Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
unten und berührte ihre Rippen. Sie schmerzten. Mit zitternden Händen löste sie ihren Gurt und drehte sich im Sitz zur Seite. Erst dann blickte sie aus dem Fenster. Erschreckt brach sie in Tränen aus. Sie starrte aufs Wasser.
» Alles in Ordnung da drinnen?«
» Sie ist sehr schnell gefahren!«
» Weißt du, wo der Doc ist, Jim?«
» Nein, Dad.«
» Hmm.«
Ein rotbärtiges Gesicht tauchte am Fenster von Sarahs Auto auf. » Ist alles in Ordnung, Mädchen?«
» Ja, ja. Ich glaube schon.«
Die Tür ging auf, und Sarah wurde aus dem Wagen gehoben. Dann stellte der stämmige, rotbärtige Mann sie vorsichtig auf den Boden.
» Ich bin Robert, und das ist mein Sohn Jim.«
» Dad, ich habe sie heute früh schon getroffen.«
Sarah begann zu zittern. » Danke«, stammelte sie. » Können wir mein Auto da herausholen?« Ihre weiße Limousine schien festzustecken, genau am Rand des Wassers.
» Ich glaube, wir sollten erst einmal den Doc für Sie holen, Mädchen«, brummte der Rotbärtige.
» Wir sind uns in der alten Ruine begegnet. Sie ist aus Australien.«
» Australien«, murmelte Sarah, bevor sie zusammenbrach.
Sarah erwachte in einem Doppelbett. Durch ein schmales Fenster schien die Sonne herein. Sie blickte sich im Zimmer um, sah ihren Koffer und ihre Handtasche und stand vorsichtig auf. Jemand hatte ihre Sachen durchwühlt, um ihr das T-Shirt anzuziehen, dass sie anhatte. Ihre Kleider hingen über der Rückenlehne eines Stuhls. Auf dem Nachttisch lagen Broschüren über Sehenswürdigkeiten in der Gegend. Offensichtlich war sie in dem B&B, das sie gebucht hatte. Sie zog sich langsam an, band ihre Haare zurück, verließ ihr Zimmer und ging langsam die schmale Treppe hinunter.
» Haben Sie gut geschlafen?«
Sie nickte.
Eine grauhaarige Frau wies sie durch eine Tür. » Gut. Der Porridge ist schon fertig.«
Die Tür war halb durch einen breiten Bücherschrank versperrt, aber Sarah schob sich daran vorbei in ein kleines, vollgestelltes Esszimmer. Als sie sich an einen Pinienholztisch setzte, schoss ihr ein scharfer Schmerz durch den Brustkorb.
» Der Arzt sagt, Sie hätten sich eine Rippe gebrochen. Ich bin Mrs Jamieson. Sie hatten hier gebucht.«
Sie zog die Schultern hoch, als wolle sie andeuten, dass sie für die Situation nicht verantwortlich sei. » Aber es ist nichts Ernstes. Wenn Sie sich ein paar Tage ausruhen, ist es bestimmt wieder gut.«
» Oh.« Sarah blickte sich in dem kleinen Raum um.
» Der Schankwirt kommt gleich, um Ihre Aussage aufzunehmen.«
» Aussage?« Sarah hielt sich die Rippen fest und traute sich kaum zu atmen, bis sie eine bequemere Position gefunden hatte. » Mein Auto! Wissen Sie…?«
» Mädchen, die Mackens haben sie hergebracht. Und viel mehr habe ich mit ihnen auch nicht geredet. Der Arzt hat gesagt, Sie stünden unter Schock. Sie haben von vier Uhr gestern Nachmittag bis heute früh geschlafen.«
» Oh«, erwiderte Sarah mit schwacher Stimme. Vor ihr auf dem Tisch lagen ein Plastikset und Besteck. Mehrere Sorten Marmelade standen da.
» Heute kommt der Fischmann. Abendessen ist um sieben. Wie möchten Sie ihren Schellfisch? Mit Sahnesauce? Gedünstet? Gebacken? Paniert? So.« Sie stellte eine Schale mit Porridge vor Sarah und legte sich ihr Küchenhandtuch über die Schulter. » Möchten Sie zu Ihrem Speck, den Würstchen und den Bohnen ein oder zwei Eier?«
Die große Portion Porridge dampfte. » Nur eins, bitte, Mrs Jamieson.« Sie seufzte.
» Nur eines? Liebes, Sie sind an unser Wetter hier nicht gewöhnt.«
» Nun, ich…« Sie wollte ihre Gastgeberin nicht beleidigen.
» Die Gäste laufen immer so viel durch die Gegend, und bis zum Abendessen ist es noch lang. Das Wetter ändert sich ständig. Schauen Sie mal nach draußen.«
Sarah erhob sich vorsichtig, beugte sich über ihr Porridge, um durch das kleine Fenster zu spähen. Das Haus lag an einem kleinen Hügel, und der Blick ging über ein Tal, in dem sich der Morgennebel gerade über den Weiden lichtete. Ein höherer Hügel gegenüber tat sein Bestes, die Sommersonne zu verdecken. Sarah setzte sich wieder, zog die Ärmel ihrer Baumwollbluse herunter und musste unwillkürlich an die langen, heißen Sommer auf Wangallon denken.
Auf einmal merkte sie, wie hungrig sie war. Rasch begann sie, ihr Porridge zu löffeln, wobei sie sich im Raum umschaute. Ein abgewetzter Zweisitzer und ein großer Lehnsessel standen in einer Ecke. Eine Wand nahm ein Bücherregal ein, mit Hochzeits- und Taufbildern in
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