Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
desinteressiert.
» Es sieht so aus. Er macht einen starken, gesunden Eindruck, meine Liebe.«
Verlegen wandte Hamish sich zum Bett seiner Frau um. Ihre Augen waren tief in die fahle Haut eingesunken. » Sind die Möbel heil angekommen?« Er roch ihren sauren Atem.
» Ja.«
» Auch die Bücher und die Zeitschriften?« In der abgestandenen Luft im Zimmer hing ein schwacher Lavendelhauch.
» Ja.«
» Und du fühlst dich…«, er suchte nach dem richtigen Wort, » …ausgeruhter?«
» Ein wenig.«
» Gut, gut.« Hamish blickte sich unbehaglich im Zimmer um. Dann trat er ans Fenster, zog die Vorhänge zurück und befestigte sie mit der Schärpe. Sofort drang die Mittagssonne ins Zimmer, gefolgt von einem Schwall heißer Luft. » In zwei Monaten kommt ein afghanischer Händler zu Besuch. Dann erwarte ich, dass du aufstehst und ihn empfängst. Wirst du bereit sein?« Sanfter fügte er hinzu: » Und Luke erscheint mir ein wenig unruhig.«
» Er ist vier, Hamish«, erwiderte Rose und setzte sich mühsam auf. » Wer ist dieser Händler? Wir hatten in der letzten Zeit keine Besucher.
» Nun, Mrs Cudlow wird ihn auf jeden Fall bewirten.« Ein Gedanke kam ihm. » Den Stoff hast du bekommen?«
Rose strich die Bettdecke glatt. » Die Kinder brauchten neue Kleider. Der Stoff hat nicht ausgereicht.«
» Das tut mir leid. Aber Matrosenanzüge?« Hamishs Mundwinkel zuckten, als er ihre festen Brüste durch den dünnen Stoff ihres Nachthemds sah.
» Ja.« Rose schob sich noch ein Stückchen höher im Bett. » Du hast erwähnt, dass wir Gäste bekommen.«
Hamish bemerkte, dass ihre Wangen gerötet waren. Beinahe schien sie interessiert. » Ja, wir reden morgen davon. Wenn du ausgeruht bist.«
Rose seufzte. » Natürlich.«
Die Minuten dehnten sich. Hamish lauschte auf das leise Geräusch nackter Füße im Flur. Die Dienstboten brachten sein Gepäck herein.
» Hamish, ich hatte gehofft, du würdest mich auf deine nächste Reise nach Ridge Gully vielleicht mitnehmen, damit ich meine Elizabeth sehen kann. Ich vermisse meine geliebte Tochter so sehr.« Ihre Stimme wurde weich und flehend.
Hamish beobachtete die Schweißperlen, die ihr auf die Stirn traten. Das Baby begann leise zu wimmern. » Ich habe deine Mutter und deine Tochter gesehen. Sie sind beide gesund. Unsere Tochter hat überraschend gute Manieren.« Er hatte es beinahe sogar unterhaltsam gefunden, wie viele Fragen sie ihm über seine Reisen gestellt hatte.
» Oh.«
Er hob das Kind aus der Wiege. » Guter Junge!«, sagte er mit einem stolzen Lächeln, als das Baby aufhörte zu weinen und seinen Vater aufmerksam anschaute. » Dieser Junge hier wird selbstbewusst und gehorsam sein. Ich kann so etwas spüren.« Er reichte das Kind seiner Frau.
» Ist sie sehr gewachsen? Ist sie so groß wie Howard?«
Hamish runzelte die Stirn. Solches Geschwätz war etwas für Frauen. Sein Blick folgte Roses Bewegungen, als sie das Band an ihrem Hals löste und ihrem Kind die Brust bot, die schwer von Milch war.
» Ich würde sie so gerne sehen.«
» Meine Liebe, wir haben bereits ein Kind verloren, weil du dich zu sehr angestrengt hast. Du musst lernen, dich auszuruhen. Es ist eine lange, ermüdende Reise nach Ridge Gully. Weißt du nicht mehr, wie du dich beklagt hast?«
Rose lehnte sich zurück in die Kissen. » Ja.«
» Du hast dich über das unablässige Schwanken der Kutsche beklagt. Du hast dich über das Essen an den Kutschenstationen beklagt und über die Betten, in denen wir geschlafen haben. Und was wäre mit unseren Kindern hier? Drei gut geratene Jungen, und jetzt auch noch ein vierter.«
Hamish dachte an Lorna, in ihren prachtvollen Seidengewändern und ihrem Ruf für aufwendige Dinnerpartys. Das Kaufhaus florierte und gehörte ganz alleine Lorna, die es mit fünf kenntnisreichen und diskreten Angestellten führte. Hamish war beeindruckt und fand seinen Besuch erfrischend angenehm. Nur einmal erwähnte Lorna kurz, dass sie ihrer einzigen Tochter Grüße ausrichten ließe, und drückte ihr Beileid über den Tod seines Sohnes Matthew aus, der vor zwei Jahren bei der Geburt gestorben war.
Das Baby nuckelte desinteressiert an Roses Brustwarze. » Du solltest eine Amme einstellen. Die Mutterschaft hält dich zu lange im Bett, und du solltest längst schon wieder aufstehen.« Rose schien seinen Worten keinen Glauben zu schenken.
Geduldig lehnte sie sich in die Kissen zurück. Nach und nach begann das Kind, gleichmäßig zu saugen. Wenigstens füllten die Kinder
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