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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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sollte.«
    Anthony stand hinter ihr, und Sarah roch seine Nähe. Sie bräuchte sich einfach nur umzudrehen und ihn zu umarmen. Das hätte sie am Tag der Beerdigung so gerne getan, aber irgendwie würde es die Dinge nicht besser machen, wenn sie ihn umarmte. Was sie einmal verbunden hatte, lag jetzt in der Vergangenheit begraben mit ihrem geliebten Cameron.
    » Ich will nicht, dass du gehst, Sarah. Ich bitte dich zu bleiben.«
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern. » Bitte mich nicht darum, Anthony.« Sie drehte sich zu ihm um und schob seine Hände weg. » Ich muss gehen. Ich kann nicht hier bei meinen trauernden Eltern bleiben.«
    » Du bist nicht allein.« Anthony berührte mit der Fingerspitze die Tränenspur auf ihrer Wange.
    Sarah wich zurück. All die Monate hatte sie von Anthony geträumt, davon, dass er ihr ein deutliches Zeichen gab, wie viel ihm an ihr lag, und jetzt, wo er sie anflehte, hierzubleiben, konnte sie es nicht. Sie rang mit sich, aber sie konnte jetzt einfach nicht in Wangallon bleiben. Hier würde sie jeden Tag an die alten Zeiten erinnert. Und sie hielt es nicht aus, jeden Abend in Gesellschaft ihrer Eltern zu verbringen, die sich mit feindseligen Blicken maßen.
    » Verdammt, Cameron war alles für mich. Er hat mich gelehrt, was Liebe und Loyalität bedeuten. Er hat sich um mich gekümmert. Er war mein Freund. Nichts kann ihn ersetzen, Anthony, und niemand kann mir im Moment helfen.« Sie blickte über das Wasser auf die ferne Erinnerung ihrer Kindheit.
    In ihren Augen stand Entschlossenheit. Anthony wusste, dass er sie nicht von ihrem Entschluss abbringen konnte. Also ließ er sie in Ruhe. Mit blassem Gesicht, dunkle Schatten unter den Augen, stand sie da. Und er wusste, dass mit ihrer Abreise und Camerons Tod Wangallons Zukunft ungewiss war.

Sommer, 1859
    Wangallon Station
    Die Reiter hielten im Schatten eines großen Zitronenbaums an. Sand und schwarze Fliegen hüllten sie ein, als sie abstiegen. Hamish sprang vom Pferd und blickte seine Männer an.
    » Das ist es!« Er spuckte den Zigarettenstummel aus und machte eine ausholende Geste. » Die Grenzen sind eingezäunt. Wir fahren die Schafe hierhin, und dann…«
    » Boss?«, unterbrach Jasperson ihn und kratzte sich am Schritt. » Warum hast du gerade das hier ausgesucht? Hier ist doch nichts. Hier ist es nur flach.« Missmutig blickte er sich um. Natürlich bedeutete die Entfernung Sicherheit, zumal sie im letzten Jahr jede Menge Schafe gestohlen hatten, aber an diesem abgelegenen Ort fühlte Jasperson sich von der Menschheit ausgestoßen. » Keine Hügel. Nichts.«
    Hamish lächelte nur. » Wir reiten auf diesen Rauch zu.« Er stieg wieder auf sein Pferd und führte Jasperson, Dave und zwei andere Männer langsam durch das Grasland. Ein beißender Westwind wehte ihnen ins Gesicht. Ein Teil des Landes hatte einem Viehzüchter gehört, der pleitegegangen war. So weit das Auge reichte, sah man immer wieder große Baumgruppen. Hamish fluchte leise beim Anblick dieses wilden, einsamen Landes, das jetzt ihm allein gehörte. In seiner rauen Schönheit ähnelte es dem Land seiner Vorfahren. Er liebte den Kampf, und auf dieser fruchtbaren Erde würde er kämpfen müssen. Es war ein langer Ritt von Ridge Gully hierher und ein noch längerer von den Goldfeldern von Victoria, wo sein Bruder begraben lag. New South Wales war jetzt sein Land, und er hatte es teuer bezahlt.
    Hamish ritt mit den Männern in Richtung des Rauchs. Am Boden kauernde Gestalten kamen in Sicht.
    » Aborigines«, flüsterte Jasperson.
    Hamish nickte. Die Gruppe erhob sich, als sie näher kamen. » Seid auf der Hut, Männer.« Es hatte zahlreiche Zwischenfälle zwischen Schwarzen und Weißen gegeben, und auf beiden Seiten waren Leute umgekommen. Hamish war zwar der Besitzer dieses Landes, aber diese Leute waren zuerst da gewesen, und ihr Wissen würde für ihn von unschätzbarem Wert sein. Er hatte nicht vor, sein neues Leben durch Arroganz zu gefährden. Deshalb redete er bewusst langsam, als er die Gruppe von Aborigines erreichte. Er war sich ihrer wachsamen Blicke bewusst, als er vom Pferd stieg und Kautabak aus seiner Satteltasche nahm. Es waren sechs Männer, groß, schlank und dunkelhäutig. Zwei von ihnen trugen die Kleidung der Weißen, Hosen mit Ledergürteln und breitkrempige Hüte. Sie betrachteten die feuchten Tabakstücke anerkennend, bevor sie sie in den Mund steckten und anfingen zu kauen. Fliegen schwärmten über ihnen, und die Pferde scharrten unruhig

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