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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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andächtig. » Es schmeckt hervorragend. Meine Frau ist nur nicht hungrig. Danke, Mrs Cudlow.«
    » Danke, Sir.«
    » Musst du so grob mit allen umspringen?«, fragte Hamish, als Mrs Cudlow gegangen war. Er aß sein Stew, kaute, schluckte, nahm noch einen Bissen. » Es ist schlimm genug, dass du deine Gefühle für Abduls Bruder vor der armen Frau zur Schau gestellt hast, jetzt benimmst du dich auch noch ungezogen und herablassend ihr und den anderen Hausangestellten gegenüber. Ich werde das nicht dulden, Rose. Warum sollen sie darunter leiden, dass du unglücklich bist? Sie haben doch keine Schuld an deiner Unzufriedenheit. Und ich übrigens auch nicht.« Hamish trank einen Schluck Wein und aß weiter.
    » Ich bin nicht völlig unerfahren darin, wie bestimmte Affären einem Haushalt schaden können«, versetzte Rose bitter. Ihr kam es so vor, als laste alle Traurigkeit der Welt wie eine unerträgliche Bürde auf ihren Schultern. Und jetzt fühlte sie sich auch noch in ihrer ureigenen Domäne, dem Haushalt, behandelt wie ein unerwünschtes Kind.
    » Du hast seit drei Tagen nicht mehr richtig gegessen.« Hamish schaufelte den Rest seines Stews in sich hinein. Dann läutete er mit dem Glöckchen aus Sterlingsilber, das auf dem Tisch stand. Sofort betrat Colleen den Raum.
    » Etwas von Mrs Cudlows Apfelkuchen, Colleen.«
    » Ja, Sir.« Das Mädchen hustete. Sie war völlig geschwächt vor Erschöpfung.
    » Mir war nicht klar, dass du so großen Wert auf meine Ernährung legst«, sagte Rose, während das Mädchen knickste. » Du bist krank, Colleen. Verlass die Farm, bis du wieder gesund bist, und schick jemand anderen mit dem Dessert herein.«
    » Willst du nicht wenigstens den Kindern zuliebe essen?«
    Rose dachte daran, wie bereitwillig sie sie zurückgelassen hätte, um mit Abdullah zu gehen.
    » Ich würde etwas essen, wenn ich Hunger hätte«, erwiderte sie erschöpft. » Und, Hamish…«
    Er war gerade dabei, die Soße mit Brot aufzutunken, und hob den Kopf.
    » Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du Mrs Cudlow untersagen würdest, in meine Privatsphäre einzudringen. Es wird keinen weiteren Kontakt zwischen mir und Abdullah Abishara geben.«
    Hamish neigte den Kopf. » Er wird heiraten, wie du weißt.« Er fragte sich, ob Jasperson wohl mit Tootles geredet hatte. Es war eine Sache, wenn seine Frau für einen anderen Mann schwärmte, aber wenn ein Geschäftspartner den zarten Gemütszustand seiner Frau ausnutzte…
    » Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst. Entschuldige mich.«
    Als sie kurz darauf in ihrem Zimmer war, kamen die wenigen Brocken, die sie gegessen hatte, wieder hoch. Es war so wenig Flüssigkeit, dass noch nicht einmal der gesamte Boden der Waschschüssel feucht wurde.

Frühling, 1867
    Paddington, Sydney
    Mrs Cole unterschrieb den Brief an ihre Schwester und versiegelte den Umschlag sorgfältig. Sie hatte zwar strengste Anweisung, nichts von ihrer Anstellung bei den Whittakers verlauten zu lassen, aber Mrs Cole fand, es sei eine Frage der Höflichkeit, ihrer lieben Schwester mitzuteilen, wie sie vorankam. Schließlich hatte sie die Stelle ja auf Empfehlung ihrer Schwester bekommen, und es war eine schöne Stelle. Das Reihenhaus war zwar ein wenig feucht und düster, und auch die Nachbarschaft war nicht gerade Oberschicht, aber gegen ihr Gehalt konnte Mrs Cole nichts sagen. Das zusätzliche Geld erlaubte es ihr, jede Woche ein wenig zu sparen, und es freute sie sehr, den immer voller werdenden Sparstrumpf zwischen Bettgestell und Matratze zu verstecken.
    Nein, sie bezweifelte, dass der Inhalt ihres Briefs gegen die strikten Regeln bezüglich ihrer Schutzbefohlenen verstieß. Von Mr Whittakers schlechter Gesundheit und Claires Fortschritten im Unterricht zu berichten, war ja auch kaum besonders aufregend. Viel interessanter für Mrs Cole war der geheime Wohltäter des Hauses. Sie vermutete, es sei ein reicher Witwer, alt vielleicht, ohne Nachkommen. Und wenn nur eine dieser Tatsachen zutraf, so machte ihn das alleine schon zu einer faszinierenden Persönlichkeit, vor allem, da sie von Zeit zu Zeit auch einem ausländischen Herrn über Claires Fortschritte berichten musste.
    Mrs Cole legte den Brief in ihren Korb neben ihren Einkaufszettel, auf dem sie in ihrer ordentlichen Schrift aufgelistet hatte, was sie besorgen musste. Dann öffnete sie die Hintertür des Reihenhauses. Es war noch früh. Die Sonne war gerade aufgegangen. Sie stellte den Korb auf den Boden und inspizierte das längliche

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