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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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wird dich nach Walgett ins Krankenhaus fliegen, du Glückspilz«, fuhr er bemüht fröhlich fort. Alice überprüfte die Trage.
    »Wie geht es dir, Kumpel? Können wir?«, fragte Fraser.
    »Sie ist in Ordnung«, erwiderte Robert mit schleppender Stimme. Fraser sah, dass der Rum wirkte, doch die Schmerzen beim Transport konnte er dennoch nicht vollständig betäuben. Er reichte seinem Freund ein dickes Tauende.
    »Hier, beiß da drauf.« Fraser und Alice hoben gemeinsam an. Das Tau fiel Robert aus der Hand, da er sofort wieder die Besinnung verlor.
    Die Fahrt zurück zum Flugzeug dauerte fünfunddreißig quälende Minuten. Alice saß neben Robert auf der Ladefläche und duckte sich wegen des peitschenden Regens unter die Plane, voller Angst, dass sie das Krankenhaus vielleicht nicht rechtzeitig erreichen würden. Immer wieder fühlte sie Robert den Puls und beobachtete, wie sich seine Brust leicht hob und senkte, um sicherzugehen, dass er noch amete. Bei jeder Erschütterung musterte sie Roberts bleiches Gesicht und betete leise, er möge nicht zu starke Schmerzen haben. Vor Sorge hatte sie vergessen, wie wütend sie eigentlich auf ihn war, und sie versuchte, das schreckliche Gefühl der Ohnmacht wegzudrängen. Wegen des schlechten Wetters wurde es rasch dunkel, und der Weg wurde immer glitschiger und morastiger. Dann waren sie endlich beim Flugzeug.
    »Wie viel Platz ist da drin?«, fragte Fraser.
    »Es reicht für die Trage und für mich. Wir müssen die Trage quer über den Frachtraum für die Postsäcke schieben. Du passt wahrscheinlich nicht mehr rein.« Alice deckte Robert mit der Plane zu. Sie und Fraser waren nass bis auf die Haut, als sie den Verletzten ordentlich festgeschnallt hatten und alles für den Start bereit war.
    »Wirst du es schaffen, Alice?«, überschrie Fraser das Tosen von Wind und Regen.
    »Ich muss.«
    »Hier. Gib ihm noch etwas Rum, wenn er wieder zu sich kommt.« Er reichte Alice die Rumflasche. Ihre Hände zitterten, und ihr klapperten die Zähne. »Du könntest selbst einen Schluck gebrauchen.«
    Alice steckte die Flasche in eine Tasche an der Kabinentür. »Erst nach der Landung.«
    Fraser warf einen letzten Blick auf Robert, der aschfahl und reglos in der kleinen Maschine lag. »Pass auf, Kumpel. Wehe, wenn du schlappmachst, kapiert?«
    »Ich tue mein Bestes«, murmelte Robert, der einen Moment die Augen aufschlug.
    »Ich verständige das Krankenhaus in Walgett per Funk, dass ihr kommt«, rief Fraser Alice zu. »Halt unterwegs Funkkontakt.« Er beugte sich vor und küsste sie rasch auf die Wange. »Du bist ein tolles Mädchen. Der Junge hat wirklich Glück mit dir.« Alice hatte einen Kloß im Hals, als sie die Startklar-Liste durchging und die Maschine dann die Startbahn entlangrollen ließ. Es regnete noch immer wie aus Eimern, und die Startbahn verwandelte sich allmählich in Morast. So einen schweren Start hatte Alice noch nie hingelegt, und als sie endlich in der Luft waren, wiederholte sie im Geiste nur immer wieder: »Lass ihn leben. Bitte, lieber Gott, lass ihn leben.« Währenddessen funkte Fraser das Krankenhaus an, erhielt aber keine Antwort.
    Inzwischen hatte der Wind stark zugenommen und beutelte die Maschine. Als Alice in den Steigflug ging, prasselte der Regen gegen die Frontscheibe, sodass die Sichtweite nahezu bei null lag und sie sich nur anhand ihrer Instrumente orientieren konnte. Auch der Funkempfang wurde immer schlechter, und nach zehn Minuten war nur noch ein lautes Knistern zu hören, als sie versuchte, Fraser zu erreichen. Hin und wieder warf sie einen Blick auf Robert und stellte fest, dass das Blut die Verbände an Bein und Kopf durchweicht hatte. Sein Atem ging immer noch flach und stoßweise, und er sah zum Fürchten aus. Wahnwitzige Gedanken rasten ihr durch den Kopf. Vielleicht würde ja alles wieder gut werden, weil sie umgekehrt war und ihn gerettet hatte. Möglicherweise war Katies Baby ja doch nicht von ihm und sie konnten es adoptieren. Was war, wenn Katie sich nach diesem Unfall plötzlich weigerte, Roberts Frau zu werden? Was, wenn er sie nicht mehr heiraten wollte? Konnte es sein, dass Katie das alles nur erlogen und dass er überhaupt nicht mit ihr geschlafen hatte? Um zwanzig nach fünf schätzte Alice, dass es noch eine Stunde bis Walgett war. Solange sie sich auf das Fliegen konzentrierte, würden sie es noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen. Und dazu musste sie mit diesen Phantastereien aufhören und Robert als Notfallpatienten

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