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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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waren dunstverhangen, und schon wieder rutschte sie in ein kleines Tal hinunter, durch das ein kleiner Bach floss. Das Wasser, das über die Kieselsteine plätscherte, war eiskalt. Eine Wolke von Fliegen hüllte sie ein, drang ihr in Augen und Nase, so dass sie den Bach rasch überquerte und auf der anderen Seite auf einem zugewucherten Weg bergauf stieg. Der Weg führte durch dichten Wald, und nachdem sie über zwei Holzzäune geklettert war, hatte sie die Hoffnung, etwas Interessantes zu finden, schon beinahe aufgegeben, als sie auf eine Lichtung stieß. Hoch auf einer steilen Anhöhe erhob sich eine Schlossruine.
    Sarah schätzte, dass sie in etwa zehn Minuten dorthin gelangen könnte, wenn sie erst einmal das dichte Gestrüpp, das vor ihr aufragte, hinter sich gelassen hätte. Sie schulterte ihren Rucksack und schlüpfte durch einen weiteren Zaun. Mit ihren Stiefeln rutschte sie ständig auf dem feuchten Boden aus, aber sie kämpfte sich mit gesenktem Kopf gegen den Wind nach oben und erreichte schließlich den Gipfel mit der Schlossruine. Sarah schloss kurz die Augen und holte tief Luft. Von hier oben aus hatte man eine unglaubliche Aussicht. Es war gerade Ebbe, und die Bucht war eingerahmt von weiten Sandstränden, während weiter unten an der Nordsee zwei Autos über eine niedrige Brücke fuhren.
    Sarah strich sich die Haare aus dem Gesicht und blickte auf den Ort. Auf den Feldern, die ihn einrahmten, lagen kleine Gehöfte. Die Berge in der Ferne waren immer noch nebelverhangen. Sie ging um den hohen Turm herum und stieß hinter einem Felshaufen auf einen schmalen Eingang. Sie kletterte über die Steine und wartete an der dunklen Öffnung, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Durch einen Spalt drang Licht nach draußen. Mutig machte Sarah einen Schritt vorwärts, merkte jedoch zu spät, dass der Boden einen halben Meter tiefer lag. » Scheiße!«
    » Man sollte erst einmal genauer hingucken, bevor man hier einfach herunterspringt. Mit einem gebrochenen Knöchel kommt man hier nicht weit.« Der schwere Akzent gehörte zu einer Männerstimme.
    Erschreckt wich Sarah einen Schritt zurück. » Wer sind Sie?«
    » Das könnte ich Sie auch fragen.«
    » Ich bin ein Besucher.« Sarah wandte sich zum Gehen.
    » Wegen mir brauchen Sie nicht zu gehen, Mädchen.«
    Mittlerweile hatten sich ihre Augen an das Licht gewöhnt, und Sarah sah, wie der Mann sich auf einen kleinen Felsvorsprung setzte. Er sah groß aus, größer als sie auf jeden Fall. Seine Haare waren rötlich blond und wirkten in dem gebrochenen Licht wie ein Heiligenschein. Nervös zog Sarah ihre Wasserflasche heraus.
    » Nun, wenigstens sind Sie vorbereitet.« Er lehnte sich zurück. Er hielt ein Buch in der Hand. » Sie sind Australierin. Das ist eine weite Reise.«
    » Ja.«
    » Sie reden nicht viel.«
    » Na ja, Sie wissen schon, Fremde und so«, erwiderte sie.
    » Hier gibt es keine Fremden, Mädchen.«
    Angesichts der Größe von Tongue war es wahrscheinlich so ähnlich wie auf Wangallon, dachte Sarah; wenn die Leute einen nicht kannten, dachten sie sich einfach etwas aus. » Das ist ein toller Aussichtspunkt hier«, verkündete sie. Es würde sie schon nicht umbringen, wenn sie freundlich zu ihm war.
    » Genau dafür wurde das Schloss hier gebaut: damit die Bewohner alles sehen konnten. Angriffe vom Land oder vom Meer. Gute Verteidigungsposition auf einem Steilhang. Nur ein kleiner Eingang.«
    Sarah trank noch einen Schluck Wasser und berührte die bröckelnden Wände. » Wann wurde es gebaut?«
    » Vor Hunderten von Jahren, würde ich sagen. Entweder von den Wikingern oder als Festung gegen sie. Und später umgebaut, renoviert, wer weiß?« Seine tiefe, melodische Stimme hallte leicht in dem riesigen Raum.
    » Warum steht die Ruine denn nicht im Reiseführer? Als Denkmal? Bei vielen Ruinen hier war das der Fall.«
    » Es gibt zu viele. Außerdem kann man im Süden mehr Geld damit machen. Hier oben im Norden kommen nicht so viele Touristen vorbei. Und es gibt auch nicht so viele Denkmäler, weil es einfach nicht so viele Eindringlinge gegeben hat. Sie sehen es ja selbst: Das Land hier oben ist nicht wirklich fruchtbar.«
    Sarah dachte an den Reichtum von Wangallon. » Und was machen Sie?«
    » Ich bin natürlich Farmer.«
    » Wirklich? Nun, dann haben wir etwas gemeinsam. Ich nämlich auch.«
    » Sie besitzen eigenes Land? Ja?«
    » Natürlich«, erwiderte Sarah. Sie merkte, dass sich ein leicht gebieterischer Tonfall in ihre Stimme

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