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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Ich habe gerade meine Post erledigt, als Ihre Nachricht kam. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe meine Jacke auf Ihrem Boot vergessen und wollte wissen, ob Sie sie gefunden haben.«
    »Nein, aber ich habe auch nicht gesucht. Haben Sie sie in der Kabine gelassen?«
    »Ich weiß nicht mehr genau.«
    Garrett dachte kurz nach. »Wissen Sie was«, sagte er schließlich, »ich sehe schnell nach und rufe Sie dann noch mal an.«
    »Macht das nicht zuviel Umstände?«
    »Ganz und gar nicht. Der Hafen ist ja nur wenige Minuten entfernt. Bleiben Sie vorerst im Hotel?«
    »Die nächste Zeit schon.«
    »Okay, dann rufe ich gleich wieder an.«
    Garrett verließ den Laden und lief zu Fuß zum Hafen. Er sah sich zunächst in der Kabine um, konnte dort aber nichts finden und kletterte zurück aufs Deck, wo er die Jacke schließlich halb verborgen unter der Sitzbank im hinteren Teil entdeckte. Er hob sie auf, versicherte sich, daß sie sauber war, und kehrte zum Laden zurück.
    Wieder in seinem Büro, rief er erneut das Hotel an. Diesmal hob Theresa beim ersten Läuten ab.
    »Hier noch mal Garrett. Ich habe Ihre Jacke gefunden.«
    »Danke.« Sie klang erleichtert. »Nett von Ihnen, daß Sie nachgeschaut haben.«
    »Keine Ursache.«
    Sie schwieg einen Augenblick, als dächte sie nach. »Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen im Laden. Können Sie die Jacke so lange aufbewahren?«
    »Natürlich, gerne«, antwortete er. Nachdem er aufgelegt hatte, lehnte er sich in seinen Stuhl zurück und grübelte über das eben Geschehene nach. Sie war also noch nicht abgereist, dachte er bei sich, und ich werde sie wiedersehen. Obwohl er nicht ganz begriff, wie sie ihre Jacke hatte vergessen können, war ihm eines doch klar: Es freute ihn, daß es so gekommen war.
    Was nicht hieß, daß es wichtig gewesen wäre.
     
    Etwa zwanzig Minuten später traf Theresa ein, in Shorts und einer tief ausgeschnittenen, ärmellosen Bluse, die ihre Figur aufs Vorteilhafteste zur Geltung brachte. Beide, Ian und Garrett, starrten sie an, als sie den Laden betrat und sich suchend umsah. Schließlich entdeckte sie die beiden Männer und rief ihnen ein ›Hallo‹ zu. Ian hob eine Braue, als wolle er fragen: Na, was hast du mir da weismachen wollen? Garrett aber ging einfach darüber hinweg und steuerte, die Jacke über dem Arm, auf Theresa zu. Er wußte, daß Ian ihn nicht aus den Augen lassen und später mit Fragen bedrängen würde, aber er war fest entschlossen, nichts zu erwidern.
    »So gut wie neu«, sagte Garrett und reichte ihr die Jacke. Kurz vorher hatte er sich das Motoröl von den Händen gewaschen und eins von den T-Shirts angezogen, die im Laden verkauft wurden. Es war nichts Besonderes, aber so sah er wenigstens sauber aus.
    »Tausend Dank«, sagte sie, und in ihren Augen war wieder das Leuchten, das ihn schon gestern so verwirrt hatte. Geistesabwesend kratzte er sich am Ohr.
    »Gern geschehen. Der Wind muß die Jacke unter die Sitzbank geweht haben, so daß sie kaum zu sehen war.«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte sie mit einem leichten Achselzucken, und Garrett sah, wie sie ihre Bluse an der Schulter zurechtzupfte. Er wußte nicht, ob sie in Eile war - und war sich keineswegs sicher, ob er sie gleich gehen lassen wollte. Und so sagte er, was ihm gerade in den Sinn kam:
    »Es war sehr nett gestern abend.«
    »Mir hat es auch gut gefallen.«
    Ihre Augen begegneten den seinen, und er lächelte scheu. Er wußte nicht recht, was er erwidern sollte - es war so lange her, daß er sich in einer ähnlichen Situation befunden hatte. Mit Kunden oder Fremden hatte er gewöhnlich keine Probleme, doch das war natürlich etwas ganz anderes. Er trat von einem Fuß auf den anderen und fühlte sich plötzlich wie ein sechzehnjähriger Schuljunge. Schließlich war sie es, die das Wort ergriff.
    »Ich glaube, ich bin Ihnen etwas schuldig, für die Mühe, die Sie sich gemacht haben.«
    »Unsinn, Sie sind mir gar nichts schuldig.«
    »Nicht so sehr dafür, daß Sie mir die Jacke geholt haben, wohl aber wegen gestern abend.«
    Er schüttelte den Kopf. »Auch dafür nicht. Ich war froh, Sie dabeizuhaben.«
    Ich war froh, Sie dabeizuhaben. Die Worte hallten in seinem Kopf wider, kaum daß er sie ausgesprochen hatte. Noch vor zwei Tagen hätte er sich nicht vorstellen können, sie jemandem zu sagen.
    Das Läuten des Telefons im Hintergrund riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Sind Sie nur hergekommen, um Ihre Jacke zu holen?« fragte er, um Zeit zu gewinnen. »Oder wollten Sie auch

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