett abzuziehen. Auch das hatte Catherine immer getan, und Garrett nahm hastig einen weiteren Schluck, bemüht, an etwas anderes zu denken.
»Ich weiß nur eins: Wenn er wie Sie ist, fällt er sicher auf die Füße.«
»Wie meinen Sie das?«
Er zuckte die Achseln. »Kein Leben ist einfach - Ihres eingeschlossen. Sie haben sicher schwere Zeiten durchgemacht. Und da er miterlebt hat, wie Sie Schwierigkeiten überwunden haben, wird er selbst lernen, sie zu bewältigen.«
»Jetzt hören Sie sich aber wie ein Psychiater an.«
»Ich sage Ihnen nur, was ich beim Erwachsenwerden gelernt habe. Als ich so alt wie Ihr Kevin war, ist meine Mutter an Krebs gestorben. Und als ich sah, wie mein Vater seinen Schmerz bewältigte, wußte ich, daß ich mein Leben weiterleben muß, ganz gleich, was geschieht.«
»Hat Ihr Vater wieder
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