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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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Flitterwochen auf Fidschi hatte Ronald ihr Komplimente gemacht, weil sie seinen Geschäftspartnern und Kunden gegenüber so höflich gewesen war. Wie weit ihre Großzügigkeit ging, würde er erst später erfahren.
    Sue hatte ursprünglich nie vorgehabt, ihren Mann zu betrügen. Ronald war ein guter, ehrenwerter Mann, schlicht in seinen Wünschen und angenehm offen im Wesen. Aus einer zufälligen Begegnung in einem Hotel, das es schon gar nicht mehr gab, wurden bald Abendessen in Sydney, Theaterbesuche und durchtanzte Nächte. Sue war an diesen Lebensstil als Tochter eines Richters nicht nur gewöhnt, sie pflegte ihn auch voller Freude. Ihre Eltern wollten natürlich, dass sie eine gute Partie machte, und Ronald Gordon, der Erbe von Wangallon Station, war in den Sechzigerjahren ein begehrter Junggeselle.
    Zwei Besuche später verliebte sie sich in Wangallon. Die Farm war eine prachtvolle Symphonie verblichener Eleganz. In den großen, miteinander verbundenen Räumen, die sich wie ein Fächer um das zentrale Esszimmer ausbreiteten, standen schwere Dekorationsgegenstände aus Silber. Alte Ölgemälde mit Familienporträts, Porzellanfigürchen und Art-déco-Stücke, französisches Kristall und englisches Porzellan beeindruckten sie zutiefst. Und die Möbel– zweisitzige Couchen, Lehnsessel, Sofas und Liegen, die meisten davon mit üppigen Brokatstoffen bezogen. Natürlich gab es auch einen Koch und einen Gärtner, da ihre Schwiegermutter, Angie, mit zahlreichen anderen Aufgaben befasst war.
    Erst nach ihrer Verlobung entdeckte Sue, dass ihr Zuhause ein einfaches Haus mit drei Schlafzimmern war, das einfallslos als West Wangallon bezeichnet wurde. Ronald reagierte ungläubig auf ihre Klagen. » Was hattest du denn erwartet?« Und einige Wochen lang stellte Sue sich diese Frage jeden Tag. Sie hatte auch angenommen, regelmäßig nach Sydney reisen zu können, aber man beschied ihr, dass das nur einmal im Jahr, für zwei Wochen über Ostern, der Fall sei. Und es gab kein Personal. Schließlich war Sue eine junge Frau. Ihr Haus und ihr Garten waren nur ein Drittel der Fläche von Wangallon. Wozu brauchte sie da Personal?, fragte Ronald. Darauf wusste auch Sue keine Antwort.
    Als Tom sie ein halbes Jahr später während der Schur besuchte, war Sues ursprüngliche Enttäuschung bereits in Frustration umgeschlagen. Was sollte sie eigentlich hier mitten in der Wildnis? Die Männer arbeiteten von früh bis spät. Es gab keinen Lebensmittelladen, kein Theater, und vor allem keine Modegeschäfte. Sie langweilte sich zu Tode. In der letzten Zeit schlief sie im Gästezimmer, denn ihr war klar geworden, dass sie sich ihr Märchen nur eingebildet hatte.
    Ihr schöner Cameron war das Ergebnis der verzehrenden Leidenschaft, die Tom und sie ergriffen hatte. Ihre Schwangerschaft überraschte Ronald. Sie wussten beide, dass es nicht sein Kind war, und seine hastig geplante Schottland-Reise gab Sue genügend Raum und die Klarheit, die sie brauchte. Kein einziges Mal dachte sie über die Konsequenzen ihrer Affäre nach. Ihre Gedanken galten nur Tom. Trotzdem wartete sie auf die Rückkehr ihres Mannes, da ihr klar war, dass sie ihm eine Erklärung schuldete. Als jedoch Ronald zurückkehrte, gab es Tom schon nicht mehr. Sein Leben war von einem kleinen Dieb zerstört worden, gerade als Sue beschlossen hatte, Wangallon zu verlassen und zu ihm zu gehen. Erst eine Woche, nachdem man ihn in einer dunklen Gasse in Sydney gefunden hatte, erfuhr sie von Toms Tod. Ronalds kurze Erklärung begann mit: » Ach, ich habe ganz vergessen, dir zu erzählen… Kannst du dich noch an Tom Conroy erinnern…« Ihr Tom war bei einem Raubüberfall ums Leben gekommen. Man hatte ihm sein Geld und die Uhr gestohlen und den Schädel eingeschlagen. » Sie haben ihn in Kings Cross gefunden. Ist das zu glauben?«, erzählte Ronald einen Tag später und machte eine Bemerkung darüber, was ein Mann wie er wohl an so einem Ort zu suchen hatte. Trotzdem hatte er nett über Tom geredet und sich auch liebevoll um sie gekümmert.
    Für sie war es der Anfang vom Ende. Sie wusste sofort, dass sie jetzt bis ans Ende ihrer Tage auf Wangallon würde bleiben müssen, und ihr Körper unter der heißen Sonne so ausgedörrt und vertrocknet wie das Land werden würde. Sie blieb wegen Cameron, wegen ihrer Liebe zu ihm, um sicherzustellen, dass er seinen rechtmäßigen Platz in der Familie einnahm. Und jetzt war Sues geliebter Junge gestorben.
    Mit großer Anstrengung raffte Sue sich

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