Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
getrübt, dass er das Thema nie wieder zur Sprache gebracht hatte, aber jetzt war sein Haus fertig. Er wollte seine Familie bei sich haben und hoffte immer noch auf eine Versöhnung mit seiner Frau. Ein wenig ratlos kratzte er sich am Nacken.
Rose schloss leise die holzgetäfelte Tür und setzte sich in den Ledersessel neben ihre Mutter. Wahrscheinlich würden sich die Gerüchte, die sie in der Küche gehört hatte, als wahr erweisen, und er hatte seine Geschäfte aus Ridge Gully verlegt. Rose hoffte nur, dass ihr Leben davon nicht betroffen war. Sie wollte mit ihrer Mutter und ihren Kindern hierbleiben und glaubte tatsächlich, ihr Leben könne so weitergehen wie bisher. Warum sollten sie eine so angenehme häusliche Situation ändern? Sie hatte nur wenig Einfluss darauf, wie ihr Reichtum erworben worden war, deshalb war sie entschlossen, sich so ein friedliches, elegantes Heim zu schaffen, wie Sir Malcolm es hatte. Nach und nach würde bestimmt in Vergessenheit geraten, wie ihr Mann sein Vermögen gemacht hatte. Sie hatte schon mit der Haushälterin über neue Möbel gesprochen und dachte daran, ihr Schlafzimmer in rosa und weißem Brokat einzurichten.
Hamish beobachtete seine junge Frau aufmerksam. Die Mutterschaft bekam ihr, und er fand ihr Gesicht und ihre vollere Figur reizvoller denn je. Leider hatte sie nichts von ihrer ablehnenden Haltung ihm gegenüber verloren, obwohl sie seine Avancen letzte Nacht geduldet hatte. Aber das würde sich auf jeden Fall ändern müssen, wenn eine Versöhnung stattfinden sollte, ganz gleich, wie Rose dazu stand. Sie war seine Ehefrau und konnte nicht aus einer Laune heraus ihre Meinung ändern.
Er trat an den Kamin und schob ein Scheit, das zur Seite gerutscht war, wieder in die Flammen.
» In den letzten Monaten hat es bedeutende Änderungen in meinen Geschäften gegeben.«
Als sie seine Stimme hörte, erwachte Lorna und richtete sich auf. Rose blickte ihre Mutter an, die ganz in Blassrosa gekleidet war. » Ach ja, Sir, und wessen Herde hast du heute gestohlen?«
» Rose, hüte deine Zunge! Du sprichst mit dem Vater deiner Kinder, mit deinem Ehemann und Ernährer!«
Hamish zog seinen Tabaksbeutel hervor und begann, seine Pfeife zu stopfen. » Nein, Lorna, das Mädchen ist wütend, und dazu hat sie auch alles Recht, da ich mein Versprechen, ihr ein guter Ehemann zu sein, nicht eingehalten habe.«
» Du hast nichts versprochen, und ich habe noch weniger in diesen letzten Monaten erhalten. Nur durch den Klatsch der Leute in der Stadt habe ich erfahren, Mr Gordon, dass du Herden, Häuser und Land stiehlst.«
Hamish zog an seiner Pfeife und konzentrierte sich auf die Rauchkringel, die an die Decke stiegen. Roses Einstellung hatte sich anscheinend seit ihrem ersten bitteren Streit noch vor der ersten Geburt nicht geändert. Er musterte die schwere grüne Seide ihres Kleids.
» Ich finde deine Bemerkungen amüsant, meine Liebe, wenn man bedenkt, mit welcher Leichtigkeit du mein Geld ausgibst.« Zum ersten Mal sah Hamish seine Frau so, wie sie wirklich war: die Tochter einer Prostituierten, geschult im Umgang mit der feinen Gesellschaft, aber doch nicht so prinzipientreu, dass sie den wachsenden Reichtum ihres Gatten nicht zu schätzen wusste.
» Gütiger Gott, vergebt meiner Tochter, Sir!«, rief Lorna aus und stand auf. » Wir sind zutiefst dankbar…«
» Genug! Ich will nichts mehr davon hören, mein Entschluss steht fest.« Hamish klopfte seine Pfeife im Kamin aus. Obwohl Rose nichts für ihn empfand, konnte er es nicht über sich bringen, sie zu verlassen. Er hatte zu viele Monate damit verbracht zu bedauern, wie schlecht die Beziehung zu seinem toten Bruder gewesen war. Rose war jetzt seine Familie. Er schuldete es dem Andenken seines Bruders, diese gescheiterte Ehe wieder in Ordnung zu bringen und dafür zu sorgen, dass seine zukünftige Beziehung zu seinen Kindern nicht von vergangenen Fehlern getrübt wurde. Und noch wichtiger war, dass die Blutlinie der Gordons Bestand hatte. Es würde ein neuer Anfang in einem neuen Land sein, weit weg von dem Vater, den er hinter sich gelassen hatte.
» Na, da bin ich aber gespannt«, erwiderte Rose.
» Ich habe die Agentur und das Kaufhaus an Todd Reynolds verkauft, ebenso wie die Häuser neben diesem Haus.«
» Aber sie waren doch dein Hochzeitsgeschenk an mich«, stammelte Rose und umklammerte die Armlehnen des Sessels.
» Ja, das Geld wird woanders investiert, ebenso wie das Einkommen der letzten Monate.«
Rose sprang
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